„Auf einen Tee mit …“ – Heute mit Holger Graventein, neuer Vorsitzender des Leeraner Vereins „Traditionsschiff Prinz Heinrich“
LEER Er ist ein „neuer Alter“ in der Führungscrew des Leeraner Vereins „Traditionsschiff Prinz Heinrich“: Holger Graventein. 2003 war er Gründungsmitglied und danach einige Jahre zweiter Vorsitzender, seit Dezember 2024 hat er nun die Nachfolge des verstorbenen Gründungsvorsitzenden Wolfgang Hofer übernommen. Gemeinsam mit Hofer hatte er sich 2003 dafür eingesetzt, dass die Prinz Heinrich nicht verschrottet wird. Heute ist das Schiff im Leeraner Handelshafen ein „Hingucker“ und begeistert seit Jahren Interessierte mit Ausflugsfahrten und bei Veranstaltungen an Bord. In der Rubrik „Auf einen Tee mit…“ spricht der 66-Jährige Leeraner, der bis zu seinem Ruhestand als ausgebildeter Kapitän auf Großer Fahrt als Geschäftsführer in einer Leeraner Reederei tätig war, unter anderem über den Moment, als er das Schiff im nicht restaurierten Zustand erstmals sah, die größte Investition, die mit 800.000 Euro auf den Verein wartet und seine Erlebnisse als Kapitän auf dem Schiff.
Als ich die Prinz Heinrich das erst Mal 2003 in Rostock gesehen habe, habe ich…
… die Hände über dem Kopf zusammengeschlagen. Das Schiff lag in einem sehr traurigen Zustand als Ausstellungschiff „Mississippi“ mit viel Gerümpel an Bord im Hafen der Hansestadt. Es war klar, dass wir es so nicht nach Ostfriesland bringen könnten und wir für eine Sanierung dann auch keine Sponsoren finden würden. Wir haben dann entschieden, das Schiff zu kaufen und herzurichten für die Seereise nach Leer. Erst danach wurde der Verein gegründet.
Gründungsmitglied des Vereins bin ich geworden, weil…
… es eine spannende Herausforderung war, ein solches Schiff wieder auf Vordermann zu bringen. Es war immer unser Ziel, die Prinz Heinrich wieder mit Passagieren in Fahrt zu bringen und nicht als Museumsschiff im Hafen von Leer liegen zu sehen.
Die Prinz Heinrich ist für mich …
… eine Aufgabe, die das widerspiegelt, was ich über drei Jahrzehnte von Leer aus beruflich gemacht habe. In dieser langen Zeit war es wichtig, die Schlepper immer voll einsatzbereit zu halten, was uns durch permanente Pflege stets gut gelang. Heute ist die Prinz Heinrich unser Vereinsmittelpunkt und ein Ort, bei dem Menschen zusammenkommen und ich freue mich über die vielen Begegnungen und angenehmen Kontakte.
Den Vorsitz habe ich übernommen, weil…
… ich – seitdem bin ich in Ruhestand – mehr Zeit habe. Es ist der erste Verein, den ich als Vorsitzender übernehme. Ich kann mein Wissen und meine Erfahrungen einbringen und weitergeben und werde mit Herzblut dabei sein.
Dass das Schiff vor der Verschrottung gerettet wurde, ist…
… ein großer Glücksfall – auch für die Stadt Leer. Wir sind ein Aushängeschild für die Stadt und ein Blickfang im Handelshafen.
Als Vorsitzender bin ich…
… nicht vergleichbar mit meinem Vorgänger, Wolfgang Hofer, der über 20 Jahre das unter Dampf gehalten hat. Jeder hat seinen eigenen Stil. Ich möchte mit allen Vereinsmitgliedern, die unsere Basis sind, eine angenehme Zeit an Bord haben. Wir müssen gemeinsam dafür sorgen, dass unser Schiff in einem guten Zustand bleibt und ich werde dann dabei die Verantwortung tragen, die ein Vorsitzender tragen muss.
Meinen Führungsstil würde ich beschreiben als …
… Führung mit klaren Vorstellungen – so wie ich auch die Reederei geleitet habe. Ein Verein mit Ehrenamtlichen ist anders, aber auch er muss eine klare Richtung und Prinzipien kennen. Ich setze auf einen guten Austausch und lasse mich gerne beraten, wie wir die Ziele am besten gemeinsam erreichen können. Wir stehen vor der großen Aufgabe, dass wir auch künftig mit Hilfe von Sponsoren und Fördergeldern und Förderung die Kosten für den Erhalt und Betrieb des Schiffes finanzieren können. Ein nostalgischer Blick in die „goldenen Zeiten“ – sofern es diese gab – ist sicherlich erlaubt, für eine erfolgreiche Zukunft des Vereins sollten wir Veränderungen gegenüber aber aufgeschlossen sein.
