Es ist März 1990. Seit wenigen Tagen bin ich Volontär beim SonntagsReport in Leer. Ich habe das Glück, dass gleich zu Beginn der Ausbildung die Planung für die nächste Ausgabe machen zu dürfen. Der Blick fällt auf den Kalender: Der nächste Sonntag ist der 1. April…
Es hat Tradition, dass die Leserinnen und Leser an diesem Tag ins Boxhorn gejagt werden. Nur womit? Was könnte ein toller Aprilscherz werden, der nicht sofort zu erkennen ist? In Gedanken laufe ich durch die Stadt Leer. Nein, so richtig fällt mir nichts ein. Abends dann geht es zum Sportplatz meines Heimatvereins SC 04 Leer. Da komme ich an der neuen Tennishalle des Postsportvereins (PSV) Leer vorbei. Schick ist die Anlage geworden, denke ich. Ich selbst habe beim PSV mal Badminton gespielt und es gibt weitere Hallensportarten in dem Club. Auf dem Rückweg sehe ich ganz in der Nähe die Halle der Straßenmeisterei. Und da fällt mir ein: An der Autobahn beim Emstunnel wird ja gerade eine neue Straßenmeisterei gebaut. Darüber wurde mehrfach berichtet. Da kann man sich die Frage stellen: Was wird den aus der alten Straßenmeisterei?
Schon bald ist eine Idee geboren. Wie wäre es denn, wenn der Postsportverein das Gelände der Straßenmeisterei kauft und die große Halle zu einer Multifunktionssporthalle umbaut? Warum dieser Gedanke völliger Unsinn ist – dazu später mehr. Es geht ja um einen Aprilscherz. Also rufe ich als erstes beim Chef der Straßenmeisterei, Berthold Uphoff, an. Er muss „mitspielen“, wenn ich über den Verkauf seines Standortes an den PSV schreibe. Er spielt mit. Das zweite Telefonat ist mit einem Vorstandsmitglied des PSV, ich meine es war damals Hans-Karl Groenewold. Auch er findet die Idee toll, auch wenn beide wissen, dass es natürlich nie soweit kommen wird. Nicht nur aus finanziellen Gründen, denn der PSV hätte sich den Kauf niemals leisten können.
Also nächsten Sonntag heißt es dann: „Postsportverein kauft Straßenmeisterei – Halle wird zu Multifunktionssportplatz umgebaut“. Uphoff und der Vorstand des PSV liefern schöne Zitate, ein Foto dazu und fertig ist die Story. Kleine versteckte Hinweise könnten den Lesern aufzeigen, dass die gesamte Geschichte „erstunken und erlogen“ ist – aber wie gesagt nur sehr kleine. Es wird also spannend, wie dieser Aprilscherz bei den Leserinnen und Lesern ankommt. Ich bin gespannt.
Gegen Abend rufe ich interessehalber bei einem Vorstandsmitglied des PSV an und frage nach, ob es Reaktionen gegeben hat. Er fängt begeistert an zu erzählen. Er sei gegen Mittag in die Tennishalle gekommen und dort sei die Stimmung prächtig gewesen. Die Mitglieder, die dort nach dem Sport auch gerne noch gesellig beisammen sind, hätten gefeiert. Es sei eine tolle Idee, dass nun auch die anderen Sportarten des Vereins ein eigenes Zuhause bekommen. Ich frage ihn: Hat denn keiner an der Geschichte gezweifelt? Nein, sagt er. Er und der übrige Vorstand hätte sich entschieden, die gute Stimmung erst einmal laufen zu lassen. Erst am späten Nachmittag haben dann einer der Vorstandsmitglieder das Wort ergriffen. Er habe die Sportlerinnen und Sportler gefragt, was heute für ein Tag sei. Erst dann sei allen ein Licht aufgegangen… und alle hätten sich köstlich amüsiert.
Ach ja, die Lösung, warum aus der Halle der Straßenmeisterei niemals hätte die Sporthalle des PSV werden können, ist ganz einfach. Am Windelkampsweg handelt es sich um die Kreisstraßenmeisterei, beim Emstunnel wurde die Autobahnmeisterei neu gebaut. Aber das Detail war an diesem Tag untergegangen…
Bei manchen Aprilscherzen läuft das auch anders. 2008 oder 2009 habe ich einmal einen Aprilscherz in der Ems-Zeitung mit auf den Weg gebracht, dass bei einer Tankstelle im nördlichen Emsland eine neue Form des Biodiesel zu einem günstigen Preis verkauft wird. Biodiesel aus Kuhfladen – direkt von der Weide in den Tank. Was damals ein Scherz war (und auch so verstanden wurde) wird in Kürze im c-Port am Küstenkanal Realität sein. Dann wird dort zwar nicht aus Kuhfladen, aber aus Geflügelmist Biomethan als grüner Kraftstoff hergestellt.
Irgendwie schade, dass der 1. April im Jahr 2021 kein Sonntag ist…
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