Corona I: Praktische Hilfe
Nicht viel schnacken, anpacken! Das ist die Devise vom Seniorenbeirat in Leer um dessen Vorsitzenden Fritz Zitterich, lange Jahre Chef des Bauverein Leer und Initiator des Nachbarschaftshilfevereins der Genossenschaft. Wenn dann schon alle zum Impfen nach Hesel müssen, dann wenigstens mit Unterstützung. Ab der kommenden Woche wird der Seniorenbeirat mit Zitterich, Dr. Rolf Otte und Enno Mennenga an drei Tagen (Mo., Mi, Fr.) von 10 bis 12 Uhr im Rathaus erreichbar sein.
Als erstes werden die über 80-Jährigen bei der Online-Terminanmeldung (wer sich das ausgedacht hat, der…) unterstützt und wenn dann Termine gebucht werden konnten, bei Bedarf auch durch Impfpaten nach Hesel gefahren. Post an die Senioren ist wohl unterwegs. Bürgermeisterin Beatrix Kuhl hat den Beirat nach mit Rat und Tat unterstützt und Impulse geliefert. Glückwunsch an den Seniorenbeirat für dieses Engagement! Es ist schön zu wissen, dass nun die noch nicht ganz so alten (bis 80) den noch etwas Älteren (über 80) helfen. Sind aber ja auch beides Generationen, die Miteinander und Verantwortung füreinander kennen und das von Haus aus gelernt haben. Anders, als viele aus jüngeren Generationen.
Kandidaten-Komödienstadl
Na, wer das vor zehn oder mehr Jahren vorhergesagt hätte, der hätte wohl in Leer mit Kopfschütteln, dem „Vogeltippen auf die Stirn“ oder der Frage „Was hast Du denn geraucht?“ rechnen müssen. Da holt – völlig überraschend – Beatrix Kuhl für die CDU das Bürgermeisteramt als Frau, Nicht-Ostfriesin und ohne SPD-Stallgeruch in der einstmals roten Hochburg – und wenige Jahre später serviert sie der eigene Parteivorstand ab. 9:4 ist die Abstimmung des Parteivorstandes um Ulf-Fabian Heinrichsdorff ausgegangen für einen parteilosen Bewerber, den sich der Vorstand mit Andre Willems „ausgeguckt“ hat. Klar, Kuhl hat mit ihrem Hin-und-Her und der fehlenden Klarheit, ob sie für eine zweite Amtszeit antritt, selbst ihren Anteil am Schlamassel, der da entstanden ist. Dennoch bleibt es – sagen wir es mal vorsichtig – gewöhnungsbedürftig, dass sie nun von der eigenen Partei als Amtsinhaberin auf das Abstellgleis gestellt wird. Ohne eine eindeutige, am besten schriftliche Erklärung, dass die Bürgermeisterin nicht wieder antritt, wäre es parteiintern normal gewesen, auf die Suche nach einer Alternative zu verzichten. Das macht man so nicht – auch wenn im Miteinander offenbar in den vergangenen Jahren vieles schief gegangen ist bzw. zerstört wurde. Oder war und ist da etwa jemand nicht bereit (gewesen), parteiübergreifende und sonstigen Kungeleien, die in Leer seit Jahrzehnten bestens beherrscht werden, weiter mitzumachen? Man weiß es (noch) nicht. Nun gut, entschieden ist ja noch nichts. Bis zu einer Mitgliederversammlung kann die CDU jetzt intern ein bisschen Wahlkampf „üben“. Dann wird sich zeigen, wer am Ende von den Mitgliedern ins Rennen geschickt wird. Das werden unterhaltsame Wochen. Der Gewinner dieses Komödienstadls sitzt im Publikum: Stadtwerke-Chef Claus-Peter Horst. Ihm wurden schon ohne das CDU-Kandidatenstadl gute Chancen zugeschrieben. Die sind nun weiter gestiegen. Ach ja, noch eine Frage: Wenn es also am Ende der parteilose Willems wird, den die CDU ins Rennen gegen das Parteimitglied Kuhl sendet, muss Kuhl dann das Parteibuch abgeben? Streng genommen verhält sie sich ja sogar parteischädigend, wenn sie dem CDU-gestützten Bewerber Stimmen „wegnimmt“. Das reicht ggf. für einen Ausschluss. Bestimmt findet sich auch irgendjemand bei den Christdemokraten, der einen solchen Antrag stellt. Freuen wir uns als Beobachter: Langeweile in Leer gibt’s in der Politik seit Jahren nicht. Die CDU ist gerade dabei, ein weiteres Theaterstück in mehreren Akten zu schreiben. Wer hat eine gute Idee für einen passenden Titel für diese tragische Politik-Tragödie oder -Komödie?
