Türkei, Portugal, Litauen, Kosovo, Mali und Afghanistan – nein, das sind nicht die Länder, die sich wie die deutsche Elf bereits jetzt für die Fußball-Weltmeisterschaft im kommenden Jahr in Katar qualifiziert haben. Das sind die Ecken auf der Weltkarte, in denen Soldatinnen und Soldaten aus der Leeraner Evenburg-Kaserne in den vergangenen drei Jahrzehnten ihre größten – wie es im bundeswehrdeutsch heißt – „Auslandseinsätze und einsatzgleiche Verpflichtungen hatten.
Mehrere hundert Ostfriesen waren und sind aktuell im Kosovo, Mali, Nordirak und Litauen mit ihren sanitätsdienstlichen Fähigkeiten unterwegs. Das erfreulich dabei: Während bis heute 115 Soldatinnen und Soldaten bei diesen Auslandseinsätzen ums Leben kamen, sind die hiesigen Streitkräfte ohne Todesfälle und nach Aussage der Kaserne auch ohne schwere Verwundungen. Gleichwohl bringen sie viele Eindrücke und Bilder im Kopf mit, die es zu verarbeiten gilt. Jeder, der aus dem Einsatz zurückkommt, sei verändert, beschreibt Kommandeur Oberarzt Dr. Jens-Peter Evers die Situation. Gerade, was das betrifft, hat die Kaserne in Leer das „Unterstützungspaket“ in den vergangenen Jahren immer weiter ausgebaut. Die Fürsorge für die Einsatzkräfte – ein psychosoziales Netzwerk mit Experten, Geistlichen etc. – ist so umfangreich wie nie. Auch die Familien werden unterstützt. So konnte in diesem Jahr die Familienbetreuungsstelle in ein Familienbetreuungszentrum umgewandelt werden. Seither gibt es fünf hauptamtliche Kräfte, die sich um die Betreuung der Familien kümmern, wenn die Soldaten im Ausland im Einsatz sind.
Die Bedeutung, die der Standort Leer mit seinen Fachkräften und dem Kommando SES für die Bundeswehr hat, wird auch in anderer Hinsicht deutlich: In den vergangenen Jahren sind zweistellige Millionenbeträge in die Kaserne investiert worden. Sie ist eine Dauerbaustelle. Die nächste Baumaßnahme ist bereits fest eingeplant: eine Einsatztrainingshalle für unser Ausbildungs- und Simulationszentrum. Wetterunabhängig und sehr realitätsnah werden Aufbauten wie in den Auslandsregionen hergestellt, Geräusche simuliert und verschiedene Sichtverhältnisse erfahrbar gemacht. Wann mit dem Bau begonnen wird und wie hoch die Investition ist, steht noch nicht fest.
Fest steht hingegen: Die Bundeswehr gehört zu Leer. Sie hat eine enge Bindung zur Zivilgesellschaft, wie es Kommandeur Dr. Evers bei jeder Gelegenheit ausdrückt. Seit zehn Jahren gibt es beispielsweise auch den Verein „Gelbe Schleife“, der zweimal im Jahr Pakete zu den Soldaten schickt, die im Einsatz sind. Püntenmarsch und Grünkohlessen sind beste Beispiele für diese Verbundenheit. Beides steht für 2022 nach der Pandemie wieder auf dem Plan. Auch die Politik und die Verwaltung der Stadt wissen die Arbeit zu würdigen. Anders als bei den Diskussionen, die es um einen Appell zum Abschluss des Einsatzes in Afghanistan gab und der in der vergangenen Woche dann verspätet stattfand, ist es in Leer gelebte Tradition, dass die Rückkehrer – leider ohne Öffentlichkeit und zuletzt durch Corona erschwert – vom Stadtoberhaupt als Anerkennung wie selbstverständlich in das Rathaus eingeladen werden. Leer und die Bundewehr – 2021 seit genau 60 Jahren eine Partnerschaft, die wirtschaftlich, sozial und auch menschlich aus der Ledastadt nicht wegzudenken ist – und die die Stadt weltweit bestens präsentiert.