{"id":4162,"date":"2024-03-24T09:00:09","date_gmt":"2024-03-24T08:00:09","guid":{"rendered":"https:\/\/hartwig-am-sonntag.de\/?p=4162"},"modified":"2024-03-22T12:13:41","modified_gmt":"2024-03-22T11:13:41","slug":"die-kolumne-haefen-an-der-ems-mit-strategie-im-verbund-stark","status":"publish","type":"post","link":"https:\/\/hartwig-am-sonntag.de\/startseite\/die-kolumne-haefen-an-der-ems-mit-strategie-im-verbund-stark\/","title":{"rendered":"DIE KOLUMNE – H\u00e4fen an der Ems: Mit Strategie im Verbund stark?"},"content":{"rendered":"

Eine Meldung in den vergangenen Tagen las sich gut: Die Bundesregierung hat gemeinsam mit L\u00e4ndern, Verb\u00e4nden und Gewerkschaften eine Nationale Hafenstrategie beschlossen. 140 Ma\u00dfnahmen zur St\u00e4rkung der See- und Binnenh\u00e4fen sollen umgesetzt werden. Das Signal ist eindeutig: F\u00fcr die deutsche Volkwirtschaft haben funktionierende H\u00e4fen eine zentrale Bedeutung. Auch im Kreis Leer gibt es mehrere H\u00e4fen ganz unterschiedlicher Pr\u00e4gung. Haben diese auch eine Zukunft? F\u00fcr die nationale Strategie sind sie unbedeutend, aber f\u00fcr die Region?<\/p>\n

Die Frage, wohin die Reise der hiesigen H\u00e4fen gehen kann, ist seit mehr als drei Jahrzehnten, als die Ems und das Drumherum durch Vertiefung vor allem f\u00fcr die Meyer Werft in Papenburg \u2013 vorsichtig ausgedr\u00fcckt – eine neue \u201eStruktur\u201c erhalten hat, nicht eindeutig zu beantworten. Schlickproblematik, Schleusen-Herausforderungen, ein Auf und Ab bei den Umschl\u00e4gen in Leer \u2013 stets ist eines geblieben: Die H\u00e4fen im Kreis Leer sind mit Leer und Weener \u00fcber die Jahrzehnte insgesamt ein millionenschweres Zuschussgesch\u00e4ft.<\/p>\n

In Leer waren die aktuellen Umschlagszahlen ern\u00fcchternd: Minus 25 Prozent ist die Bilanz 2023 zu 2022. Die Gr\u00fcnde sind vielschichtig. Die Erreichbarkeit \u00fcber die Br\u00fccken ist hinl\u00e4nglich bekannt, von Seiten des Betreibers, den Stadtwerken Leer, wird die \u201eschwierige Wirtschaftslage und die weltweite Konjunkturflaute\u201c als Hauptgrund angef\u00fchrt. Blo\u00df gut, dass das Defizit f\u00fcr den Hafen – seit dem Einbau des Fluidsystems – durchschnittlich bei nur noch 650.000 Euro pro Jahr liegt und die Schleuse millionenschwer saniert wurde.<\/p>\n

In Weener sind die rein wirtschaftlichen Daten noch erschreckender. F\u00fcr das Jahr 2024 wird von Seiten der Stadt f\u00fcr den Betrieb des Hafens mit fast 1,1 Mio. Euro Kosten kalkuliert. Bei Einnahmen von gut 250.000 Euro ergibt sich ein Verlust von einer Dreiviertelmillion Euro. Mit diesem Geld wird lediglich der Bestand gesichert. Allein Schlickausbaggerungen verschlingen etwa 160.000 Euro. Geplante Investitionen in die Zukunft \u2013 Fehlanzeige.<\/p>\n

