Von Fördergeldern
Für was die Corona-Pandemie nicht alles gut ist. Da planst Du als Unternehmer schon seit fünf (!) Jahren einen Neubau eines Autohauses mit Werkstatt auf dem traditionsreichen Grundstück von Onkel Heini und die Genehmigungen und der Baustart ziehen sich in die Länge. Manchmal muss man dann aber halt auch Glück haben – und pfiffig sein.
Denn dank der Pandemie bekommt das Autohauses Völcker und Peters für seinen voraussichtlich 8,5 Millionen Euro teuren Neubau – so schreibt es die Ostfriesen-Zeitung im Lokalteil in dieser Woche – eine zusätzliche Förderung des Landes Niedersachsen. 800.000 Euro aus der – und jetzt kommt‘s – „Mobilitätshilfe im Corona-Sondervermögen des Landes Niedersachsen“. Damit das nicht falsch verstanden wird: Dem Leeraner Unternehmer sei das Geld von Herzen gegönnt. Wenn rechtlich die Voraussetzungen für diese Förderung gegeben sind, dann wäre er blöd, wenn er davon keinen Gebrauch machen würde. Also: Chapeau, Herr Geschäftsführer Jan Peters! Nutzen Sie den Neubau und sorgen Sie dafür, dass dort ab 2023 viele Jahre viele Menschen ein sicheres Einkommen am neuen Standort haben. Und allen Soloselbständigen (so wie der Schreiber dieser Zeilen auch), Gastronomen und anderen Menschen, die sich seit der Pandemie Existenzsorgen machen, sei gesagt: Ganz schnell vergessen, was hier gerade zu lesen ist. Sonst könnte man… verrückt werden, ausrasten oder oder was auch immer. Mir bleibt an dieser Stelle nur eines: Ich wünsche allen, die um ihren Lebensunterhalt aufgrund der Pandemie bangen, weiterhin ganz viel Kraft, damit jeder für sich selbst und ständig den Weg in eine gute Zukunft findet.
Von Testzentren
Gewundert habe ich mich ja schon ein wenig, dass die Stadt Leer Werbung für ein Drive-In-Corona-Testzentrum auf der Großen Bleiche macht. Aber gut, dient ja der Sache in schwierigen Zeiten. Allerdings habe ich mir die Frage gestellt, wer denn wohl und vor allem auch warum auf diese Idee kommt, so ein Angebot als „Ostfriesisches Testzentrum“ auf die Beine zu stellen. Und was soll ich sagen – sind Hautärzte aus Oldenburg. Was der mit Corona und Leer zu tun hat? Nichts Genaues weiß man. Was man aber weiß, ist, dass für die Testungen vom Vater Staat sicheres Geld gezahlt wird. Die Verkündung – ja so heißt das – von Bundesgesundheitsminister Jens Spahn regelt das sehr genau. Für das Test-Kit gibt es eine Sachkostenvergütung von 6 Euro pro Stück. Für jede erfolgte Testung werden dann pauschal zusätzlich 15 Euro gezahlt (wenn die Leistungserbringer keine Ärzte oder Zahnärzte sind, sind es 12 Euro). Macht pro Gast im Drive-In 21 Euro bzw. 18 Euro abzüglich der Kosten für Kit und sonstige Aufwendungen. Kurzum: Wer sein Testzentrum gut „ans Laufen“ bekommt, der kann in den kommenden Monaten durchaus den einen oder anderen Euro relativ leicht verdienen. Denn Fachpersonal muss den Test in diesen Zentren nicht durchführen. Es reicht aus, wenn der Arzt das Personal geschult hat. Das muss er laut Verordnung alle zwei Monate – und bekommt dafür dann auch 70 Euro vergütet. Kurzum: Pfiffig ist, wer sich schlau macht und unternehmerische Chancen erkennt und nutzt… und sich dabei dann auch über kostenlose kommunale Werbung freuen darf.
