DIE KOLUMNE – EWE-Gelände: Viele Worte, wenig Fakten und ein Königsweg

DIE KOLUMNE – EWE-Gelände: Viele Worte, wenig Fakten und ein Königsweg

Der jahrelange Stillstand ist beendet, es ist Bewegung drin. Aber auch Tempo? Nach der medialen Inszenierung, bei der Landrat Matthias Groote und Bürgermeister Claus-Peter Horst auf einem Modell kleine Häuschen auf dem ehemaligen EWE-Gelände zwischen Innen-, Alt- und Weststadt an der Gaswerkstraße hin und her schoben, sollte man meinen: Ja. Ebenso mit Blick auf die Antworten, die das Kreishaus diese Woche zu dem Thema gegeben hat. Darin wird von einer „bereits bestehenden grundsätzlichen Einigung über den städtebaulichen Rahmen zwischen den Verwaltungen“ geschrieben. Man habe gemeinsam „einen Bebauungsplanentwurf skizziert, welcher nun innerhalb der Stadt Leer mit deren politischen Gremien abgestimmt werden muss“.  Stimmt alles – und liest sich, als wenn bereits klare Vorstellungen für das 17.000 Quadratmeter große Areal bestehen.

Holger HartwigDIE KOLUMNE – EWE-Gelände: Viele Worte, wenig Fakten und ein Königsweg
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EWE-Gelände: Konkrete Nutzungsvorstellungen und Zeitplan völlig offen

EWE-Gelände: Konkrete Nutzungsvorstellungen und Zeitplan völlig offen

LEER Das EWE-Gelände inmitten der Stadt Leer ist seit Jahren ein Thema. Zunächst als Bildungscampus geplant, ist die Ausgestaltung der Flächen, die derzeit noch von Altlasten im Boden teilweise befreit werden, noch offen. „HARTWIG am SONNTAG“ fragte im Kreishaus nach, wie der Stand der Dinge ist. Lesen Sie nachfolgend die Antworte aus der Kreisverwaltung.

Wer ist für die weitere Planung der verantwortliche Ansprechpartner beim Kreis Leer? Welche Bereiche sind beteiligt?
Seit Herbst 2022 ist das Gebäudemanagement für das Projekt verantwortlich. Beteiligt ist auch die Kämmerei (Verträge). Letztlich werden die Beschlüsse aber von der Politik getroffen.

Was sind die nächsten inhaltlichen Schritte, die der Landkreis geht? Wie werden diese Schritte gegangen?
Zuständig für die Bauleitplanung ist die Stadt Leer, mit der wir in stetigem Austausch sind. Beide Seiten bereiten gemeinsam einen Bebauungsplan vor, in dem das ehemalige EWE-Gelände als sogenanntes Urbanes Gebiet festgesetzt werden soll; das ist ein noch relative neues Instrument, das zunächst einmal eine Vielzahl von Nutzungen ermöglicht und in diesem Fall alle bisher diskutierten Nutzungen grundsätzlich zulassen würde. Dieser Bebauungsplan muss natürlich zunächst vom Stadtrat gebilligt werden.

Welche Nutzungsarten werden seitens der Kreisverwaltung in Erwägung gezogen? Was wird kategorisch ausgeschlossen?
Wie bereits mehrfach dargestellt, wollen wir das Gelände zusammen mit der Stadt und der Politik entwickeln. Wir haben auf Wunsch von Kreistagsabgeordneten im April ein Werkstattgespräch angeboten, um über Historie und den aktuellen Stand zu informieren – aber auch, um zu hören, welche Wünsche und Ideen es vonseiten der Kreispolitik gibt. Und diese sind vielfältig. Sie reichen vom reinen Bildungscampus über einen Campus mit Schwerpunkt Bildung sowie Verwaltung bis hin zu weiteren Nutzungen wie u.a. bezahlbare Wohnungen, Nahversorgung in kleinem Stil und Gastronomie, Freizeitangebote, Kita, Co-Working-Space sowie viel öffentliches Grün mit hoher Aufenthaltsqualität.

Wird ein Verkauf des Areals oder Teilen des Geländes weiterhin kategorisch ausgeschlossen ebenso wie die Gründung einer gemeinsamen Entwicklungsgesellschaft oder vergleichbarem mit der Stadt Leer?
Ist derzeit nicht vorgesehen. Zu diesem Zeitpunkt wird nichts kategorisch ausgeschlossen, da wir uns in einem offenen Entwicklungsprozess befinden. Grundlage für alle weiteren Überlegungen ist jedoch die Abstimmung mit der Stadt Leer hinsichtlich der Bauleitplanung, um den Rahmen möglicher Bebauung hinsichtlich Nutzungsart, Größe und Lage auf dem Gelände zu stecken.

