„Wir erfüllen totkranken Menschen die letzten Wünsche – unbürokratisch und mit Herzblut“

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„Auf einen Tee mit …“ – Heute mit Ernst Berends, Vorsitzender des Vereins Steernsnupp und ab 2025 Kreisbrandmeister im Kreis Leer

MÖHLENWARF Menschen zu retten oder in schweren Notlagen zu unterstützen – das gehört für den Möhlenwarfer Ernst Berends seit seiner Jugend dazu. Heute ist der 53-Jährige Vorsitzender des Vereins Steernsnupp, der totkranken Menschen den letzten Wunsch erfüllt, und wird ab 2025 neuer Kreisbrandmeister im Landkreis  Leer sein. In der Rubrik „Auf einen Tee mit…“ spricht der Disponent für Feuerwehr und Rettungsdienst in der Leitstellen Ems-Vechte über beeindruckende Momente in der Vereinarbeit, erklärt, welche Wünsche warum erfüllt werden und spricht über seine Erwartungen an die Tätigkeit als Kreisbrandmeister

Den Verein „Steernsnupp“ haben wir gegründet, weil…

… in der Zeitung gelesen haben, dass ein Fahrzeug aus Hannover gekommen ist, um einen Menschen innerhalb von Weener zu transportieren um einen letzten Wunsch zu erfüllen. Ich habe dann über  WhastApp nachgefragt bei Mitgliedern der Feuerwehren und Rettungsdienstes, ob sie bereit sind, sich dafür zu engagieren. Innerhalb wenigen Wochen haben wir dann den Verein gegründet, der heute 40 Mitglieder und 10 aktive Mitstreiter hat.

„Wir können nicht alle große Dinge tun, aber wir können alle kleinen Dinge mit großer Liebe tun“ – dazu fällt mir ein, dass …

… das für unser Engagement gilt. Wir machen die Fahrten mit Herzblut. Wir versuchen, denjenigen, die einen letzten Wunsch haben, alles zu ermöglichen. Die Wünsche sind meist, die Familie noch einmal zu sehen oder ans Wasser gebracht zu werden. Dabei bekommen wir viel Unterstützung. Die Kommunen spielen toll mit und so können wir fast bis ans Wasser fahren, wenn es möglich ist. Wir sind unbürokratisch unterwegs, haben noch nie ein Stück Papier bewegt. Meist wird alles über das Telefon besprochen. So gelingt es, über das gesamte Jahr Wünsche zu erfüllen.

Vorsitzender des Vereins Sternschnuppe zu sein, ist für mich…

eine große Freude, aber auch manchmal durchaus auch etwas Stress verbunden, da ich berufstätig bin und auch bei meinem Hobby, der Feuerwehr, gut eingebunden bin. Oft sind die Anfragen wirklich zeitlich sehr knapp. Es wäre wünschenswert, wenn die Anfragen etwas ehr kommen könnten, wenn es für die Betroffenen und deren Angehörigen machbar ist.

Unsere Kriterien, wem wir einen Wunsch erfüllen, sind…

Wir haben keine. Wir haben bisher alle Anfragen beispielsweise aus den Hospizen bedient. Wenn es etwas schwieriger ist, beraten wir uns im Verein, ob und wie wir den Wunsch erfüllen können und finden eine gemeinsame Lösung.

Mit dem Schicksal der totkranken Menschen können wir fertig werden, weil…

wir alle eine Ausbildung im Rettungsdienst und Feuerwehr haben. Dort ist es unsere Aufgabe, Leben zu retten. Es war dann schon nicht ganz so einfach zu akzeptieren, dass man auch sterben darf. Hier hat uns die Leiterin des Hospizes in Leer sehr geholfen in den ersten Gesprächen. Wir wissen: Das, was wir machen, ist richtig. Das gibt uns Kraft. Wir können mit den Situationen umgehen und gehen den Situationen nicht aus dem Weg.

Die Wünsche, die wir erfüllen, sind…

… recht unterschiedlich – führen aber ziemlich oft ans Wasser, z.B. an die Knock oder nach Borkum. Einmal waren wir sogar – begleitet von zwei Töchtern des Gastes – über Nacht unterwegs, weil der Wunsch war, das Wasser mit Sonne und Regen zu erleben. Ein anderer Wunsch war es, Fisch in Ditzum zu essen.

Besonders bewegt hat mich, als ich…

Es sind alles Einzelschicksale. Wir kennen es aus unserem Beruf, damit umzugehen. Zugegeben ist es nicht immer einfach, vor allem, wenn es ein Freund ist, der im Hospiz ist und dann auch einen Wunsch hat.