Klare Kante – Kleinhaus!
Während es in Leer also spannend bleibt, wie die CDU sich entscheidet, sind in Papenburg bei den Christdemokraten die Würfel bekanntlich für Pascal Albers lange gefallen. Er wird sich dann einen Wettstreit, unter anderem mit dem langjährigen CDU-Fraktionsvorsitzenden Sascha Kleinhaus liefern, der der Partei den Rücken gekehrt hat. Und Kleinhaus geht klare Kante. Anders als der aktuelle Rathauschef, Jan Peter Bechtluft, schließt er aus, wieder in die CDU zurückzukehren, wenn ihn die Papenburger zum Meister aller Bürger wählen. In einem Brief an die Mitarbeiter der Stadtverwaltung informiert er über sich und seine Ziele. Und er stellt eindeutig klar: Eine Rückkehr in die CDU wird es nicht geben. Respekt. Auf die Idee, einen Brief an potenzielle Mitarbeiter zu schreiben, muss man erst einmal kommen. Auch die zweite Bewerberin um die Rathausspitze, Vanessa Gattung (SPD), zeigt sich in diesem Tagen, gemeinsam mit Bastian Schenk, ihrem Stellvertreter in Papenburger Ortsverein, kreativ. Beide laden heute zu einem Autokino besonderer Art auf den Marktplatz der Stadt ein. Per Hupen oder Blinken sollen die Mitglieder in Coronazeiten über die Kandidatur Gattungs bei der Bürgermeisterwahl entscheiden. Auch auf diese Idee muss man erstmal kommen. Beide Vorgehensweisen haben gemeinsam: Sie sind neu, sie sind kreativ. Und fest steht: Ein kreativer Kopf auf dem Chefsessel kann jede Stadtverwaltung gut gebrauchen. Mal sehen, was da noch in den nächsten Monaten so kommt und für wen sich die Papenburgerinnen und Papenburger dann im September – zur Auswahl stehen ja mit Pascal Albers (CDU) und Marion Terhalle (FDP) weitere Kandidaten – entscheiden.
Corona II: Wilde Gerüchte
Die Corona-Pandemie sorgt ja auch lokal derzeit fast jeden Tag für Schlagzeilen. Im Fokus: Unrechtmäßige „Impfvordrängler“ landauf landab. Ok, in Ordnung ist das Vordrängeln grundsätzlich nicht. Nicht beim Fleischer, und schon gar nicht beim Impfen. Regeln gehören eingehalten. Trotzdem muss die Frage gestellt werden. Sind diese Regeln sinnvoll? Klar, wenn sich ein Politiker impfen lässt, dann muss er zurücktreten. Er hat im Normalfall keine Aufgaben und keine Kontakte im Gesundheits- oder Pflegebereich. Aber ein Geschäftsführer eines Klinikums, Pflegeheims oder Rettungsdienstes? Macht er seinen Job gerade in schwierigen Zeiten gut, dann ist er permanent im Austausch mit seinen Mitarbeitern, nutzt dieselben Sanitäranlagen etc. Er hat also Kontakt zu den Mitarbeitern (die ja im übrigen alle längst geimpft wären, wenn denn ausreichend Impfstoff da wäre). Aus der EDV wissen wir: Einem Virus reicht das kleinste Türchen, um ein komplettes System lahm zu legen. Dem ist es egal, über welchen Weg es sich schnell ausbreitet. Das ist bei Covid wohl nicht anders.