Wie wird die weitere Zusammenarbeit mit der Stadt konkret zeitlich und inhaltlich ausgestaltet sein (wird der „Arbeitskreis“ fortgesetzt“? 
Die Aufgaben sind zunächst verteilt. In mehreren Gesprächen haben wir zusammen mit der Stadt Leer einen Bebauungsplanentwurf skizziert, welcher nun innerhalb der Stadt Leer mit deren politischen Gremien abgestimmt werden muss. Es wird dazu weitere gemeinsame Termine zwischen den beiden Häusern geben.

Ist eine Bürgerbeteiligung in der Phase der Ideenfindung vorgesehen? Wird es Informationsveranstaltungen geben? 
Aufgrund der städtebaulichen Bedeutung soll die Öffentlichkeit informiert werden. In welcher Form, steht zum jetzigen Zeitpunkt nicht fest. 

Gibt es aus Sicht des Kreises einen Zeitplan, bis wann eine Planung soweit vorangebracht sein soll, dass die Bauleitplanung seitens der Stadt erfolgen kann? 
Sollte die bereits bestehende grundsätzliche Einigung über den städtebaulichen Rahmen zwischen den Verwaltungen auch innerhalb der politischen Gremien beider Seiten bestehen, kann schnell das Bauleitplanverfahren eingeleitet werden. Parallel dazu können dann die Nutzungskonzepte und die Planungen dazu weiter vorangebracht werden. Einen konkreten Zeitplan können wir aber zu diesem Zeitpunkt noch nicht nennen.

Ist bereits festgelegt, wann der Kaufpreis final gezahlt  wird? Wie hoch ist der Kaufpreis für das gesamte Areal (inklusive der bereits genutzten Flächen) insgesamt?
Der Landkreis Leer hat mit der EWE Kaufverträge über drei Geländeteile vereinbart. Der Gesamtpreis beträgt insgesamt 3,75 Mio. Euro plus Kaufnebenkosten.

Teil I (Ubbo-Emmius Str. 7-9, 11)Der Kaufvertrag zu Teil I ist vollzogen. Der Kaufpreis ist bezahlt.

Teil II (Ubbo-Emmius Str. 13, 15, 17, 19, 21 und  Hajo-Unken-Str. 4) 

Teil III (Gaswerkstr. 18 u. 18 a/ Hasenpfad) 
Teil II und III: Die Kaufverträge sind unterschrieben, jedoch hat noch kein Besitz- bzw. Eigentumsübergang stattgefunden. Es wurde noch kein Kaufpreis bezahlt. In diesen Teilen findet die Altlastensanierung zurzeit statt.

Hat es von Seiten der EWE Auflagen gegeben, wie eine künftige Nutzung – sozial, Bildung etc. – genutzt werden soll? Hat der Kreis sämtliche Gestaltungsfreiheiten? ist die EWE vertraglich an einem Gewinn bei dem Weiterverkauf des Grundstückes ggf. zu beteiligen? 
Nein.

Nach der Beantwortung dieser Fragen stellte „HARTWIG am SONNTAG“ weitere Fragen zur Konkretisierung gestellt:

a. Sie schreiben, dass gemeinsam mit der Stadt bereits ein „Bebauungsplanentwurf“ skizziert wurde. Als ausgebildeter Immobilenkaufmann sagt mit diese Begrifflichkeit aus dem Baurecht nichts. Mögen Sie bitte beschreiben, was ein Bebauungsplanentwurf grundsätzlich an Infos und Aspekten beinhaltet und welche es in dem Infos und Aspekte es in dem vorliegenden Fall ganz konkret sind?

b. Sie schreiben von einer „bereits bestehenden grundsätzlichen Einigung über den städtebaulichen Rahmen zwischen den Verwaltungen“. Wie sieht diese grundsätzliche Einigung aus? Was bedeutet das ganz konkret? Was beinhaltet dieser städtebauliche Rahmen an konkreten Überlegungen zur Nutzungsart, zum Nutzungsumfang etc.? 

c. Zu welchem Dezernat gehört das Gebäudemanagement? Wer steht diesem vor und verantwortet die Vorgehensweisen?

d. Sie schreiben, dass es weiter gemeinsame Termine geben wird. Die Zeitschiene lassen sie offen, das ist eher ungewöhnlich für konkrete Planungen. Was ist das konkrete Ziel: Bis wann wollen Kreis und Stadt einen genehmigungsfähige Bauleitplanung im Idealfall vorlegen? Oder ist etwa kein Zeitplan mit terminierten Zwischenschritten festgelegt worden?

d. Wie groß ist die Gesamtfläche der von der EWE erworbenen Grunndstücke? Wie groß ist die zu beplanende Fläche?