Was sind also langfristig die Perspektiven? Wo kann die Reise f\u00fcr die Fischer-, Freizeit- oder Industrieh\u00e4fen \u2013 neben Leer und Weener sind das noch der Anleger Ems-Port in Leer-Nord sowie H\u00e4fen in Jemgum, Oldersum, Ditzum und Borkum \u2013 hingehen? Die gr\u00f6\u00dfte wirtschaftliche Entlastung und dauerhafte Befahrbarkeit w\u00fcrde eine Schleuse im Emssperrwerk bringen. Aber das Thema ist \u201edurch\u201c und nicht umsetzbar. W\u00e4ren die H\u00e4fen ein normales Wirtschaftsunternehmen, dann w\u00fcrden sie in die Insolvenz gehen bzw. w\u00e4ren bereits vor Jahren abgewickelt worden sein. Das ist jedoch undenkbar und auch nicht zielf\u00fchrend, denn allein in Leer werden in den n\u00e4chsten Jahren mehr als ein Dutzend Schiffsneubauten zu Wasser gelassen, der Kreuzfahrtourismus \u2013 ein kleines, professionelles Terminal soll noch in diesem Jahr mit ersten Investitionen auf den Weg gebracht werden \u2013 und die Firmen, die da sind, wollen in den Standort weiter investieren. Der Handel mit Reststoffen \u2013 in diesem Fall Metall in der hafenans\u00e4ssigen Firma – wird mit Blick auf Kreislaufwirtschaft und Nachhaltigkeit tendenziell eher boomen als zur\u00fcckgehen. Der Umschlag und seine Entwicklung d\u00fcrfen da nicht der einzige Indikator f\u00fcr die Bewertung der Zukunft sein.<\/p>\n

Wie geht es weiter? Eine \u201eRegionale Hafenstrategie Ems\u201c nach nationalem Vorbild aufziehen? Alle Kr\u00e4fte b\u00fcndeln \u2013 inklusive dann auch Logistik- und die Tourismuswirtschaft, die an der dauerhaften Existenz moderner H\u00e4fen ebenfalls interessiert sein d\u00fcrften \u2013 und dann in Hannover und Berlin entsprechend mit klaren Forderungen und Zielen aufschlagen? Versuch macht bekanntlich klug. Weniger als das, was in den vergangenen Jahrzehnten im Interesse der H\u00e4fen entlang der Ems an F\u00f6rdergeldern und Zusch\u00fcssen f\u00fcr laufende Betriebe nicht herausgekommen ist, wird es wohl kaum sein.<\/p>\n

Die Hafenwirtschaftsvereinigung in Leer denkt genau in diese Richtung. Sie stellt sich bekannterma\u00dfen neu auf und will aus einer reinen Interessenvereinigung f\u00fcr den Leeraner Hafen zu einer kreisweiten Organisation werden. Das neue Logo gibt es bereits, die neue Internetpr\u00e4senz (www.hwv-lkleer.de<\/a>) ist freigeschaltet und wird mit Leben gef\u00fcllt. In diesen Tagen wird der dreik\u00f6pfige Vorstand in einer Mitgliederversammlung \u00fcber seine Strategie informieren. Diese wird nach der Einbindung des Ems-Ports noch mehr gepr\u00e4gt werden durch das Motto \u201eGemeinsam sind wir stark\u201c. Dem Vernehmen nach gibt es au0erdem bereits Gespr\u00e4che mit Verantwortlichen anderer H\u00e4fen im Kreisgebiet. Die Aufgabenstellung wird wohl lauten: Wie sieht diese Strategie auch mit Blick auf die Digitalisierung aus? Wer finanziert eine professionelle Erstellung einer solchen Strategie? Wie wird gemeinsam auf allen politischen Ebenen \u201eDampf\u201c gemacht?<\/p>\n

Fest steht: Die H\u00e4fen mit ihrer Bedeutung f\u00fcr Binnen-, Import- und Exportumschlag und f\u00fcr Freizeit und Tourismus werden bleiben, die Defizite aus dem Betrieb langfristig auch. Die spannende Frage ist: Gelingt es den Verantwortlichen k\u00fcnftig gemeinsam besser, F\u00f6rdergelder f\u00fcr Modernisierung, Digitalisierung und Optimierung zu akquirieren? Bisher gibt es in dieser Hinsicht keine gezielten \u201eF\u00f6rdert\u00f6pfe\u201c auf Land-, Bund- und EU-Ebene. Es ist Zeit, dass sich das \u00e4ndert.<\/p>\n","protected":false},"excerpt":{"rendered":"

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