Wer unsere Arbeit unterstützen will, der sollte…

… auf unsere Internetseite Steernsnupp.de gehen – dort stehen alle Möglichkeiten. Wenn ich mir etwas wünschen darf, dann sind es weitere Kranschwestern oder -pfleger, die unsere Fahrten mit begleiten.

An der Feuerwehr fasziniert mich…

… einfach alles. Ich bin mit 16 Jahre Mitglied der Ortfeuerwehr geworden und – darf man das so sagen? – dafür Feuer und Flamme. Die Kameradschaft ist etwas Besonderes

An der Aufgabe als Kreisbrandmeister, die ich ab Januar 2025 übernehme, reizt mich …

… sehr viel. Es warten spannenden Aufgaben auf uns, die wir im offenen Dialog mit Kameradschaft und Miteinander als Feuerwehren im Kreis Leer gehen. Unwetter, Starkregen, Überflutungen – diese Aufgabe erfordern Anschaffungen, Anstrengungen der Stadt- und Gemeindebrandmeister und Fortbildungen der Kameraden. Ich weiß, dass es als Führungskraft nicht immer einfach sein wird, die Meinung zu sagen. Zudem wird es keine einfache Aufgabe, ausreichend Feuerwehrkameraden zu finden. Dafür ist es wichtig, dass wir gute Jugend- und Kinderfeuerwehren haben. Das ist Aufgabe und Zukunft zugleich..

Als Feuerwehrmann finde ich es grausam, wenn…

… die Nachbereitung der Einsätze nicht vernünftig durchdacht ist, wenn es beispielsweise einen Verkehrsunfall gegeben hat. Wenn Kameraden immer leiser werden, ist Aufmerksamkeit gefragt. Unsere Führungskräfte müssen dieses erkennen, wenn es um die Psychosoziale Notfallversorgung geht.

Wenn ich einem jungen Menschen für die Feuerwehr begeistern will, dann…

… nehme ich ihn mit zur Feuerwehr in seinem Heimatort. Dort werden ihm die Geräte und die Möglichkeiten gezeigt, die bei uns in der Feuerwehr bestehen. Wir bieten viele Ausbildungen an, die auch im Beruf von Vorteil sein können.  Zudem wird er merken, wie gut die Kameradschaft ist.

Mein Lebensmotto ist…

Ich habe vor einiger Zeit eine Schokolade geschenkt bekommen. Darauf stand „Helferherz“. Das trifft es gut. Ich engagiere mich gerne und bin dankbar, dass mich meine Familie dabei unterstützt und trägt.

Ich habe das letzte Mal gelogen, als…

… ich telefoniert habe. Das war eine Notlüge, die nicht schlimm gewesen ist.

Meinen letzten Strafzettel habe ich kassiert für…

Das ist ewig her. Ich war zuletzt zu schneller Beifahrer (lacht).

Ich kann mich so richtig aufregen über…

… Schaulustige bei Einsätzen. Das wir leider immer mehr. Die Handys werden zu schnell gezogen. Die meisten wissen gar nicht, was es bedeutet, ein Foto oder Video schnell online zu stellen. Meistens wissen die Angehörigen dann noch nicht Bescheid. Jeder sollte mal nachdenken, wie sich das für ihn anfühlen würde.

Ich kann mich so richtig freuen über den Umstand, dass …

… meiner Familie und mir gut geht. Insgesamt klagen die Menschen zu viel und auf zu hohem Niveau.

Mein größter Fehler ist, dass …

… ich oft zu ehrlich bin. Direkt zu sein, ist manchmal problematisch, weil es nicht jedem gefällt Ich bin überzeugt davon, dass es wichtig ist, bei Problem direkt miteinander zu sprechen.

Kraft tanke ich, wenn…

… ich bald im Urlaub in der Türkei bin.

Mein Lieblingsplatz in der Region ist…

… in Winschoten im Hafenbereich. Dort kann man es aushalten.

Wenn ich einen Tag lang in meinen Leben ein anderer sein könnte, dann wäre ich gerne…

… jemand, der oft anderen eine Antwort gegeben kann auf die Warum-Frage.

Wenn ich drei Wünsche frei habe, dann wünsche ich mir…

… Frieden, Gesundheit und ein besseres Miteinander der Menschen.

Ernst Berends ist Vorsitzender des Vereins Steernsnupp und ab 2025 Kreisbrandmeister im Kreis Leer.

Foto: privat

Holger Hartwig„Wir erfüllen totkranken Menschen die letzten Wünsche – unbürokratisch und mit Herzblut“

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