Die Antwort aus dem Kreishaus lautete auf diese Fragen:

„Die Anfrage ist u.E. ausführlich beantwortet worden. Das Stadium des Konkreten ist noch nicht erreicht; deswegen kann dazu auch nichts Näheres mitgeteilt werden.

Zuständigkeiten beim Landkreis: https://www.landkreis-leer.de/?object=tx%7c3399.25084.1

Die Gesamtfläche der EWE-Grundstücke beträgt rund 17.000 Quadratmeter. Der Geltungsbereich des Bebauungsplans ist etwas größer, steht aber noch nicht fest.“

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„4-Tage-Woche? Die Arbeitszeit muss gleich bleiben, damit es funktioniert“

„4-Tage-Woche? Die Arbeitszeit muss gleich bleiben, damit es funktioniert“

„Auf einen Tee mit…“: Heute mit Thomas Gelder, Erster Bevollmächtigter der IG Metall Leer Papenburg

BUNDE Er ist ein „Metaller“ durch und durch: Thomas Gelder. 27 Jahre hat der gelernte Stahlschlosser auf der Meyer Werft gearbeitet und davon bis 2015 als Chef des Betriebsrates die Rechte der Mitarbeitenden vertreten, bevor er nun seit vielen Jahren bei der IG Metall Leer Papenburg arbeitet. Der Erste Bevollmächtigte der Gewerkschaft spricht in der Rubrik „Auf einen Tee mit…“ unter anderem über die Vier-Tage-Woche, Leiharbeit, Altersarmut und Aktienrente sowie über die Zukunft der Meyer Werft, Vorbilder und eine anstehende Hochzeit.

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Finaler Glanzpunkt einer hochkarätigen Konzertreihe

Finaler Glanzpunkt einer hochkarätigen Konzertreihe

Letztes Konzert des Vereins Junger Kaufleute in der Saison 2022/23 – Französischen Streichquartett „Quatuor Ébène“ zu Gast in Leer

Von Barbara Fischer*

LEER Es war das bemerkenswerte Finale einer bemerkenswerten Saison. Mit dem Gastspiel des französischen Streichquartetts „Quatuor Ébène“ setzte der Verein junger Kaufleute einer ohnehin hochkarätigen Konzertreihe noch einen weiteren Glanzpunkt auf. Dabei war man angesichts des Programmes eher skeptisch ob eines „angenehmen“ Finales. Dubugnon? Nie gehört, aber immerhin mit Bach-Anlehnung. Ligeti? Sehr modern. Mit Schumann wenigstens etwas Gescheites.

Wie schön, dass man zuweilen gleich von mehreren Überraschungen überrascht wird. Da wären zu allererst natürlich die Musiker mit Pierre Colombet und Gabriel Le Magadure (Violine), Marie Chilemme (Viola) und (in Vertretung von Raphael Merlin) Matthijs Broersma (Violoncello), die eine Lehrstunde in der Kunst perfekten Zusammenspiels ablieferten. Und über die handwerkliche Extraklasse hinaus dem Publikum einen Kammermusikabend bescherten, der dieser Gattung sicherlich neue Anhänger gewonnen hat. Denn wie die Vier mit wachen Ohren den Werken lauschten, oft eher zurückhaltend und behutsam, beinahe vorsichtig mit leichtem, flexiblem Bogenstrich durchsichtige, „behütete Klänge“ schufen, gaben sie dem Gehörten einen warmen, humanen Anstrich mit auf den Weg. Selbst zupackende subito forte-Einwürfe oder Prestosätze lebten von der Fähigkeit, sie sofort zurücknehmen zu können oder in der Lautstärke die Feinheiten nicht zuzudröhnen. Feinheiten und tolle Kleinigkeiten gab es denn an diesem Abend viele zu hören, sei es als Komponisteneinfälle oder deren Umsetzung in Klang.