Als ausgebildeter Kapitän die Prinz Heinrich zu fahren, ist für mich …
… eine große Herausforderung und ein Privileg. Das Schiff ist mit zwei Dampfmaschinen ausgerüstet und hat weder Bug- noch Heckstrahler. Das ist sehr eigenwillig, aber es macht sehr viele Freude, die Prinz Heinrich zu manövrieren. Mit dem Schiff unterwegs zu sein, entschleunigt. Sobald wir die Schleuse in Leer passiert haben, ist eine Fahrt Entspannung pur, wie das Schiff durch die Ems gleitet.
Unsere größte Herausforderung ist …
… die Sanierung der Decksbeplankung. Das wird mit 800.000 Euro die größte Investition seitdem wir das Schiff in Fahrt gebracht haben. Für die Hälfte des Geldes haben wir eine Zusage für Fördermittel des Bundes, die weiteren 400.000 Euro müssen wir selbst aufbringen, durch Sponsoren und Eigenmittel – eine große Aufgabe. Wir hoffen, dass wir in diesem Jahr mit dem ersten Teil der Arbeiten, die wir deutschlandweit ausschreiben, beginnen können. Bis wir mit allem fertig sind, wird es einige Zeit dauern, da die Arbeiten nur m Winter außerhalb unserer Saison vorgenommen werden können.
Unser Liegeplatz im Leeraner Hafen ist …
… für uns wunderschön. Unsere Prinz Heinrich ist beim Spaziergang am Hafen ein toller Blickfang und hat es schon auf so manches Foto geschafft – mit der Neuen Nesse im Hintergrund. Noch schöner wird der Ausblick nur, wenn man selbst an Deck steht.
Unsere Ausflugsfahrten laden…
… zu einem Kurzurlaub auf der Ems ein. Von Mai bis September geht es entweder in Richtung Papenburg oder Richtung Ditzum / Emden. Ein weiteres Highlight ist die 4-Tage-Fahrt nach Borkum.
Golf zu spielen…
… ist für mich auch ein Hobby zum Entspannen. Ich kann abschalten und genieße es, an der frischen Luft in der Natur zu sein. Ich komme mit diesem Sport viel herum und lerne nette Menschen kennen.
Meine Familie ist für mich …
… sehr wichtig. Ich freue mich, dass meine Partnerin die Begeisterung für die Prinz Heinrich mit mir teilt und als Vereinsmitglied tatkräftig mit an Bord ist. Es ist außerdem immer schön, wenn mein Enkelkind ihren Opa an Bord besucht.
Mein Lieblingsplatz in Leer ist…
Wo wohl? Natürlich auf der Prinz Heinrich mit der Crew und einem Einlaufbier.
Ich kann mich so richtig aufregen über.
… Unpünktlichkeit, Unzuverlässigkeit und wenn nicht die Wahrheit gesagt wird.
Ich kann mich so richtig freuen über …
… eine gute Zeit mit der Familie.
Mein größter Fehler ist, dass …
… ich vielleicht manchmal zu akkurat bzw. etwas zu pedantisch bin.
Kraft tanke ich, wenn ich…
… die Arbeit erledigt ist, ich auf dem Fahrrad sitze oder mit meinem Cabrio nterwegs bin.
Für meine Heimatstadt Leer wünsche ich mir, dass …
… sie weiterhin wirtschaftlich aufstrebend ist und dass wir auch in Zukunft in Ruhe zufrieden und ohne die Hektik einer Großstadt leben können.
Wenn ich als Politiker für die Region etwas verändern könnte, dann würde ich als erstes…
Damit habe ich wenig im Sinn.
Wenn ich drei Wünsche frei habe, dann wünsche ich mir…
… dass meine Familie und ich gesund bleiben, ich weiter ferne Länder bereisen kann und die Menschen, mit denen ich zu tun habe, zufrieden sind mit ihrem Leben.
Neuer Vorsitzender des Vereins „Prinz Heinrich“ ist seit September 2024 der Leeraner Holger Graventein. Foto: Privat