Der x-te Anlauf: OVB will in Altstadt Wohnungen bauen

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Es werden bereits Wetten angenommen: Gelingt es der Ostfriesischen Volksbank (OVB) im x-ten Anlauf, nun das Sobing-Gelände inmitten der Altstadt zu entwickeln? Gelingt es dieses Mal, alle baurechtlichen und politischen Hürden zu nehmen, um dann Gebäudeteile abzureißen, das Areal neu zu gestalten und etwa zehn Wohnungen zu schaffen? Das Geldhaus hat aktuell überarbeitete Pläne bei der Stadt Leer „platziert“. Insgesamt wird das Bau- und Investitionsvolumen im Vergleich zu vorherigen Planungen „verkleinert“. Details dazu sind derzeit in der Abstimmung zwischen Planern und Genehmigungsbehörde.

Was genau anders sein wird, als es bei den Überlegungen in den vergangenen zehn Jahren war, darüber schweigt sich die Bank derzeit aus. Getreu dem Motto: Gebranntes Kind scheut das Feuer. Auf Anfrage hieß es am Freitag aus der Vorstandsebene der Bank: Dazu sagen wir aktuell nichts.

Was ergaben die Recherchen zu dem Thema?

Erstens: Es ist der letzte Anlauf. Bei den OVB-Verantwortlichen ist die Frustrationstoleranz fast erreicht. Wenn es dieses Mal nicht funktioniert, wird sich die Genossenschaftsbank endgültig von dem Investitionsvorhaben – es geht um einen Betrag, der an eine zweistellige Millionen Summe heranreicht – verabschieden. Hausintern heißt es, dass „innerhalb eines Jahres mit dem Bau begonnen werden muss“.

Zweitens: Es steckt eine Portion Lokalpatriotismus in der Motivation der Bänker – und weniger das Ziel einer Mietrendite. Die Motivation der OVB – so wurde es auch in der Vergangenheit kommuniziert –, eine erneute Planung mit dem Lübecker Büro Architekten Riemann GmbH (www.riemann-lübeck.de) anzugehen, basiert nicht auf rein wirtschaftlichen Gründen. Die Bank, die in den vergangenen Jahren bei einer Bilanzsumme von 2,5 Milliarden Euro jährlich einen Überschuss von etwa um die 30 Millionen Euro erwirtschaftet hat, möchte im Umfeld des Hauptsitzes „etwas zurückgeben“. Es ist das Ziel, mit einer attraktiven Bebauung innenstadtnah Wohnungen zu schaffen und damit zur Attraktivität der Altstadt beizutragen.

Drittens: Die überarbeiteten Planungen sehen vor, das Gebäude, in dem früher Sobing und seit vielen Jahren ein Möbelhaus zu finden sind, abzureißen. Das Nachbarhaus, das die Wiege der ersten Zeitung der Stadt des Druckers und Verlegers Zopfs ist, soll erhalten bleiben. Lediglich im hinteren Bereich soll der „Druckbunker“ platt gemacht werden. Vorgesehen ist nach den aktualisierten Plänen, im Erdgeschoss des Neubaus wieder Gewerbe – vorzugsweise das jetzige Möbelhaus – unterzubringen und im gesamten Komplex etwa zehn Wohnungen zur Vermietung zu schaffen. Insgesamt wird sich die Bebauung auf dem Areal reduzieren, die Parkplätze bleiben erhalten. Zur Erinnerung: Es war seinerzeit auch die Parkfläche, die für die OVB ein Anreiz für den Kauf des Geländes war, weil durch den Erweiterungsbau auf dem alten OVB-Gelände Parkflächen überbaut wurden.

Viertens: Ob sich das überarbeitete OVB-Konzept realisieren lässt, wird sich zeigen. In der Altstadt gibt es bekanntermaßen keinen rechtsgültigen Bebauungsplan. Das bedeutet, dass eine baurechtliche Genehmigung größere Herausforderungen mit sich bringt, die aus Sicht der OVB und deren Planungsbüro mit der nun überarbeiteten Variante aber wohl zu nehmen sind – sonst wäre kein weiterer Genehmigungsanlauf genommen worden.

Leers Bürgermeisterin Beatrix Kuhl (CDU) machte auf Anfrage deutlich, dass „wir als Verwaltung jede Aufwertung der Stadt begrüßen und das auch für dieses Bauvorhaben der OVB gilt“. Die Verwaltung sei mit den Planern von Beginn der ersten Überlegungen an in einem konstruktiven Austausch. Es müsse sichergestellt werden, dass eine erteilte Baugenehmigung unter Berücksichtigung aller Aspekte einer rechtlichen bzw. gerichtlichen Prüfung standhalten kann. Die nun vorgelegten Planungen würden nun mit dem Investor und Planer besprochen und baurechtlich geprüft.

Fazit: Mal sehen, ob bis Jahresende 2021 die notwendigen Entscheidungen fallen können, die sicherstellen, dass gegen eine Genehmigung auch nicht von Dritten, z. B. anderen Anliegern, geklagt werden kann. Ansonsten wird – das ist aus dem Umfeld der OVB eindeutig zu vernehmen – das Thema „Sobing“ zu den Akten gelegt, weil die Frustration und Enttäuschung siegen wird. Mal sehen, ob der „Durchbruch“ rechtzeitig gelingt. Denn schade wär´s, wenn’s  nicht klapp. Wohnungen in der Innenstadt braucht Leer mehr denn je. Ebenso wie Lokalpatriotismus in jeder Form.

Kommentar Tom Bohmfalk, Leer (25.04.2021):

Autoreduzierte Altstadt mit Piorität

„Es wäre schön, wenn bei den Planungen der Leitgedanke einer autoreduzierten Altstadt Priorität bekommen würde und die Brunnenstraße mit ihrer hohen Gefährdung von Radfahrern autofrei werden würde. Eine Zufahrt zur AOK wäre auch über den Parkplatz von Sobing möglich.“


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