Die Haushaltslage der Stadt Leer ist bekanntermaßen angespannt und Ende 2020 wurden freiwillige Leistungen, beispielsweise an Sportvereine, gestrichen. Um so überraschender kommt nun ein Vorstoß der Stadtverwaltung um Bürgermeisterin Beatrix Kuhl (CDU), 2022 insgesamt 700.000 Euro in die Modernisierung von Spielplätzen bereit zu stellen. Das ist fast das Zehnfache der Ausgaben im Jahr 2020 (da waren es 75.000 Euro, die in neue Spielgeräte investiert wurden). 2021 belaufen sich die Ausgaben bisher auf etwa 30.000 Euro.Drei Spielplätze sollen erneuert werden
Die Verwaltung beabsichtigt, im kommenden Jahr etwa eine halbe Million Euro für die Erneuerung und 200.000 Euro in den Austausch von Geräten auszugeben. Vorgeschlagen wird der Politik, die Spielplätze Fichtenweg (Bingum) und Kolonistenweg (Heisfelde) – beide, wenn möglich noch im Jahr 2021 – sowie Julianenpark „auf Vordermann“ zu bringen. Das geht aus der Vorlage der Verwaltung für den Ausschuss für Energie, Klima, Umwelt und Verkehr hervor, der am 17. Juni tagt und dessen Empfehlung dann im Verwaltungsausschuss eine Woche später beschlossen werden soll.
Den Ball ins Rollen gebracht hat die Leeraner Wählergemeinschaft (LWG), die in den vergangenen Wochen in den sozialen Medien Fotos von zahlreichen Spielplätzen der Stadt veröffentlicht hat und die Verwaltung um ein Update der Informationen aus einer Sitzung vom 23. Januar 2020 bat. Damals – so schreibt die Stadtverwaltung in der Vorlage – „wurde festgestellt, dass bei den Spielplätzen ein erheblicher Investitionsstau besteht, da mit den bewilligten Mitteln kaum größere Maßnahmen möglich sind.“ Es sei nur der Austausch von Spielgeräten möglich und somit nur der notwendigste Bedarf. Für Sanierungen bzw. Neuanlagen von Spielplätzen würden die Haushaltsmittel fehlen.
Pflege durch Stadtwerke kostet fast 25.000 Euro im Monat
Nun geht die Verwaltung mit einer konkreten Investitionsforderung an die Fraktionen heran. Aus der Vorlage gehen weitere Informationen hervor, die deutlich machen, was in den vergangenen Jahren (nicht) passiert ist. Auf die Anfrage der LWG, warum nun Spielplätze ohne Spielgeräte weiterbetrieben wurden, scheibt die Verwaltung: „Bei diesen neun Spielplätzen, auf denen sich seit Jahrzehnten keine Spielgeräte befinden, wurde der Weiterbetrieb als freie Grünfläche für die Nutzung durch Jugendliche gesichert.“ Auch diene sie Kindern als „gepflegter Ballspielplatz“. Weiter heißt es, dass die Verwaltung zurzeit eruiert, welche Flächen sich nach einer Stilllegung evtl. anderweitig nutzen lassen.“ Verbunden ist dieser Weiterbetrieb der Spielplätze ohne Spielgeräte mit Pflegekosten, deren Höhe die Verwaltung nicht nennt. Insgesamt beziffert das Rathaus die Kosten für die Arbeitsleistungen der Pflege– ohne Kosten für Ersatzteile und Material bzw. neue Spielgeräte – im vergangenen Jahr auf 293.000 Euro. Das sind fast 25.000 Euro im Monat, die an die Stadtwerke Leer AöR mit ihrem Geschäftsführer Claus-Peter Horst überwiesen werden.
Wie soll es weitergehen?
Die Verwaltung schreibt, dass bei der Bearbeitung des Themas aufgefallen sei, dass die Spielplätze „überwiegend nur von den Altersgruppen 6 bis 12 Jahre bespielt werden können“. Bis auf die Kindergärten gebe es kaum etwas für die Altersgruppen 0-4 Jahre) und für die Altersgruppen 12+ gibt es leider auch nicht sehr viele Angebote.
„Dies soll sich mit den Sanierungen der Spielplätze ändern. Alle Altersgruppen sollen die Möglichkeit bekommen einen Spielplatz besuchen zu können“, so die Verwaltung. Für die Spielplätze Fichtenweg und der Kolonistenweg kündigt das Rathaus die Präsentation erster Ideen der Neugestaltung für die Sitzung am Donnerstag an. Beide Modernisierungen sollen ggf. noch in diesem Jahr beginnen.
Standorte für Stilllegungen noch unklar
Die Verwaltung will zudem auf vier Spielplätzen alle Geräte abbauen und diese – sofern das der Zustand zulässt – woanders wieder aufstellen. Um welche es sich dabei handeln wird, sagt das Rathaus nicht. Zitat aus der Vorlage: „Vorschläge werden noch erarbeitet.“ Fest stehe hingegen, dass die Spielplätze Irisweg, Zur Koppel, Fünftelweg und Rymeerstraße, die seit Jahren keine Spielgeräte haben, weiter als Grünflächen erhalten bleiben sollen.
Bürger sollen stärker eingebunden werden
Mit Blick auf die weitere Entwicklung der Spielplätze kündigt die Verwaltung an, künftig die Bürger – besonders die kleinen Mitbürgerinnen und Mitbürger – beteiligen zu wollen. Dafür soll eine E-Mail-Adresse spielplaetze@leer.de eingerichtet werden und es soll auf der Internetseite der Stadt eine Informationsplattform geben.
Ein Beispiel dafür, wie gut der Zustand mancher „Spielfläche“ ist, ist der Spielplatz Zur Koppel, der ohne Geräte nur noch als Grünfläche zum Toben und Ballspielen genutzt werden kann (wobei Ballspielen laut Schild, wenn es dann lesbar wäre, nicht erlaubt ist).
Schreibe einen Kommentar