Von Holger Hartwig*
Wer kenn das nicht: Tagein, tagaus stellen sich in den verschiedensten Lebenslagen die unterschiedlichsten Fragen. Manche lassen sich schnell beantworten, andere haben es in sich. Immer geht es darum, für sich zu klären, was jetzt „angesagt“ ist, um im Kopf Fragen zu klären, Zufriedenheit zu finden, ins Handeln zu kommen oder Beziehungen zu meistern.
Eine der einfachsten, aber zugleich kompliziertesten Fragen in nahezu allen Lebenslagen ist kurz und knapp: Was brauche ich? Oder mit Blick auf einen anderen Menschen: Was brauchst Du?
Warum ist genau diese Frage so zielführend? Ganz einfach: Sie reduziert sich auf das Wesentliche. Nehmen wir die persönliche Zufriedenheit. Da kann sich jeder selbst die Frage stellen: Was brauche ich, um zufrieden zu sein? Oder der Blick auf die Partnerschaft: Was brauche ich, um mit meinem Partner glücklich zu sein? Oder aus der anderen Perspektive: Was brauchst Du, um glücklich zu sein?
„Was brauchst Du?“ ist aber auch im Arbeitsalltag eine Allzweckwaffe. Es gibt viele Bücher darüber, was einen guten Führungsstil ausmacht. Es gibt jede Menge Tipps, wie das erfolgsorientierte Miteinander im Job gezielt gefördert werden kann. Dabei ist das einfachste Führungstool genau diese Frage: Was brauchst Du, damit Du für Dich das Optimale herausholst… zufrieden mit Deiner Arbeit bist… die Ergebnisse besser werden… Du weniger Stress hast?
Wer sich selbst oder einem anderen Menschen die „Was brauchst…“-Frage stellt, der darf nicht sofort eine Antwort erwarten. Sich Gedanken zu machen, was in der jeweiligen Situation fehlt und das zu definieren, ist zugleich die Lösung der jeweiligen persönlichen oder beruflichen Herausforderung. Die Antwort lässt Bedürfnisse erkennen – und Bedürfnisse wollen befriedigt werden. Wer das für sich nicht macht, der wird immer der persönlichen Zufriedenheit vergebens hinterherlaufen.
Oft ist „Was brauchst Du?“ auch der erste Schritt, um in einer belasteten Berufs- oder Privatbeziehung wieder aufeinander zugehen zu können. Wichtig: Wer diese Frage so stellt, der sollte mit der Antwort „umgehen“ wollen, d.h. bereit sein, zu „liefern“. Auch das liest sich leichter, als es oft ist. Auf die Frage deshalb zu verzichten, ist jedoch die allerschlechteste Lösung…
* Der Autor ist Systemischer Coach, Kommunikationspsychologe (FH) und Heilpraktiker für Psychotherapie. Er coacht Menschen bei Herausforderungen, die das Leben privat oder beruflich mit sich bringt.