DIE KOLUMNE – Sicherheitspaket für Leer: Bis 2030 werden 20 Mio. Euro investiert

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Nach der Schulbauoffensive nun der nächste „Paukenschlag“ für die Entwicklung der Kreisstadt Leer: Der Stadtrat wird am Monatsende die Grundlage für ein millionenschweres Sicherheitspaket beschließen. Bis zu 20 Mio. Euro sollen bis 2030 für die Ausrüstung, Modernisierung und damit auch Attraktivitätssteigerung der ehrenamtlichen Feuerwehren in der Ledastadt ausgegeben werden. Der größte Brocken dabei: der Neubau einer Feuerwache für die Kernstadt-Feuerwehr.

Die Herangehensweise an die Ertüchtigung der Feuerwehrstrukturen erfolgt ähnlich strukturiert wie das Vorgehen bei der Schulbauoffensive: Bestandsaufnahme, Expertenbetrachtung, Entwicklungskonzept, Kostenermittlung, politische Beratung, Beschluss – und alle Bürger sowie die ehrenamtlichen Rettungskräfte, die bei Feuer oder Unfällen jederzeit innerhalb von wenigen Minuten ausrücken, wissen, was Sache sein wird. Das, was in dem – so nennt es sich offiziell – „Feuerwehrbedarfsplan“ herauskommt, ist aber keineswegs ein Wunschkonzert. Ganz im Gegenteil. Es ist fakten- und aufgabenorientiert. So hat die Rathausspitze beispielsweise „kurz vor Toreschluss“ erreicht, dass das Feuerwehrhaus in Nüttermoor kein „Wunschbau“, sondern ein „Notwendigkeitsbau“ sein wird. Mit dem nun vorgelegten Konzept ist auch klar, dass das Thema Feuerwehr im Kommunalwahlkampf 2026 für die Kandidaten und Parteien keine Pluspunkte durch „Begünstigungen“ oder Versprechen bringen kann. Dafür gibt es in Leer und anderswo aus Tradition ausreichend Beispiele.

Zurück zu dem Bedarfsplan. Auf 176 Seiten wird nahezu alles betrachtet, was mit der Rettung in der Not durch die Feuerwehren zusammenhängt. Detaillierte Analysen, wie lange es von wo dauert, bis die Retter am Unglücksort eintreffen – es sind planerisch maximal zehn Minuten nach Eingang der– werden vorgelegt. „Gefahrenpotenziale und Einsatzgeschehen“ nennt sich das. Was da so alles betrachtet wird? Wo sind Pflegeeinrichtungen, Hotels, Kitas, Schulen oder sonstige besondere „Objekte“ zu finden, die sich im Unglücksfall auf schnelle Hilfe verlassen können müssen? Was ist mit den Gasspeichern? Wie steht es mit dem Emstunnel? Wie verhält es sich mit kritischer Infrastruktur? Es folgt eine umfassende Strukturanalyse, bei der alle Merkmale der Wehren von den Gebäuden über die Fahrzeuge und die Gerätschaften bis hin zur Qualifikations- und Altersstruktur der freiwilligen Helfer (Durchschnittsalter 37 Jahre) betrachtet werden. So wird auch angeraten, künftig Mehrfachmitgliedschaften in den sechs Ortswehren zu forcieren, damit die Unterschiede von Wohn- oder Arbeitsorten sinnvoll beim Einsatzgeschehen kompensiert werden können. Veränderte Anforderungsstrukturen, Investitionsbedarfe in Fahrzeuge (11 x Ersatz bis 2030) und sonstige Ausstattung werden festgehalten und – wie im Falle der Kernstadt-Feuerwache auf der Nesse – es wird auch klar definiert, dass neu gebaut werden muss. Allerdings wird sich das wohl etwas in die Länge ziehen. Voraussichtlich werden erst 2027/28 fertige Planungen vorliegen, wenn zum einen klar sein wird, ob am alten oder an einem neuen Standort – die Stadt hat Alternativen im Blick, aber daraus wird verständlicherweise öffentlich ein Geheimnis gemacht – gebaut wird. Zum anderen bleibt abzuwarten, wann die Kreisfeuerwehr ihr neues Zentrum in Brinkum beziehen kann. Das sollte ja bekanntlich gebaut sein, zieht sich jedoch endlos hin und kostet – vor allem durch die jahrelange Verspätung des Baubeginns – mit 34,5 statt einstmals 8 Mio. Euro mehr als alles, was in Leer vorgesehen ist. Solange die Kreisfeuerwehr noch auf der Nesse zuhause ist, könnte am alten Standort nicht neu gebaut werden.

Was bei dem strukturierten Entwicklungsplan am beeindruckendsten ist? Das sind eindeutig die Darstellungen zur Nachwuchsarbeit der Leeraner Feuerwehren. Klar, die meistens Jungs (und auch das ein oder andere Mädchen) träumen in ihrer Kindheit davon, Feuerwehrmann bzw. -frau zu werden. Davon bleibt im Laufe des Erwachsenwerdens aber meist wenig übrig. Um so bemerkenswerter ist es, dass es in der Stadt zwei Kinder- und sechs Jugendfeuerwehren gibt. 62 junge Menschen werden also in den kommenden fünf Jahren in den aktiven Einsatz „übertreten“ können. Chapeau und weiter so! Für diesen Nachwuchs sowie auch für die „Aktiven“ dürfte das Zukunftspaket mit den all den geplanten Modernisierungsinvestitionen zusätzliche Motivation bringen.

Foto: David Gerth/pexxels

Holger HartwigDIE KOLUMNE – Sicherheitspaket für Leer: Bis 2030 werden 20 Mio. Euro investiert