Aussagekräftige Interpretationen, die zudem noch so frisch daher kamen, dass es durchweg interessant, inspirierend und spannend blieb: diese Qualitäten honorierte das Publikum durch große Aufmerksamkeit und viel Applaus. Darf sich Komponist nennen, wer die Werke eines anderen nach „well-known“- Kriterien aussucht und geschickt zu einer Suite aneinanderreiht? Wohl doch eher ein Arrangeur hat Richard Dubugnon eine seelenschmeichelnde Abfolge von Versatzstücken aus Chorälen, Kantaten und Orchestermusik des Thomaskantors kreiert, die leicht und mit Wiedererkennenswert anzuhören war und bewies, dass Bach auch als „Patchwork-Bach“ gut funktioniert. Der musikalischen Kreativität György Ligetis hingegen schienen keine Grenzen gesetzt, weder durch Formenlehre noch in der eigenen Phantasie. In seinem Streichquartett Nr. 1 „Métamorphoses nocturnes“ überschlagen sich sehr effektvoll Tempi, Rhythmen, Harmonien, Emotionen, Eindrücke und Ausbrüche.

Das buchstäbliche Spiel mit diversen Techniken, Klängen, Brüchen, Farben, aber auch subtilem Humor war so recht etwas für die ansteckende Musizierfreude der Künstler. Schumanns Quartett a-Moll schließlich vereinte alles: die Bachsche choralhafte Sanglichkeit mit dem bei Ligeti so eindrücklich erprobten Formenreichtum in bewährter „Quatuor Ébène“-Manier und durch die schönen „Stimmen“ der kostbaren alten Instrumente zusätzlich geadelt.

Fotos: Fabian Engel /VJK

* Hinweis: Diese Konzertkritik wird auf Hartwig am Sonntag veröffentlicht in Kooperation mit dem Verein Junger Kaufleute. Informationen zu dem Verein unter www.vjk-leer.de

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DIE KOLUMNE – Showdown ums liebe Geld in „fetten“ Jahren

DIE KOLUMNE – Showdown ums liebe Geld in „fetten“ Jahren

Es ist eher eine Seltenheit, dass sich Verwaltungen auf kommunaler Ebene öffentlich streiten und Widersprüche sowie Klagen im Raum stehen. Meist wird im Austausch eine Lösung gefunden – dieses Mal ist es aber nicht der Fall. Es läuft alles darauf hinaus, dass sich die Stadt und der Landkreis Leer bald vor dem Verwaltungsgericht in Oldenburg treffen. Es geht ums liebe Geld – um viel Geld. 28,5 Mio. Euro Kreisumlage muss die Stadt auf das Kreiskonto zahlen. Knapp drei Millionen Euro sind davon einer „Sonderbehandlung“ zu verdanken, da die Stadt 58,06 „Punkte“ – so nennt man den Berechnungssatz – statt 52 Punkte wie die übrigen Kommunen zahlen muss.

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„Das ‚Auge des Herrn´ bleibt in der  Landwirtschaft immer der Schlüsselfaktor“

„Das ‚Auge des Herrn´ bleibt in der Landwirtschaft immer der Schlüsselfaktor“

„Auf einen Tee mit …“ – Heute mit Klaus Borde, Vorsitzender des Kreisverbandes des Landvolkes Leer

OLDENDORP Seit etwa sechs Jahren vertritt er als Vorsitzender des Kreisverbandes des Landvolkes Leer die Interessen der Landwirtschaft: Klaus Borde. Der 56-Jährige ist selbst Landwirt mit einem Hof mit etwa 150 Kühen in Oldendorp im Rheiderland und engagiert sich in seiner Freizeit auch für die Feuerwehr Holtgaste. In der Rubrik „Auf einen Tee mit…“ spricht Borde über die Subventionspolitik, jammernde Landwirte, Preisentwicklungen für Lebensmittel und High Tech in der Landwirtschaft.

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H2-Ostfriesland: „Nicht nur reden, sondern in die Umsetzung gehen“

H2-Ostfriesland: „Nicht nur reden, sondern in die Umsetzung gehen“

AURICH Der Landkreis Aurich hat innerhalb der Wasserstoffiniative Ostfriesland die Federführung übernommen. Seit 15. September 2022 leitet Birte Ricklefs die Geschäftsstelle „H2-Ostfriesland“ in den Strukturen des Amtes für Kreisentwicklung beim Landkreis Aurich. Nachfolgend lesen Sie die Antworten auf Fragen zur aktuellen Arbeit und zu den Perspektiven der Initiative

Die Wasserstoffinitiative Ostfriesland ist jetzt ein Jahr alt (offizieller Start war am 23. Mai 2022). Der Kreis Aurich ist federführend in der Initiative für die Kreise in der Region. Was ist die genaue Aufgabe des Kreises? Was sind die Ziele, die bis wann erreicht werden sollen?

