Von Holger Hartwig*
Mögen Sie Spinat? Denken Sie dabei an das leckere, saftige Grün und an Popeye und ganz viel Kraft? Dann haben wir an dieser Stelle wirklich absolut nichts gemeinsam. Für mich steht Spinat für eines der Gerichte, mit denen man mich jagen kann…
Stellen Sie sich nun einmal vor, Sie und ich würden uns über die Qualität eines Koch unterhalten, der Spinat auf seiner Speisekarte stehen hat. Wir wollen feststellen, ob es ein guter Koch ist. Was meinen Sie, wie würde unser Gespräch verlaufen? Einvernehmlich mit schnellem Ergebnis? Oder eher schwierig. Würden wir auf einen Nenner kommen?
Sicher, bei Spinat würden wir auf einen Nenner kommen, weil wir sehr schnell merken würden, dass wir beide mit diesem Gemüse und einem Gericht ganz unterschiedliche Emotionen bzw. Assoziationen empfinden. Wir würden schnell merken, dass wir mit Spinat völlig unterschiedlichen Emotionen verbinden und dann – den Verstand eingeschaltet – die persönlichen Empfindungen von den sachlichen Aspekten trennen. Wir würden nicht in die „Spinatfalle“ laufen…
Im Berufsalltag oder in der Familie ist diese „Spinatfalle“ oft nicht so leicht und manchmal sogar gar nicht zu erkennen. Wir unterhalten uns oder streiten, obwohl wir nicht geklärt haben, was jeder von uns mit einem Wort, einem Verhalten oder einer Sache verbindet. Wir meinen, dass wir über dasselbe reden – aber wir reden aneinander vorbei, weil es am Ende nicht die Worte sind, die unsere Kommunikation machen, sondern die Gefühle, die dahinter stecken.
Was bedeutet das? Wenn spürbar wird, dass ein Gespräch – sagen wir mal – „intensiver“ wird, dann ist es an der Zeit, zu fragen, woher beispielsweise eine hohe Emotionalität kommen könnte. Vielleicht haben Sie den Gesprächspartner an einem Punkt getroffen, den sie nicht erahnen, weil sie eben nicht wissen, was er/sie mit „Spinat“ verbindet.
Und nun? Wenn Sie nicht in die „Spinatfalle“ laufen wollen, dann achten Sie immer darauf bzw. fragen, was ihr Gesprächspartner mit der Sache, dem Wort oder Sachverhalt emotional verbindet. Wenn das zu Beginn geklärt ist, funktioniert die weitere Kommunikation meist viel besser. Miteinander gut zu reden, heißt vor allem, sich bewusst ein, ob die Assoziationen ähnlich sind. Nicht, ob man die gleichen Wörter benutzt. Denn wenn einer immer von Grünkohl statt Spinat spricht, würde das sofort auffallen. Und das bedeutet weitaus mehr, als die „richtigen“ bzw. „gleichen“ Wörter zu verwenden.
* Der Autor ist Systemischer Coach, Kommunikationspsychologe (FH) und Heilpraktiker für Psychotherapie. Er coacht Menschen bei Herausforderungen, die das Leben privat oder beruflich mit sich bringt.
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