„Auf einen Tee mit …“ – Heute mit Jakobus Baumann, Vorsitzender des Krankenhausvereins Rheiderland
STAPELMOOR Zunächst in der Stadtverwaltung in Weener, dann in Jemgum und heute für das gesamte Rheiderland: So lässt sich das Wirken von Jakobus Baumann zusammenfassen. Der langjährige, zwischenzeitlich seit vielen Jahren pensionierte Gemeindedirektor und Bürgermeister von Jemgum ist heute als Vorsitzender des Krankenhausvereins Rheiderland für die Menschen zwischen Ems und niederländischer Grenze aktiv. Darüber hinaus ist er stellvertretender Präses der Gesamtsynode der Evangelisch-reformierten Kirche und Mitglied der Synode der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD). In der Rubrik „Auf einen Tee mit…“ spricht Baumann, der in seiner Freizeit viel liest, gerne Fahrrad fährt und auf Skiern im Schnee unterwegs ist und zur Jagd geht, über die Besonderheiten und Herausforderungen des Krankenhauses in Weener, seinen Glauben und die Zukunft des Rheiderlandes.
Vorsitzender des Krankenhausvereins Rheiderland zu sein, ist für mich…
… eine schöne Aufgabe, weil im Team des Vorstandes, im Kuratorium und im Team der Mitgliederarbeitsgruppe für die Patienten viel erreicht werden kann.
Wenn ich daran denke, wie oft das Krankenhaus in Weener von der Schließung bedroht war, dann…
… sehe ich heute die Situation sehr entspannt und gelassen. Mit einem starken Partner und Krankenhausträger sowie einer Spezialisierung im Leistungsangebot erfüllen wir die notwendigen Rahmenbedingungen.
Für das Krankenhaus in Weener ist es ein Glücksfall, dass …
… wir 2006 mit dem Engagement des Landkreises Leer und des Klinikums Leer den richtigen Partner gefunden haben, der absolut zuverlässig ist und die damaligen Zusagen weit übererfüllt hat. Wir hatten 2007 eine Investitionssumme von 1,5 Millionen Euro vereinbart, bisher sind 12 Millionen Euro investiert und aktuell ist eine weitere große Investition von 6,5 Millionen vorgestellt worden. Holger Glienke ist ein hervorragender Manager und Geschäftsführer und uns eint ein großes Vertrauen als Voraussetzung für eine gute Zusammenarbeit.
Die Rheiderländer und ihr Krankenhaus – darüber denke ich …
… natürlich jeden Tag nach. Es ist mir ein Herzensanliegen, dass es in Weener voran geht. Wir haben dafür aus meiner Sicht die besten Voraussetzungen geschaffen. Damit ein kleines Haus wie unseres dauerhaft bestehen kann, braucht es einen starken und zuverlässigen Partner und die Bereitschaft zur Spezialisierung. Mit der Inneren Medizin und dem qualifizierten Entzug und der Gefäßchirurgie haben wir das erreicht. Als drittes ist es erforderlich, neben einer engagierten Geschäftsführung auch die Unterstützung aus der regionalen Politik zu haben. Der Landkreis Leer und der Aufsichtsrat der Klinikum Leer gGmbH stehen zum Krankenhaus Rheiderland.
Wer unseren Verein unterstützen will, der kann …
… noch heute einen Mitgliedsantrag von mir bekommen und sich mit 10 Euro im Jahr für eine gute Sache engagieren. Lange Jahre hatten wir 2000 Mitglieder. Die nicht möglichen Werbeaktionen während der Corona-Zeit haben leider zu einem geringfügigen Rückgang geführt. Unser Ziel bleibt: 2000 Mitglieder.
Die Nachricht der vergangenen Woche, dass in Weener wieder in das Krankenhaus investiert wird, ist für mich…
… den Vorstand und das Kuratorium des Krankenhausvereins die Einlösung der Zusage des Landkreises und des Klinikums, auch in Weener weiterhin zu investieren. Darüber freuen wir uns sehr. Der Allgemeine Krankenhausverein verfolgt im Übrigen die Entwicklung des Krankenhauswesens in Niedersachsen seit Jahren mit großer Aufmerksamkeit. Wir halten Kontakt zu allen demokratischen Parteien. Das neue Krankenhausgesetz in Niedersachsen – so bestätigen uns Landtagsabgeordnete, die uns in letzter Zeit besucht haben- lässt auch für uns eine gute Weiterentwicklung erwarten. In den letzten 5 Jahren haben die 3 Niedersächsischen Sozialministerinnen das Krankenhaus Rheiderland besucht und sich zu diesem kleinen Haus bekannt. Wir werden nach den Wahlen die künftige Sozialministerin bzw. den Sozialminister auch nach Weener einladen.
Mein größter Wunsch für das Krankenhaus in Weener ist, dass …
… wir uns als Verein langfristig weiter engagieren und unser „Wächteramt“ wahrnehmen können. Wir haben Projekte auf den Weg gebracht, die für uns wichtig sind, weil sie das Gesundwerden neben dem medizinischen Aspekt aktiv unterstützen: eine halbe Stelle eines Krankenhauspastors, eine Betreuungskraft, die jeden Tag zwei Stunden Zeit für Gespräche mit Patienten und den Angehörigen hat. Beide Projekte waren gerade in der Corona-Zeit sehr segensreich, als nur Mitarbeitende Zugang zu den Patienten hatten. Schade ist, dass wir durch Corona das „Klingende Krankenhaus“ mit 60 bis 70 Veranstaltungen pro Jahr mit bis zu 45 Chören und Musikgruppen nicht durchführen konnten. Diese Aktion wird es wieder geben, sobald es möglich ist und ich hoffe, dass die Chöre und Gruppen dann wieder mitmachen. Ein großes Lob möchte ich den Vereinsmitgliedern zollen, die sich schon lange Zeit ehrenamtlich im Testzentrum des Krankenhauses engagieren. Insbesondere für die Angehörigen unserer Patienten ist dies ein wichtiges und tolles Angebot.