  1. H2-Ostfriesland: Die Geschäftsstelle der Initiative „H2-Ostfriesland“ beim Landkreis Aurich ist seit dem 15. September 2023 besetzt. Die Initiative erhält eine finanzielle Förderung vom Land Niedersachsen, Ministerium für Umwelt, Energie und Klimaschutz. Die Übergabe des Förderbescheids durch Olaf Lies erfolgte im August 2022 in Aurich (die NZWZ berichtete: https://www.nwzonline.de/landkreis-aurich/wasserstoff-in-ostfriesland-foerderung-fuer-h2-ostfriesland-initiative_a_51,9,367466925.html#).

Ziele der Initiative sind im ersten Jahr a) der Aufbau eines Akteursnetzwerks, b) die Entwicklung von Projektideen zu Wasserstoff/Brennstoffzellentechnologie, c) der Aufbau eines Wasserstoffentwicklungslabors und d) die Vernetzung mit Wasserstoffnetzwerken aus anderen Regionen.

2. HyStarter Ostfriesland: Die Region Ostfriesland hat sich erfolgreich im Wettbewerb „HyLand“- Wasserstoffregionen in Deutschland“ des Bundesministeriums für Digitales und Verkehr (BMDV) beworben. Der Wettbewerb ist Teil des nationalen Innovationsprogramms Wasserstoff- und Brennstoffzellentechnologie (NIP) und verfolgt einen dreistufigen Ansatz: HyStarter, HyExperts, HyPerformer. Im Rahmen von HyStarter werden Kommunen und Regionen fachlich und organisatorisch beim Aufbau eines Akteursnetzwerks und bei der Identifizierung der Wasserstoff-Potenziale vor Ort unterstützt. Die Umsetzung erfolgt in Form von sechs „HyStarter Strategiedialogen“. Am 23. Mai 2023 fand der 1. HyStarter Strategiedialog statt. Inzwischen haben wir alle sechs Strategiedialoge in Präsenz (16.9.2022, 24.11.2022, 12.01.2023, 09.03,2023, 24.03.2024) sowie zwei Online-Informationsveranstaltungen (06.12.2023 und 20.04.2023) durchgeführt. Die Ergebnisse der Strategiedialoge (Wasserstoff-Potenziale) haben wir in Arbeitsgruppen weiter verdichtet. Zu den daraus entstanden Projektvorhaben s. 2.

Was waren die wichtigsten Akzente, die im vergangenen Jahr durch die Initiative und dabei auch durch wen der Beteiligten gesetzt wurden?

Diese o.g. Ziele wurden wie folgt umgesetzt:

a) Akteursnetzwerk:

    • Aufbau eines Netzwerks aus regionalen Akteurinnen und Akteuren. Insgesamt 33 Unternehmen und Institutionen aus Ostfriesland und dem angrenzenden Ammerland (die Zahl ist eine Momentaufnahme, da das Netzwerk stetig wächst) haben im Rahmen der Strategiedialoge Projektideen entwickelt arbeiten aktuelle in den Arbeitsgruppentreffen gemeinsam mit den sechs Initiatoren an deren Umsetzung.
    • Gespräche mit potenziellen Akteurinnen und Akteure vor Ort in den Unternehmen oder online.
    • Mitarbeit in der Taskforce Energiewende der Landesregierung, Projektgruppe Wasserstoffinfrastruktur, Erzeugung und Speicherung.
    • Teilnahme am „Gespräch Wasserstoff/Brennstoffzelle“ im MW, im Rahmen dessen sich Minister Olaf Lies über die Aktivitäten der nds. Wasserstoff-Akteurslandschaft informiert
    • Teilnahme an Vernetzungsveranstaltungen (Wirtschaftsabend der IHK, Unternehmerstammtisch Stadt Aurich, Netzwerktreffen der niedersächsischen Netzwerkmanager in Hannover, u.a.)

b) Projektideen:

    • Die Projektideen wurden in drei Themenfelder geclustert:
      • Mobilität und maritime Anwendungen (z.B. Tankstelleninfrastruktur, ÖPNV, Lückenschluss Bahnstrecken, Abfallsammelfahrzeuge, Kraftstofferzeugung für die Schifffahrt)
      • Produktion und Speicherung (z.B. Elektrolyseprojekte, Speicherung, Vermeidung der Abschaltung von Windenergieanlagen, Nutzungskonzepte für Biogasanlagen)
      • Standortenergieversorgung (z.B. Energiesystemmodellierung, Wärmeversorgung Industriebetrieb, Transportinfrastruktur, neue Gewerbegebiete/Erweiterung bestehende Gewerbegebiete, Standortenergieversorgung Industriebetrieb/kommunale Einrichtungen)

Aktuell erstellen wir das HyStarter Regionenkonzept, das im Juni veröffentlicht wird. Darin werden alle Projektideen ausführlich beschrieben.

c) Wasserstoffentwicklungslabor „HyLab“

    • Hierzu finden Sie im Anhang eine Präsentation von Prof. Dr. Gerhard Illing von der Hochschule Emden/Leer, Fachbereich Technik/Verfahrenstechnik. Prof. Illing hat dem aktuellen Stand im Rahmen der HyStarter Informationsveranstaltung am 20. April 2023 vorgestellt.d) Vernetzung mit anderen Regionen:
      • Organisation und Moderation der Hydrogen Cross Border Conference am 22. und 23. März 2023 gemeinsam mit: MARIKO GmbH (DE), OLEC e.V. (DE), H2 Region Emsland (DE), FME (NL), New Energy Coalition (NL). Programm und After Movie unter: https://hydrogen-cross-border.eu/
      • Engagement im Niedersächsischen Wasserstoffnetzwerk NWN (https://www.wasserstoff-niedersachsen.de/)
      • Direkter Kontakt zum Energy Hub Wilhelmshaven über den Landkreis Wittmund als Mit-Initiator von H2-Ostfriesland und STORAG ETZEL GmbH als H2-Ostfriesland Akteur.
      • Engagement im IH2K-Netzwerk der IHK (Sie finden uns z.B. bei der Auftaktveranstaltung der “Wasserstofftage Nordwest 2023“, 10. Juni 2023, STORAG ETZEL GmbH). Weitere Informationen zu der Veranstaltung finden Sie hier: https://www.wasserstofftage-nordwest.de/

Welche konkreten Projekte gibt es zwischenzeitlich für die Förderung des Wasserstoffes in Ostfriesland? Wie beteiligt sich die Initiative an diesen Projekten? welche Erfolge gibt es ganz konkret beim Aufbau der ostfrieslandweiten Wasserstoff-Infrastruktur (was gehört genau zu dieser Struktur?)?

Eine künftige Wasserstoff-Infrastruktur sollte alle Stufen der Wertschöpfungskette abbilden: Erzeugung – Transport – Speicherung – Nutzung – Forschung & Entwicklung. Nur so kann es gelingen, nicht bloß als Erzeugungsstandort und „Durchleitungsregion“ dazustehen, sondern aus dem in Ostfriesland hergestellten Wasserstoff Wertschöpfung zu erzeugen.

In der Umsetzung befinden sich in Ostfriesland bereits:

  • Wasserstoff-Tankstellen (durch SCORE). Über die Arbeitsgruppe „Mobilität“ wird eine enge Abstimmung zwischen den Akteuren insbesondere auch hinsichtlich der zeitlichen Abstimmung sichergestellt.
  • H2Nord:
    • Förderbescheide für Elektrolyse, 21 Brennstoffzellen LKW und Werkstattausstattung erhalten
    • LK Aurich ist Gesellschafter bei H2Nord
    • H2Nord wirkt aktiv in unseren Arbeitsgruppen mit
  • ÖPNV: Zunächst fünf Wasserstoffbusse im LK Leer und zwei Wasserstoffbusse im LK Aurich ab 2024. Zeitgleich wird die erste Tankstelle in Betrieb gehen, um eine Tankmöglichkeit vor Ort sicherzustellen. Über die Arbeitsgruppe „Mobilität“ wird eine enge Abstimmung zwischen den Akteuren insbesondere auch hinsichtlich der zeitlichen Abstimmung sichergestellt.
  • Elektrolyseure von EWE (320 MW), H2Nord (10 MW) und Statkraft (10 MW) in Emden. Sowohl für den produzierten Wasserstoff als auch für die Abwärme der Elektrolyseure untersuchen wir aktuell konkrete Nutzungsmöglichkeiten (z.B. Wärmeversorgung Industriebetrieb; Ausweisen von Flächen für ein neues Industrie-/Gewerbegebiet, das mit Wasserstoff versorgt wird; Ausweitung eines bestehenden Industrie-/Gewerbegebietes und ebenfalls Anschluss an das Wasserstoffnetz). Wir sind mit EWE in enger Abstimmung, insbesondere hinsichtlich Verlauf der geplanten Rohrleitungen und den konkreten Einsatzoptionen. Ziel ist die Nutzung des Wasserstoffs vor Ort in Ostfriesland, um Wertschöpfung in der Region zu halten und auch zusätzliche Potenziale zu erschließen.
  • Verschiedene Projekte zur Standortenergieversorgung und Speicherung, die der Öffentlichkeit auch bereits kommuniziert wurden. Eine Kooperation mit diesen Projekten ist über die Zusammenarbeit in den H2-Ostfriesland Arbeitsgruppen und über gemeinsame Veranstaltungen gegeben.

