Der persönliche Wetterbericht

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Von Holger Hartwig*

„Geht so“, „Könnte besser sein“, „Bin zufrieden“ – das sind einige der Standardfloskeln, die auf die Frage „Wie geht es Dir?“ gerne geantwortet werden. Meist ist der Fragende, wenn er dann wirklich an einer Antwort interessiert war und nicht nur alibimäßig gefragt hat, genauso schlau wie vorher. Dabei ist die Frage, wie es einem geht, ganz maßgeblich, wie ein Tag verläuft bzw. was jede(r) aus einem Tag machen kann.

Wer in den Tag startet oder im Laufe des Tages auf seine Stimmung schaut, dem kann ein kleiner Trick dienlich sein. Dabei spielt der Wetterbericht, den jede(r) von uns jeden Tag mehrfach hört und oft auch das Verhalten und die Unternehmungen darauf anpasst, eine entscheidende Rolle. Statt mit den üblichen Floskeln im Kopf zu kategorisieren, wie denn gerade so die Lage ist, hilft es, sich zu fragen, wie die Stimmung und Laune wohl in einem Wetterbericht beschrieben würde. Trübe? Regnerisch? Gewittrig? Stürmisch? Windstill? Wechselhaft? Sonnig? Kalt? Warm? Je nachdem, wie das persönliche Wetter definiert wird, ergeben sich daraus Optionen.

Beispiel: Der Wetterbericht sagt, dass es gerade etwas trübe und neblig ist. Welche Frage stellen Sie sich dann? Wann kommt die Sonne raus? Oder es ist stürmisch? Dann lautet die Frage: Wann flaut es wieder ab? Oder es ist (zu) heiß. Dann fragen Sie sich, wann es kühler wird oder wie Sie selbst für eine Abkühlung sorgen können. Mit der persönlichen Stimmungslage ist es nicht anders. Auch dort ist die Frage, wie die Lage besser werden kann. Oft ist genau die Beantwortung dieser Frage die größte Herausforderung. Mit dem kleinen „Wetterbericht-Trick“ fällt es leichter, die persönliche Stimmung zu verändern. Wenn es trübe ist, ist es halt die Sonne, die für Licht sorgt. Bei der Laune stellt sich die Frage, was die Rolle der Sonne einnehmen kann – eine Handlung, eine Begegnung oder was auch immer – sein könnte. Oder wenn es stürmisch ist, ist die Frage, was für ein Abflauen sorgen kann, z.B. eine kleine Auszeit zu nehmen?

Das Schöne an dem persönlichen Wetterbericht ist, dass – anders als bei dem richtigen Wetter – jede(r) für sich die Vorhersage für die nächsten Stunden selbst in der Hand hat. Jede(r) kann sich selbst die Sonne in den Tag holen, den Sturm durch sein Verhalten beenden oder für die nötige Abkühlung und Entspannung sorgen, in dem er einen Ortswechsel vornimmt, Aufgaben auf den nächsten Tag delegiert oder was auch immer. Probieren Sie es mal aus. Ihr Tageswetter wird schneller durch Sie veränderbar sein als Sie denken. Sie ganz persönlich sind es, der für den „Wetterumschwung“ sorgen bzw. durch Aufmerksamkeit zulassen kann, dass vielleicht auch ein anderer Mensch durch sein Handeln oder seine Worte für eine angenehme Wetterlage sorgt.

Und noch eines hilft: Jeder weiß, dass beim Wetter der Wechsel zwischen Sonnen- und Regentagen dazugehört und jedes Wetter auch seine Vorteile hat. Manchmal hilft es auch, beim persönlichen Wetterbericht darauf zu vertrauen, dass die Sonne schon wieder scheinen wird. Auch wenn es mal – wie bei Wetterlagen auch – einen Tag länger dauert…

Der Autor ist Systemischer Coach, Kommunikationspsychologe (FH) und Heilpraktiker für Psychotherapie. Er coacht Menschen bei Herausforderungen, die das Leben privat oder beruflich mit sich bringt.

Holger HartwigDer persönliche Wetterbericht