Von Holger Hartwig*
Das neue Jahr ist nun bereits wieder zwei Wochen „alt“. Sind auch Sie in dieses Jahr mit einigen guten Vorsätzen gestartet? Wie viele davon haben sich als „haltbar“ erwiesen? Welche sind bereits wieder über Bord geworfen worden? Umfragen zu diesem Thema sprechen eine deutliche Sprache: Die Vorsätze sind gut gemeint, aber die meisten sind schon gescheitert, bevor sie im Alltag wirklich bestehen. Warum ist das so und wie kann jeder einzelne daran arbeiten, dass seine guten Absichten und Vorsätze – entweder für sich selbst oder den Umgang mit seinem Umfeld – eingehalten und dann auch zur Selbstverständlichkeit werden?
Einfach wäre es, wenn die beste Form der Provokation – oder soll ich besser schreiben Motivation – vor Beginn der Umsetzung eines Vorsatzes kommen würde. Doch leider kommt der „Klassiker“ aus dem Umfeld immer erst dann, wenn der Vorsatz nicht lange Bestand hatte: „Wenn Du das wirklich wolltest, dann hättest Du das auch geschafft.“ Klingt hart, ist aber leider zutreffend. Wo ein Wille ist, ist auch ein Gebüsch. Daher: Wenn Sie sich etwas vornehmen, sprechen Sie mit anderen, hören sie sich deren Meinungen an – das würde eine Verbindlichkeit schaffen, und Ihnen das Gefühl geben, sich zum Ausführen Ihres Vorsatzes verpflichtet zu haben. Vorsätze, die jemand nur mit sich selbst trifft, kann er oder sie halt auch heimlich, still und leise, ganz nebenbei und unbemerkt „beerdigen“.
Noch viel wichtiger ist es, wie die innere Haltung zu einem Vorsatz positiver gestaltet werden kann. Dafür gibt es drei Aspekte: Das Ziel muss eindeutig formuliert sein. Wenn ein Verhalten verändert werden soll, dann muss ein Ersatz-Verhalten an diese Stelle rücken. Und als Drittes – Sie sollten sich unbedingt für die Verhaltens-Änderung belohnen.
Warum? Schauen wir auf das Ziel: Wer zu sich sagt „Ich will in diesem Jahr abnehmen“, der wird scheitern oder enttäuscht werden. Es ist wichtig, dass bei dieser Zielsetzung genau definiert wird, wie viele Kilos bis wann abgenommen werden sollen. Und noch viel wichtiger: Vergessen Sie bei jeglicher Ziel-Beschreibung nicht, im Kopf zu haben, dass das Erreichen des Ziels bei bester Gesundheit passieren soll. Weil ein Vorsatz gerne immer und immer wieder gesprochen oder gedacht wird, speichert Ihr Unterbewusstsein die Botschaft mit dem exakten Wortlaut sehr genau. Deswegen kommt es auf die Genauigkeit der Ziel-Beschreibung an, denn sicherlich wollen Sie nicht die gewünschte Kilo-Zahl auf der Waage das erste Mal beim Arzt sehen, weil ihr Körper durch eine Krankheit geschwächt wurde.
Wer anstelle eines Verhaltens, das für ihn oder sie jahrelang „normal“ gewesen ist (wie z.B. das Rauchen), kein Ersatz-Verhalten festlegt, der bekommt das Gefühl der Leere. Da fehlt einfach etwas. Kurzum: Mit der gewonnenen Zeit muss etwas passieren. Schaffen Sie sich Ersatz-Rituale, die wie das, was durch den Vorsatz gekippt wird, für Sie zur positiven Selbstverständlichkeit werden.
Als dritten Aspekt für das Gelingen von Vorsätzen sollten Sie festlegen, wie Ihr Erfolg belohnt wird – sei es durch persönliche Anerkennung mit Worten oder durch kleine oder auch etwas größere Belohnungen. Jeder kennt das aus dem Umgang mit Kindern, vor allem in deren ersten Lebensjahren: Da ist es (hoffentlich) selbstverständlich, dass jede kleine Errungenschaft „gefeiert“ wird. Erinnern Sie sich an das Gesicht des Kindes, wenn Sie das Kind für etwas loben, oder wenn es für etwas, das dem Kind gelingt, eine Belohnung gibt? Es ist das Bewusstwerden jedes einzelnen Schrittes oder Tages, der einem auch beim Verwirklichen von Vorsätzen hilft.
Zum Schluss noch das Thema des „Vorsatz-Killers“: Das kleine Wörtchen MUSS. Wer bei Vorsätzen davon spricht, dass er oder sie das ja machen MUSS, der sollte es besser gleich lassen. Wer aus einem selbst gefühlten – oder durch das persönliche Umfeld geprägtem – Zwang handelt, der wird scheitern. Bei einem MUSS fehlt der Person die Erkenntnis, dass jeder Vorsatz das Ziel hat, für sich persönlich etwas Gutes zu bewirken.
Wer also einen Vorsatz fasst, der sollte denken und sagen: „Ich werde…, weil ich das für mich mache, weil es mir wichtig ist und weil es mir Kraft, Gesundheit und Freude gibt.“ Und bitte nicht sagen: „Ich will“ – denn das ist nur eine verbale Absichtserklärung, und im Gegensatz zu „Ich werde“ ist im Bewusstsein noch keine Entscheidung zur Umsetzung gefallen.
* Der Autor ist Systemischer Coach, Kommunikationspsychologe (FH) und Heilpraktiker für Psychotherapie. Er unterstützt Menschen bei Herausforderungen, die das Leben privat oder beruflich mit sich bringt.