Wie ist das weitere Vorgehen? Welche Ziele hat die Initiative bis Ende 2024? Welche Projekte werden weiterverfolgt bzw. neu angeschoben?

  • Weiterentwicklung/Ausarbeitung der erarbeiteten Projektideen zu umsetzungsfähigen Projekten. Die Projektideen sind bereits vorselektiert und werden alle weiterverfolgt.
  • Netzwerktreffen/Exkursionen/Informationsveranstaltungen/Öffentlichkeitsarbeit (z.B. eine Veranstaltung mit politischen Akteuren in Vorbereitung/3. QT 2023)
  • Teilnahme an Veranstaltungen zur Erweiterung des Netzwerks (z.B. Borkumer Energietage im September 2023)
  • Organisation der 4. Hydrogen Cross Border Conference 2024 in Aurich (finale Abstimmung mit den Partnern im Juni)

Gibt es in der Region gezielte Förderprogramme für den Einsatz von Wasserstoff (beispielsweise für den Bau von Tankstellen, die Nutzung als Wärmequelle)?  

Entsprechende Förderprogramme existieren auf Landes- und Bundesebene. So konnten Antragsteller beispielsweise bis zum 10. Mai 2023 Anträge für den Bau öffentlicher Wasserstofftankstellen im Rahmen des Nationalen Innovationsprogramms Wasserstoff- und Brennstoffzellentechnologie (NIP II) des Bundesministeriums für Digitales und Verkehr (BMDV) stellen. Es gibt zahlreiche Programme, die nicht zwingend auf den ersten Blick mit Wasserstoff zu tun haben. Deshalb hatten wir hierzu am 06.12.2022 eine separate Information für unser Akteursnetzwerk (Online-Informationsveranstaltung), leiten aktuelle Förderaufrufe über unseren Email-Verteiler an die Akteurinnen und Akteure weiter und stehen selbstverständlich für Fragen zur Verfügung.

Was hat es zu bedeuten, dass auf der Homepage unter AKTUELLES keine Einträge seit einem Jahr zu finden? In der aktuellsten Mitteilung vom 23.05.22 heißt es „Schon im Vorfeld wird deutlich: Sowohl die Erwartungen als auch die Motivation sind auf allen Seiten hoch.“    Was ist aus dieser Motivation geworden? Wo sind die Erwartungen „geblieben“, wenn es seit einem Jahr nichts zu vermelden gibt?

Das sind zwei Fragen:

1. (Website):

    • Die Website diente bislang tatsächlich lediglich als niedrigschwellige Möglichkeit zur Kontaktaufnahme mit der Geschäftsstelle über das Kontaktformular. Die Geschäftsstelle ist erst seit Mai 2023 voll besetzt. Die neue Mitarbeiterin, die zur Unterstützung der Geschäftsstellenleitung im November 2022 eingestellt wurde, arbeitet sich aktuell ein und hat bereits spannende Ideen für die Außendarstellung entwickelt. Es gibt also bald Neuigkeiten auf der Website zu entdecken.
    • Über den Stand von H2-Ostfriesland und HyStarter habe ich im Laufe des letzten Jahres mehrfach berichtet und auch die regionalen Zeitungen über das Büro des Landrats dazu eingeladen. Zu erwähnen ist hier insbesondere die HyStarter Informationsveranstaltung vom 20. April 2023. Im Rahmen dieser Veranstaltung wurden die Geschäftsstelle sowie die Initiatorinnen und Initiatoren dahinter, das Förderprogramm sowie der aktuelle Stand der Projektideen vorgestellt. Leider hat keine der eingeladenen Zeitungen teilgenommen.
    • Auch die Hydrogen Cross Border Conference 2023 mit über 200 Teilnehmern war eine tolle Plattform, um unsere Aktivitäten vorzustellen und mit Unternehmen in Kontakt zu treten. Die Veranstaltung hatten wir über die E-Mail-Verteiler aller Partnernetzwerke und über LinkedIn beworben.
    • Darüber hinaus wurde die Geschäftsstelle in folgenden Ausschüssen vorgestellt (Presse war z.T. vor Ort, hat aber nicht berichtet):
      • Ausschusses für Wirtschaft, Tourismus und ÖPNV, LK Aurich, 15.11.2022
      • Vollversammlung der IHK für Ostfriesland und Papenburg, 07.03.2023, Wittmund.
      • Ausschuss für Wirtschaft, Handwerk, Tourismus und Digitalisierung, LK Leer, 10. Mai 2023
    • Die Kontaktaufnahme zu potenziellen Akteurinnen und Akteuren erfolgt darüber hinaus in der direkten Ansprache bilateral.

