Von „dumm gelaufen“
Die deutsche Sprache hat – das zeigt sie immer wieder – so viele wunderschöne Facetten. Das zeigt aktuell die Diskussion um die Spaziergänge der Corona-Gegner. Abgesehen davon, dass man erst einmal darauf kommen muss, aus einer Demo einen Spaziergang zu machen und dann auch noch damit durchzukommen, ist es doch herrlich, was die Sprache dazu zu bieten hat. „Dumm gelaufen“ bekommt da eine wunderbare neue Bedeutung. Und allen, die in diesen Tagen in Leer und anderswo auf die Straße gehen und von Corona-Diktatur reden: Schaut mal nach Kasachstan. Da könnt´ ihr erleben, was fehlende Meinungsfreiheit in einem Land wirklich bedeutet… Maschinengewehr raus und fertig.
Protest ist das eine, Lösungen sind das andere. Und aus meiner Sicht ist genug protestiert worden, ohne auch nur eine Alternative aufzuzeigen. Jeder in diesem Land hat begriffen, dass es x-Prozent Menschen gibt, die sich hier bevormundet und nicht mehr wohlfühlen. Konzentrieren wir uns also lieber darauf, die Auswirkungen der Pandemie so gering wie möglich zu halten und uns zu freuen, in was für einem wunderbaren Land wir leben dürfen.
Von der Langeweile
Die Kommunalwahl ist kaum drei Monate her – und man hat in Leer das Gefühl, dass nach Jahren der Zwietracht jetzt die Zeit des „Kuschelns“ gekommen ist. Kaum Diskussionsstoff bei der öffentlichen Haushaltsdebatte, keine Attacken gegen den neue Bürgermeister Claus-Peter Horst. Gut, der hat ja die 100-Tage-Schonfrist. Aber es scheint so zu sein, dass der neue Horst-Kurs an der Spitze der Verwaltung mit seinen Devisen „Leer kann mehr“ und „Mehr Miteinander“ ganz gut ankommt. Oder ist es einfach so, dass die einzige größere Oppositionspartei im Stadtrat, die CDU, zu sehr mit sich selbst beschäftigt ist? Auf jeden Fall lässt sich feststellen: Journalistisch hatte die Stadt schon Zeiten, in denen sie deutlich mehr zu bieten hatte. Es ist ganz schön „langweilig“ geworden, weil entweder besser miteinander gearbeitet oder nicht mehr so leicht „geplaudert“ wird. Aber auch Redakteure sind ja Bürger der Stadt – und insofern hoffen wir mal: Ja, es läuft in der Stadt. Ja, es geht vorwärts. Ja, Probleme werden gelöst. Dann kann es gerne langweilig bleiben…
Von der Drehleiter
Für den wenigen Diskussionsstoff in Leer sorgt aktuell die Drehleiter der Feuerwehr. Ist sie funktionstüchtig oder hat sie nur noch Schrottwert? Aktuell bestätigen Gutachter, dass sie einsatztauglich ist. Dennoch bereitet die Stadtverwaltung aktuell eine Ausschreibung für einen Neukauf vor. Bis das soweit ist, kann es einige Zeit, wenn nicht sogar Jahre, dauern. Diese Fahrzeuge gibt es nicht von der Stange. Auf jeden Fall wird mit diesem ersten Schritt sichergestellt, dass die Stadt in der Zukunft handlungsfähig ist. Sie kann nach einer abgeschlossenen Ausschreibung (die muss es anders als in der freien Wirtschaft bei Verwaltungsvorgängen geben) jederzeit auch ein gebrauchtes Fahrzeug erwerben. Und eines ist auch klar: Wenn die jetzige Leiter nicht mehr eingesetzt werden kann, ist die Stadt verpflichtet, umgehend eine Lösung zu finden, indem man sich woanders ein Fahrzeug leiht etc. Der Brandschutz wird keinesfalls auch nur einen Tag „leiden“. Hoffen wir mal, dass die jetzige Leiter noch einige Zeit funktionsfähig bleibt, bis dann wann auch immer das neue Fahrzeug auf dem Leeraner Feuerwehrhof anrollt…
Von der Werftenkrise
Die Entlassungen bei der Papenburger Meyer Werft sind aktuell immer wieder ein Thema. Jetzt hat sich auch der Präsident der IHK für Ostfriesland und Papenburg, Bernhard Brons, in die Diskussion eingemischt und sich hinter die Geschäftsführung der Werft und ihr Krisen-Entlassungsmanagement gestellt. An dem Unternehmen würden insgesamt etwa 12.000 Arbeitsplätze hängen. Dass Brons sich dazu äußerte, ist für einen IHK-Vertreter eher ungewöhnlich und war in der Vergangenheit eine Seltenheit. Dass er sich hinter die Werftgeschäftsführung stellt, ist nicht überraschend. Die Werft ist eines der größten Unternehmen der Region und guter Beitragszahler der IHK. Die Worte, die Brons wählte, sind berechtigt. Es geht um das „Wie“ beim Umgang mit der Krise. Und da sollten sich Politik, Gewerkschaften und Betriebsrat immer vor Augen halten. was gerade bei den MV Werften in Mecklenburg-Vorpommern passiert. Denn anders als in Papenburg, hat da keine Familie ein Interesse am langfristigen Erhalt des Unternehmens, sondern ein asiatischer Konzern, dem die Menschen am Ende egal sein dürften. Wenn es bei dem jetzt vorzunehmenden geplanten Abbau von „nur“ 450 Stellen bleibt – für jeden Betroffenen ist das ohne Zweifel hart – dann würde die Werft mit einem blauen Auge davon kommen. Und man kann nur hoffen, dass das kaufmännische Konzept der Werft-Chefetage langfristig weiterhin einheimische und teuerer Mitarbeiter vorsieht und nicht immer mehr osteuropäische Billigarbeiter, was durchaus aufgrund Weltmarkt-Konkurrenzdruckes möglich ist. Leider.
Digitaltipp: Friesland-Krimi
Nächsten Sonnabend, 22. Januar, ist es wieder soweit: der beliebte Krimi aus Leer, der einen Marktanteil von fast 25 Prozent bei seinen Ausstrahlungen im TV hat, steht im ZDF an. In Folge 14 von „Friesland“ geht es um die digitale Nachlassverwaltung, die der Kultbestatter Habedank als neuen Geschäftszweig aufbaut. Natürlich kommt es dabei wieder zu Verwicklungen, die die Leeraer Polizei auf den Plan ruft. Gedreht wurde dieses Mal unter anderen in Leer, Weener und Papenburg.
Wer es nicht mehr abwarten kann: „Unter der Oberfläche“ ist seit gestern in der ZDF-Mediathek abrufbar:
https://www.zdf.de/serien/friesland/friesland—unter-der-oberflaeche-100.html
Munter holln … HH