Vom Showdown
Erlebt die Stadt Leer am Montag eine Premiere in ihrer langen Geschichte? Erstmals könnte es sein, dass eine Partei eine(n) ihrer Amtsinhaber(in) nicht unterstützt bei der Kommunalwahl und sich stattdessen für einen parteilosen Kandidaten für das Amt des Bürgermeisters ausspricht? Die CDU-Mitglieder des Stadtverbandes sind zu einer Versammlung „in Echt“ und nicht digital eingeladen, sich für die Unterstützung eines/r Bewerbers/in für die Bürgermeisterwahl am 12. September auszusprechen. Reden dürfen beide Interessierte – die Amtsinhaberin Beatrix Kuhl und Kreiskämmerer André Willems. Auf der Einladung der Tagesordnung des Stadtverbandes ist aber namentlich nur der Favorit des Vorstandes, Willms, genannt. Mal sehen, wem es gelingt, an diesem Abend die meisten Mitglieder für sich und seine Interessen zu mobilisieren. Erinnert sei mal an eine Landtagsnominierung bei der CDU vor mehr als 20 Jahren, wo in Filsum auch der Saal voll war und eine Newcomerin, die bis heute die Christdemokraten in Berlin vertritt, sich gegen einen langjährigen Parteifunktionär aus Moormerland durchsetzte. So oder so, das wird interessant. Aber die CDU scheint ja im Moment erpicht darauf zu sein, es bei Personalentscheidungen auf die Spitze zu treiben – siehe Laschet und Söder. Aber während da feststeht, dass es am Ende auf jeden Fall nur einen Bewerber gibt, ist in der Kreisstadt alles denkbar, wenn nicht Amtsinhaberin Kuhl das Votum ihrer (Noch?)-Partei bekommt. Kuhl und Willems werden dann beide antreten. Aber wie genau? Eine als CDU-Mitglied nicht mehr für die CDU, der andere zwar für die CDU, aber als Nicht-Mitglied. Eine als Ex-CDU-Mitglied gegen das Nicht-CDU-Mitglied. Man darf gespannt sein, was das für die Christdemokraten am Ende ergibt. Immerhin auf jede Fall keinen SPD-Bürgermeister, denn die steht ja zu dem parteilosen Claus-Peter Horst, falls der die Wahl gewinnt. Ach, was war Politik doch einfach, als es noch klare Verhältnisse gab…
Von der Stadtentwicklung
Spannend wird es am Dienstag ab 17 Uhr im Stadtentwicklungsausschuss der Stadt Leer (digital und als Präsenz vor Ort im großen Sitzungssaal). Nach sieben Jahren soll das Thema „Bildungscampus“ auf dem Areal der Ex-EWE (Hartwig am Sonntag berichtet im Februar 2021) behandelt werden. Mal sehen, was der Sachstandsbericht sagt und der Landrat Matthias Groote zu berichten hat (wenn er dann selbst kommt). Und mal sehen, wie ehrlich damit umgegangen wird, dass dort seit Jahren Häuser leer stehen und teilweise vor sich hingammeln. Man darf gespannt sein…
Von Neubauten
Während es bei der Vollversammlung der IHK vor einigen Wochen schwierig war, alle Mitglieder digital zu versammeln, ist bei der Wachstumsregion Emsachse am Donnerstag alles glatt gelaufen. An einer der wohl digital größten Veranstaltungen der Region nahmen über zwei Stunden lang 230 Mitglieder teil – und auch Ministerpräsident Stephan Weil (SPD). Der hat dabei angekündigt, dass er sich auf den nächsten Parlamentarischen Abend freut. Denn auch wenn das digital gut geklappt hat – das gemeinsame Bier oder Gläschen Wein fehlt dann doch irgendwie. Vor dem Rechner allein Wasser, Tee oder Kaffee sind keine echte Alternative dazu. Insofern freut sich nicht nur der MP auf das nächste Treffen in Hannover. Weil wird in absehbarer Zeit sicher auch mal nach Papenburg kommen. Denn die Emsachse wird aus dem „Sparkassen-Tower“ am Hauptkanal aus und in eine eigene Immobilie einziehen. Die Finanzen, die vielen Aktivitäten und die Erfolge der Emsachse lassen das zu. Wer hätte das vor mittlerweile 15 Jahren gedacht, als auf Gut Altenkamp dieser Zusammenschluss als etwas völlig Neues in seiner Art als Verein gegründet wurde.
Digitaltipp zum Sonntag: Ostfriesland-Globus
Mal etwas zum Schmunzeln? Dann reinklicken in die Nordtour des NDR in der ARD-Mediathek. Dort findet sich ein Beitrag unter dem Titel „Ostfriesland – Land der Erfinder“. Erzählt wird die Geschichte des Ostfriesland-Globus und über den Ostfriesen Fabricius. Ein zugereistes Ehepaar hat den besonderen Globus entwickelt – und mittlerweile wird die Karte auf der runden Kugel auch für andere Regionen und Städte produziert. Ostfriesland – heel wat besünners…
Klicken Sie sich rein. Hier der Link:
https://www.ardmediathek.de/video/nordtour/ostfriesland-das-land-der-erfinder/ndr-fernsehen/Y3JpZDovL25kci5kZS84NWI3NjJlZi04ZTAzLTQxZmYtYTYwNy02ZTNkMGMyZGRmMDM/
Munter holln. Schönen Sonntag
HH
Kritik, Fragen, Ideen: Mail an hh@hartwig-am-sonntag.de
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