2. (Motivation):

    • Die Anzahl an Themen und Projektideen sowie die kontinuierliche aktive Beteiligung der Akteurinnen und Akteure spricht für sich. Es herrscht ein großer Umsetzungswille. Dieses Engagement ist für die Region von immensem Wert.
    • Das Fehlen dieser Informationen auf der Projekt-Website ist dem Umstand geschuldet, dass die Geschäftsführung aufgrund der Tatsache, dass die Geschäftsstelle noch nicht vollständig besetzt war, priorisieren musste und den Fokus daher auf den Netzwerk-Aufbau, die Themenfindung und den schnellen Übergang in die Umsetzung gelegt hat. Die Akteurinnen und Akteure wollen „nicht nur reden“, sondern in die Umsetzung gehen.

Symbolfoto: www.pexels.com

Holger HartwigH2-Ostfriesland: „Nicht nur reden, sondern in die Umsetzung gehen“
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DIE KOLUMNE – H2-Initiative Ostfriesland: Großer „Wumms“ ohne Power?

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Sie ist ziemlich genau vor einem Jahr mit großen Erwartungen gestartet: Die Wasserstoffinitiative Ostfriesland, an der sich der Kreis Leer neben den Kreisen Aurich, Wittmund, der Stadt Emden, der IHK für Ostfriesland und Papenburg und Mariko GmbH, das Maritime Kompetenzzentrum in Leer, beteiligen. Allerdings: Seit dem Start der H2-Initiative am 23. Mai 2022 ist es öffentlich weitgehend ruhig geblieben. Unter Aktuelles im Internet steht nichts Neues, obwohl es in der Medieninfo seinerzeit vielversprechend im Abschlusssatz hieß: „…sowohl die Erwartungen als auch die Motivation sind auf allen Seiten hoch“. Also alles nur ein Lippenbekenntnis im großen Stil?

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Mit grünem Wasserstoff Wertschöpfung generieren

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LEER/AURICH Seit etwa einem Jahr ist die Wasserstoff-Initaitive Ostfriesland am Start, an der als ein Partner auch der Landkreis Leer beteiligt ist. Wie kommt die Iniative voran? Was hat sich im Kreisgebiet bisher getan? Wie geht es weiter? Lesen Sie nachfolgend die Antworten aus dem Kreishaus zu aktuellen Fragen.

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„Fahrradfahren in Leer? Veränderungen nicht ausreichend“

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„Auf einen Tee mit …“ – Heute mit Hans-Hermann Joachim, Vorsitzender des Allgemeinen Deutschen Fahrradclubs (ADFC) im Kreis Leer

HESEL Das Fahrrad hat es ihm angetan: Ob im Alltag, in der Freizeit oder auf langen Touren – Hans-Hermann Joachim ist gerne auf zwei Rädern an der frischen Luft unterwegs. Um das Radfahren zu fördern und sich für eine gute Infrastruktur einzusetzen, engagiert sich der Heseler seit acht Jahren als Vorsitzender des Allgemeinen Deutschen Fahrradclubs (ADFC) im Kreis Leer. In der Rubrik „Auf einen Tee mit…“ spricht der 73-Jährige, der auch für die CDU als Fraktionsvorsitzender im Samtgemeinderat Hesel kommunalpolitisch aktiv ist, unter anderem über Fahrräder mit Elektromotor, die „Zustände“ für Fahrradfahrer in Leer trotz der Maßnahmen in der Innenstadt, sein Lebensmotto und den Job, den er gerne einen Tag lang hätte – Samtgemeindebürgermeister.

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