Von Rechenkünstlern
Zahlen bestimmen ja seit einem Jahr unser Denken, wenn es um die Corona-Pandemie geht. Nun hat Mitte der vergangenen Woche der Kreis Leer in einer Pressemitteilung eine Erfolgsmeldung herausgegeben. In einer Medienmitteilung im Zusammenhang mit dem Hinweis auf ein zweites Testzentrum für Lehrer und Feuerwehrleute in der BBS heißt es wörtlich:
„Gut ein Drittel der Bevölkerung im Landkreis Leer ist inzwischen mindestens einmal gegen Corona geimpft. Rund 43.000 Einwohnerinnen und Einwohner haben eine Erstimpfung erhalten, teilt die Kreisverwaltung mit. Das vom Landkreis Leer aufgebaute Impfzentrum in Hesel hat Stand Montagabend 43.637 Erstimpfungen und 12.127 Zweitimpfungen organisiert, entweder im Impfzentrum selbst oder durch mobile Teams“ Ein Drittel? Der Kreis hat nach eigenen Angaben knapp unter 170.000 Einwohner. Das ist Mathematik der besonderen Art der Behörde von Landrat Matthias Grote. Nun gut, im Februar hieß es ja auch noch, dass Hesel der einzige mögliche Standort für ein Impfzentrum sei und die BBS in Leer nicht in Frage kommt. Was soll´s. Wichtig ist, dass weiterhin in hohemTempo geimpft wird, damit das Leben so schnell wie möglich wieder „normal“ werden kann…
Von Kandidaturen
Vor einer Woche war hier die Dörpenerin Silke Hebich Thema, die Bürgermeisterin in Weener werden will. Sie ist kein Einzelfall. Der „Kandidatentourismus“ scheint immer mehr in Mode zu kommen. Weeners Nachbargemeinde Bunde hat neben dem Sohn des aktuellen Bürgermeisters – Uwe seinem Vater Gerald Sap folgend – einen Bewerber aus der Krummhörn. Florian Koopmann lebt in der Krummhörn, ist 26 Jahre alt. Er will seinen Lebensmittelpunkt ins Rheiderland verlegen, weil er sich dem Menschenschlag und der weiten Landschaft sehr verbunden fühlt. Als Expertise für das Amt im Rathaus bringt er Erfahrungen in der Kinderbetreuung und im Pflegebereich mit und ist im Moment freiberuflicher Autor. Soll man da nun lachen oder weinen? Eher ersteres. Selbst wenn das Rheiderland offenbar eine bisher ungeahnte Anziehungskraft für Auswärtige und zugleich ambitionierte Menschen hat – für mich sind solche Kandidaturen versuchter „Amtsmissbrauch“, der das Bürgermeisteramt beschädigt. Und da soll mir bitte niemand kommen, dass das ein falsches Demokratieverständnis ist, weil ja jeder das Recht hat zu kandidieren. Für mich ist dieser „Kandidatentourismus“ Irrsinn und die etablierten Parteien möchten bitte im Interesse der Ernsthaftigkeit einer Wahl dafür sorgen, dass so etwas in ihren Reihen nicht noch mehr um sich greift. Egal, ob bei Bundestags-, Landtags- oder Kommunalwahlen.
Von Stadtentwicklung
Hafen, Bildungscampus, Fußgängerzone, Gewerbegebiet – bei einem dieser Themen geht es jetzt ja wenigstens voran, nachdem die Verwaltung von der Politik der Stadt Leer im Verwaltungsausschuss einstimmig den Auftrag bekommen hat, die Planungen für die Erweiterung an der Benzsstraße anzugehen. Beim Bildungscampus tut sich nix. Keine Ideen, keine Konzepte – und das alles mit der Begründung des Kreises, dass die EWE ja noch Teile des Grundstücks von Altlasten befreien muss. So ein Unsinn. Über ein Kinderzimmer und die Ausstattung denken ja werdende Eltern ja auch nicht erst nach, wenn das Kind da ist. Herr Landrat Grote und Frau Bürgermeisterin Kuhl, wann nehmen sie gemeinsam das Zepter in die Hand, klären die Dinge mit der EWE und ab geht die Post? Wie lange wollen sie warten? Oder bedarf es – wie es bei der Entwicklung des Leeraner Hafens ja nach den öffentlichen Differenzen dem Vernehmen nach ernsthaft in Erwägung gezogen, aber durch die Politik abgeschmettert wurde – erst eines neuen Arbeitskreises? Getreu dem Motto: Wenn Du nicht mehr weiter weist, gründe einen Arbeitskreis. Wenn´s denn hilft, meinetwegen auch das. Aber bitte kommt ins Handeln, versteckt Euch nicht weiter hinter was auch immer. Wer Verantwortung trägt, wartet nicht auf was auf immer. Der ergreift die Initiative und gibt den Bürgerinnen und Bürgern der Stadt und des Kreises das Gefühl, dass sie Macher gewählt haben, die sich im September zurecht wieder zur Wahl stellen dürfen. Herr Landrat Grote und Frau Bürgermeisterin Kuhl, ran an die Aufgaben! Sonst bekommt Papenburg noch einen weiteren Hochschulstandort – so wie jetzt geschehen – , während in Leer die Zukunft verschlafen wird.
Digitaltipp: www.pagels-garten.de
Er war Gärtner, Gartenbauer und ein weit über die Grenzen Ostfrieslands hinaus anerkannter und geschätzter Staudenzüchter: Ernst Pagels. Bis zum Jahr 2000 war er in seiner Gärtnerei an der Deichstraße in Leer aktiv. Anschließend wurde die Gärtnerei noch mehrere Jahre weiter betrieben, bis Pagels sie der Stiftung Mercurial vererbte, die nach seinen Vorstellungen einen Waldorfkindergarten baute und das restliche Gelände der Allgemeinheit zugänglich machte. Ein Besuch lohnt – auch wenn der Glanz alter Tage etwas vergangen ist. Wer mehr wissen will über den Garten, Projekte, Mitmachaktionen: www.pagels-garten.de
Einen schönen Sonntag wünscht – aus einer kurzen „Schreiberlings-Auszeit“ in der Ferne – HH.
Auch nächsten Sonntag gibt´s wieder aktuelles, hintergründiges und meinungsstarkes Lesefutter, vielleicht auch noch etwas mehr. Versprochen.
Munter holln!
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