„Auf einen Tee mit …“ – Heute mit Hauke Sattler, Ratsvorsitzender in der Stadt Leer
Leer Er ist erst 42 Jahre alt – und trotzdem ein „alter Hase“ in der Leeraner Stadtpolitik: Hauke Sattler. Bereits seit 23 Jahren engagiert er sich für seine Heimatstadt politisch – seit acht Jahren ist der Sozialdemokrat Ratsvorsitzender, davor war er sieben Jahre lang stellvertretender Bürgermeister. Zudem lenkt er als nebenamtlicher Vorstand die Geschicke des Bauverein Leer mit und ist Vorsitzender des Ortsvereins Leer des Deutschen Roten Kreuzes (DRK) und des Leeraner Städtepartnerschaftsvereins (LSPV). In der Rubrik „Auf einen Tee mit“ spricht Sattler, der der beim Landkreis Leer stellvertretender Leiter des Amtes für Teilhabe und Soziales ist, über seine Motivation für Lokalpolitik, die größten Herausforderungen für die Ledastadt und über die Ampel-Regierung in Berlin. Weitere Themen sind die Mietpreisbremse und eine neue Städtepartnerschaft mit einer Kommune in der Ukraine.
Ich bin als junger Mensch in die Kommunalpolitik gegangen, weil…
… ich mich vor allem für die positive Entwicklung meiner Heimatstadt engagieren wollte.
Die SPD ist meine Partei, weil…
… ich mich in den Grundwerten der Partei mit den Aspekten der sozialen Ausgewogenheit und den Werten, für die die Partei ansonsten steht, am besten wiederfinden konnte. Das gilt für mich aktuell wie vor 24 Jahren, als der Regierungswechsel von Kohl zu Schröder gerade erst zwei Jahre her war und viel frischen positiven Wind für das Land gebracht hat.
Die spannendste Aufgabe als Ratsvorsitzender ist…
… naheliegend – nämlich immer wieder die Sitzungen so zu leiten, dass alles korrekt über die Bühne geht und nach Möglichkeit alle Ratsmitglieder zufrieden die Sitzung verlassen, weil es einen guten Austausch und positive Beschlüsse für die Stadt gegeben hat. Die Leitung stellt sich vielleicht manch einer einfach vor, aber man muss die gesamte Zeit sehr aufmerksam sein. (Einmal hatte ich einen richtigen Blackout. Das war in der konstituierenden Sitzung, als ich gerade frisch in dieses Amt gewählt worden war. Da hatte ich plötzlich eine rechtliche Unsicherheit zu klären und es war das Beste, die Sitzung kurz zu unterbrechen. Dann habe ich doch noch alles gut hinbekommen. Kurios war die Corona-Zeit, in der wir ganz anders tagen mussten. Ich erinnere mich in diesem Zusammenhang an eine Situation bei der Zusammenkunft im Ostfriesenhof, als die SPD die Sitzung verlassen wollte, um die Zahl der Mindestteilnehmer so zu senken, dass keine Abstimmung zu einem Thema möglich war. Auch das ist dann am Ende so gelaufen, wie es rechtlich sein muss.)
Der parteilose Bürgermeister Claus-Peter Horst könnte besser machen…
Er macht sehr vieles sehr gut und ich bin mit der Zusammenarbeit sehr zufrieden, auch wenn wir nicht immer in Sachfragen der gleichen Meinung sind. Er kann da sehr intensiv seine Positionen vertreten. Besser machen könnte er vielleicht die Informationsarbeit in Richtung Ratsmitglieder – aber das ist eine Kritik, die wohl jeder Bürgermeister zu hören bekommt.
Die Zusammenarbeit der Fraktionen im Stadtrat ist für mich…
… so gut wie noch nie seit 2001, als ich erstmals in den Stadtrat gewählt wurde. Die interfraktionelle Arbeit macht Spaß. Es geht manchmal richtig zur Sache in der politischen Auseinandersetzung. Dabei wird auch mal polarisiert. Das gehört für mich auch zum Wettstreit um die beste Lösung und auch für die Außendarstellung der politischenUnterschiede dazu. Wichtig ist aber dabei: Zwischenmenschlich gehen wir heute immer im Guten auseinander. Das war nicht immer so.
Die größte Herausforderung für die Stadt Leer sehe ich in…
… der weiteren Schaffung von bezahlbarem Wohnraum sowie die Umsetzung des aktuellen Schulbauprogramms. Das sind zwei große Aufgaben, die uns über Jahre beschäftigen werden und die finanziert werden müssen.
Wenn ich an die nächste Kommunalwahl denke, dann …
… habe ich ein gutes Gefühl. Die aktuellen Akteure, die an der Stadtgestaltung mitwirken, werden die Früchte für ihr Engagement ernten. Das gilt für meine Partei, aber ebenso auch für die weiteren Mitstreiter im Rat.
Eine Aufgabe, die ich in der Politik noch einmal gerne übernehmen würde, ist…
… keine. Ich habe keine Ambitionen. Die ehrenamtliche kommunalpolitische „Spielwiese“ gefällt mir sehr gut.