Wenn ich an meine Zeit als Gemeindedirektor und Bürgermeister in Jemgum denke, dann …
… bin ich rückblickend sehr dankbar und zufrieden. Es war eine gute Zeit mit vielen Kontakten in Jemgum, im Kreis Leer und weit darüber hinaus. Dabei denke ich auch gerne an meine Zeit als Vorsitzender des Städte- und Gemeindebundes im Landkreis Leer und an meine Tätigkeit im Präsidium des Städte- und Gemeindebundes. Davon habe ich sehr profitiert.
In der Synode der Evangelischen Kirche Deutschlands engagiere ich mich…
… vor allem im Haushaltsausschuss. Die Evangelisch-reformierte Kirche mit in der EKD vertreten zu dürfen, ist für mich Ehre und Auftrag zugleich. In unserer säkularisierten Gesellschaft und Zeit ist mir neben allen wichtigen Themen, die in der Synode der EKD beraten werden, wichtig, dass das Wort Gottes unter akzeptablen Bedingungen für „Jung und Alt“ in unseren Gemeinden verkündet werden kann. Der Mitgliederrückgang, die finanzielle Entwicklung, die fehlenden Pastorinnen und Pastoren zwingen zu neuen Wegen, die auch der Entwicklung im Bereich der Social Media gerecht werden.
Von der katholischen Kirche würde ich mir manchmal wünschen, dass …
… wir die Ökumene noch stärker praktizieren können. Wir sind hier aber auf einem guten Weg. Spannend ist für mich der in der Katholischen Kirche diskutierte „Synodale Weg“.
Für das Rheiderland wünsche ich mir…
… ein gutes Miteinander zwischen den Gemeinden mit dem Ziel einer noch intensiveren Zusammenarbeit. Es gilt, vorhandene Ressourcen zu nutzen und eine Aufgabenteilung-soweit möglich – mit dem Ziel von Personal- und Kostenreduzierungen anzustreben.
Mein Lebensmotto ist, …
„Suchet der Stadt Bestes“. Dieses Bibelwort heißt für mich: Verantwortung für Mitmenschen übernehmen, zuhören, beraten, die Augen öffnen, Nachbarn wahr- und Fremde aufnehmen, Schwache unterstützen.
Mein Lieblingsplatz in der Region ist …
… der Hammrich in Weenermoor.
Meinen letzten Strafzettel habe ich kassiert für…
… zu schnelles Autofahren. Es ist erstaunlicherweise schon sehr lang – so etwa sieben Jahre – her.
Ich kann mich so richtig aufregen über…
… Dinge, die unreflektiert in die Öffentlichkeit gebracht werden und dabei häufig eine Wirkung erreichen, die schädlich ist für das Gemeinwesen.
Ich kann mich so richtig freuen über …
… jeden Morgen, wenn meine Frau und ich gesund im Wintergarten gemeinsam frühstücken dürfen. Meine Frau ist mir zeitlebens eine große Stütze und gute Beraterin bei allen Aktivitäten, die ich beruflich oder ehrenamtlich angepackt habe.
Ski fahren ist für mich…
…pure Erholung. Meine Frau und ich lassen es heute etwas langsamer angehen und genießen jede Abfahrt.
Kraft kann ich tanken, wenn…
… ich mit meiner Frau lange Radtouren mache oder mich alleine im Jagdrevier aufhalte.
Mein Glaube ist für mich…
… sehr wichtig. Er ist Richtschnur für meine tägliche Arbeit.
Ich sollte mich mal wieder…
… treffen mit Kolleginnen und Kollegen, mit denen ich Prüfungssituationen erlebt habe und mit denen ich die Anfänge meiner beruflichen Karriere teilen konnte. Das ist bisher leider viel zu kurz gekommen. Ich freue mich beispielsweise sehr über regelmäßige Treffen mit drei Bürgermeisterkollegen aus der Zeit unserer gemeinsamen Vorstandsarbeit im Niedersächsischen Städte- und Gemeindebund des Landkreises Leer.
Wenn ich die Bilder des Krieges in der Ukraine sehe, dann…
macht sich Wut und Ohnmacht über das Verhalten von Putin breit. Mir wird deutlich, dass wir als Deutsche eine riesige Verantwortung haben und wir die Ukraine nach Kräften unterstützen müssen. Die Unterstützung der Flüchtlinge darf sich aber nicht auf die Ukraine beschränken.
Wenn ich drei Wünsche frei habe, dann wünsche ich mir, dass ich …
… mit meiner Frau noch einige Jahre in Gesundheit verbringen kann, die Kinder und Enkelkinder in Berlin, der Schweiz und in Norwegen öfter sehe und mit dem tollen Team im Krankenhausverein noch ein Stück weit tätig sein darf.
Jakobus Baumann, Vorsitzender des Krankenhausvereins Rheiderland.
Foto: privat