Sei´s drum. Die „Drängler“ haben gegen die aktuell geltenden Regeln verstoßen. Regel sind einzuhalten. Fertig. Aber: Wer sich entschuldigt, dessen Entschuldigung sollte ausreichen. Ein öffentliches „an die Wand nageln“, wie es jetzt teilweise passiert, ist überzogen.
Warum? Jeder möge sich die Frage stellen, wie er/sie selbst gehandelt hätte, wenn sich die Möglichkeit zum Impfen ergeben hätte. Und das im Wissen, dass – wie in vielen der kritisierten Fälle so geschehen – ansonsten vielleicht eine Impfdosis nutzlos und wertlos geworden wäre. Ich glaube, da wäre sich (fast) jeder selbst der nächste. Vor allem, weil vor Wochen – als die „Drängeln“ aktiv waren – doch niemand ernsthaft damit gerechnet hat, dass Impfdosen über Wochen und Monate Mangelware bleiben und so selbst das Impfen in sensiblen Bereichen zu einem „Luxusgut“ wird. Es wird Zeit, dass – wie ab morgen in Hesel im Kreis Leer – endlich im großem Umfang die Spritzen gesetzt werden.
Das Thema sorgt darüber hinaus für die wildesten GERÜCHTE. Der Hit der Woche dabei: „Beim Landkreis Leer gibt es eine Mitarbeiterin im Impfteam (sie ist erst vor kurzem neu eingestellt worden), die an einer Party teilgenommen hat, die dann aufgeflogen ist. Es gab Bußgelder – und zwei Corona-Fälle. Alle Teilnehmer mussten auf Anweisung des Gesundheitsamtes in Quarantäne. Nur die besagte Frau hielt sich nicht daran. Sie blieb im Dienst und impfte munter weiter – so unter anderem auch in einem Heim in Rhauderfehn, wo dann auch noch zwei Corona-Fälle festgestellt wurden.“
Was macht man mit so einem Gerücht als Journalist? Prüfen. Also bei dem Pressesprecher der Kreises, Philipp Koenen, anfragen. Von dort kommt innerhalb kurzer Zeit eine eindeutige Antwort: Diese Geschichte könne man dementieren.
Ich hatte darauf gehofft, dass der Kreis das dementiert. Ansonsten… denken wir das nicht zuende. Allen, die im Moment irgendetwas zum Thema Corona unters Volk bringen, rufe ich deshalb zu: Klappe halten, wenn ihr nicht selbst dabei gewesen seid oder Beweise habt. Unruhe haben wir in diesen Pandemiezeiten genug. Besten Dank dafür.
Digitaltipp zum Sonntag: Studio Bahndamm
Die Fans des lokalen Fußball leben jetzt bereits seit einiger Zeit auf Entzug. Für ein Mittel dagegen sorgt Mario Rauch vom SV Borussia Leer. Er hat das „Studio Bahndamm“ aus der Taufe gehoben und lädt nun regelmäßig Gesprächspartner in Vereinsheim des Clubs am Bahndamm ein. In der aktuellen Folge ist Jürgen Schlebrowski zu Gast. Der 72-Jährige war früher Präsident des heutigen Fußball-Bundesligisten 1. FC Union Berlin – und das, obwohl er damals bereits in Ostfriesland wohnte. Im Gespräch erklärt er, wie das organisatorisch möglich war und er gewährt einen interessanten Einblick hinter die Kulissen des Profifußballs. Reinklicken lohnt sich unter www.borussialeer.de
Und dazu eine Bitte: Wer einen Tipp für eine interessante Internet- oder Facebook-Seite aus der Region hat: Bitte eine kurze Mail mit Infos an hh@hartwig-am-sonntag.de. Ich freu mich auf Eure Hinweise. Dann gibt es an dieser Stelle künftig immer sonntags einen „Digitaltipp zum Sonntag“.
Nun wünsche ich einen schönen Sonntag. Klickt euch noch rein in den Sonntagsspaziergang – lohnt sich. Und wie immer: Ich freue mich auf Rückmeldungen und Tipps auf allen digitalen Kanälen. Und bitte nicht vergessen: Wenn´s Euch gefällt, nutzt die Funktionen zum Teilen oben links auf jeder Seite von Hartwig am Sonntag.
Bleibt fröhlich und gesund.
HH
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