{"id":4143,"date":"2024-03-01T18:30:19","date_gmt":"2024-03-01T17:30:19","guid":{"rendered":"https:\/\/hartwig-am-sonntag.de\/?p=4143"},"modified":"2024-03-01T18:22:19","modified_gmt":"2024-03-01T17:22:19","slug":"ein-konzertabend-zum-mitgrooven-und-mitschunkeln","status":"publish","type":"post","link":"https:\/\/hartwig-am-sonntag.de\/startseite\/ein-konzertabend-zum-mitgrooven-und-mitschunkeln\/","title":{"rendered":"Ein Konzertabend zum „Mitgrooven und Mitschunkeln“"},"content":{"rendered":"
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  1. Konzert \u00a02023\/24: Lichtspielorchester (Leitung Stefan Geiger) und Tanja Tetzlaff, Violoncello<\/li>\n<\/ol>\n

    Von Barbara Fischer*<\/p>\n

    LEER<\/strong>\u00a0Ein wenig musste man sich beim Verein junger Kaufleute (VJK)in Leer an den Klang des Lichtspielorchesters gew\u00f6hnen – \u00a0ein Blasorchester h\u00f6rt man auf Konzertb\u00fchnen eben nicht allzu oft. Doch es hat gegen\u00fcber der Streicherfamilie einiges an charaktervollen Kl\u00e4ngen zu bieten: in der Tiefe von einer grummelnden Tuba \u00fcber brummende H\u00f6rner und dem aufpeppenden sonoren Ton der Fagotte hin zu singenden Oboen im Verbund mit Klarinetten und in der H\u00f6he bekr\u00f6nenden silberhellen Querfl\u00f6ten. Da ergeben sich eine schwelgerische Tonsprache und gro\u00dfe Gef\u00fchle fast von selber, denn wer k\u00f6nnte dem samtenen Schmeicheln einer Oboe widerstehen oder sich nicht vom pomp\u00f6sen Auftreten mehrerer H\u00f6rner einfangen lassen?<\/p>\n

    Das wussten auch Komponisten wie Richard Strauss und Jean Francaix. Strauss‘ Suite B-Dur f\u00fchrte mit inhaltlich klar formulierten S\u00e4tzen bestens in die Thematik \u201eOriginalmusik f\u00fcr Bl\u00e4ser“ mit ihren vielf\u00e4ltigen Ausdrucks- und Gestaltungsm\u00f6glichkeiten ein. Das Spiel mit instrumentenspezifischen H\u00f6rerwartungen sowie deren Erf\u00fcllung, etwa im elegischen Andante Es-Dur, beherrschte neben Strauss auch Jean Francaix. Seine f\u00fcnf lebensfrohen St\u00fccke f\u00fcr Violoncello und acht Bl\u00e4ser strotzten vor sch\u00f6nen Klangideen, vom Mond im Stimmungstief \u00fcber eine sacht vor sich hin d\u00fcmpelnde Berceuse hin zum finalen \u201eMouvement perpetuel“, das im Vergleich mit Rimsky Korsakovs \u201eHummelflug“ zwar etwas langsamer war, aber deutlich mehr musikalischen nebst Klangwitz zu bieten hatte, wie ihn die bravor\u00f6sen Mitglieder des Lichtspielorchesters auf ihren Fagotten, Klarinetten und Co mitbrachten.<\/p>\n

    Wie passte denn ein Cello zu so viel bl\u00e4serischer \u00dcbermacht? Kurz: es war eine wunderbare Symbiose, in der beide Seiten nahmen und gaben bis hin zu klanglicher Verschmelzung, denn das Cello mit ebenfalls sonorer Tiefe und singender H\u00f6he ging zuweilen v\u00f6llig im Bl\u00e4serklang auf. Tanja Tetzlaff atmete Gemeinsamkeit stiftend mit den anderen; auch in Hinsicht auf Interpretation zogen alle unter der agilen, ausladenden und \u201eanschiebenden“ F\u00fchrung des Dirigenten und Posaunisten Stefan Geiger an einem Sinn- und Lust-auf-mehr bringendem Strang. Intonation ist bei Bl\u00e4sern immer ein Thema und f\u00fcr den einzelnen eine sehr delikat zu behandelnden Angelegenheit; die anf\u00e4nglichen Unsauberkeiten legten sich schnell, und das Ensemble fand zu einem homogenen warmen Gesamtbild mit orchestraler dynamischer Bandbreite. F\u00fcr Friedrich Guldas Cellokonzert op.129 gesellten sich noch Percussion, Kontrabass und Gitarre zum Orchester. Diejenigen im Publikum, die das Werk kannten, schmunzelten schon vorher; die anderen erlebten eine humorvolle \u00dcberraschung, die letztendlich das Publikum ordentlich in Stimmung brachte und f\u00fcr ausgelassenen Beifall aller Art sorgte. Zwischen Bigband-Sound, Rock und alpenl\u00e4ndischer Gem\u00fctlichkeit \u00fcbergangslos hin- und her springend, animierten die Musiker zum Mitgrooven bzw. -schunkeln. Ein idyllischer Heimatabend mit weihevollen tiefen Bl\u00e4sern und Cello-S\u00fc\u00dfe fehlte ebenso wenig wie ein L\u00e4ndler mit Alphorn-Imitation. Dann als Vorgeschmack auf den fulminanten Schluss: gro\u00dfer Cello-Auftritt in der Cadenza zwischen den Welten, virtuos, abgehoben, exaltiert, modern, wow. Kann ein Cello nicht? Doch, kann es wohl, und mit Verve legte sich Tanja Tetzlaff in die rockige wie in die liebholde Kurve. Doch es ging noch mehr: im Finale mutierte das Lichtspielorchester zur Zirkusblaskapelle mit Marsch und gro\u00dfem Wummtata. Manege frei f\u00fcr Cello und Consorten! Bei allem (musikalischen) Spa\u00df: ohne die nahezu artistischen Fertigkeiten Tetzlaffs, ohne das Lichtspielorchester, das ebenso wie die Solistin perfekte Haken in Sachen Stilwechsel schlug, ohne die Bereitschaft aller Musiker, den Gulda’schen Humor so charmant und gekonnt umzusetzen, w\u00e4re die Musik ein platter Witz und das Schmunzeln ein gequ\u00e4ltes L\u00e4cheln gewesen. So aber gab es viele fr\u00f6hliche Gesichter am Ende dieses in sch\u00f6nster Erinnerung bleibenden Abends.<\/p>\n

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    * Hinweis:\u00a0Diese Konzertkritik wird auf\u00a0Hartwig am Sonntag\u00a0ver\u00f6ffentlicht in Kooperation mit dem Verein Junger Kaufleute. Informationen zu dem Verein unter\u00a0www.vjk-leer.de<\/a><\/p>\n","protected":false},"excerpt":{"rendered":"

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