Wenn ich meiner Partei, der SPD im Rat einen Ratschlag geben sollte, dann…
… hoffe ich sehr, dass sie den aktuellen Gestaltungswillen, das gemeinsame Agieren und den sachlichen Austausch mit den anderen Parteien wie aktuell lange fortsetzt.
Wenn ich an die Ampel-Koalition in Berlin denke, dann denke ich als erstes, dass …
… sie wirklich kein Ruhmesblatt darstellt. Bei aller berechtigter Kritik kann man den Akteuren immerhin zugutehalten, dass sie in einer sehr schwierigen Zeit mit Corona, Ukrainekrieg und Energiekrise Stabilität gewährleisten.
Beim Bauverein Leer im Vorstand zu sein ist …
… eine spannende Zeit angesichts der Herausforderungen, die zu wenig Wohnungen und steigende Preise im Baubereich und bei den Nebenkosten mit sich bringen. Für mich ist es mit Blick auf die Genossenschaft wichtig, dass wir nicht nur sozial geförderten Wohnraum vorhalten, sondern auch für diejenigen, die mit ihrem Einkommen etwas darüber liegen. Die Herausforderungen mit Blick auf einen klimaneutralen Wohnungsbestand sind zudem enorm. Das, was da gefordert wird und die Kostenentwicklung insgesamt verunsichert viele Menschen, weil sie befürchten, wirtschaftlich in Bedrängnis zu kommen. Sie sehen ihr normales Leben – wie soll ich es ausdrücken – etwas in Gefahr, da aktuell zu viel zu Lasten dieser Schicht geht. Wir brauchen für das Thema Wohnen und den Weg zur Klimaneutralität mehr finanzielle Unterstützung durch den Bund, um den Menschen wieder mehr Sicherheit mit Blick auf das Wohnen zu geben.
Für das Wohnungsangebot in der Stadt Leer wäre es wichtig, dass …
… weitere barrierearme und -freie Wohnungen gebaut werden. Zudem benötigen wir insgesamt in allen Größen und für alle Wohnformen ein breites Angebot an bezahlbarem Wohnraum.
Eine Mietpreisbremse für die Stadt Leer halte ich für …
… sinnvoll, wenn sie dann eingehalten wird. Für den Bauverein und das städtische Wohnungsunternehmen KWL ist sie sicherlich kein Problem. Auf dem freien Markt würde sie sich sicherlich bemerkbar machen mit Blick auf die Preisentwicklung.
Dass die Stadt Leer mit der KWL eigene Immobilien managt, halte ich für…
… richtig und wichtig. Eine Kommune sollte ein Angebot schaffen für diejenigen, die woanders nicht fündig werden. Es ist wichtig, dass die Stadt als Akteur auf dem Markt Alternativen schafft.
Vorsitzender des DRK-Ortvereines Leer zu sein, ist…
… für mich reizvoll, da ich soziale Aufgaben aktiv mitgestalten kann. Das ist eine ganz andere Aufgabe als Politiker. Neben der Organisation von Blutspenden fördern wir soziale Projekte in der Stadt. So unterstützen wir beispielsweise durch Spenden, die wir sammeln, die Obdachlosenunterkunft an der Deichstraße und weitere wertvolle Projekte.
An der Spitze des Leeraner Städtepartnerschaftsvereins (LSPV) zu stehen, ist…
… ein großes Hobby. Es ist die Pflege von interanationalen Kontakten und Freundschaften. Ich wünsche mir, dass wir zu den bestehenden Partnerschaften mit Trowbridge in England und Elblag in Polen auch künftig eine Partnerschaft mit einer Stadt in der Ukraine aufbauen.
Ich kann mich so richtig aufregen über…
… Neid und Missgunst.
Ich kann mich so richtig freuen über…
… den Duft von leckerem Streuselkuchen.
Kraft tanke ich, wenn…
… ich im Urlaub wandern gehe und bei gemeinsamer Zeit mit guten Freunden.
Mein Lieblingsplatz in Leer ist…
… die Wallheckenlandschaft in Logaerfeld. Da bin ich aufgewachsen. Da ist es herrlich.
Wenn ich einen Tag lang ein anderer sein könnte, dann wäre ich gerne mal…
… Henry Dunant. Ich würde gerne nachempfinden können, was er als Gründer der Rot-Kreuz-Bewegung erlebt hat und was ihn damals angetrieben hat.
Als Bundeskanzler würde ich als erstes…
… die Wohnungsbauförderung so neu gestalten, dass alle Wohnungsunternehmen sinnvolle Regelungen und Förderungen erhalten, die es ermöglichen, weiterhin bezahlbaren Wohnraum anzubieten und zudem auch neue Wohnungen so bauen zu können, dass sie finanzier- und bezahlbar sind.
Wenn ich drei Wünsche frei habe, dann…
… Frieden auf Erden, Frieden im Herzen und die Heilung bzw. Eindämmung von schweren Krankheiten.
Seit 23 Jahren gestaltet er als Vertreter der SPD im Stadtrat die Entwicklung der Stadt Leer mit: Hauke Sattler (42), seit 2016 Ratsvorsitzender
Foto: Lars-Josef Penning