Aufgeschnappt – 19. Dezember 2021

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Von der Kameraangst

 Heftig diskutiert wird die Entscheidung in Weener, dass auf die Übertragung der politischen Sitzungen via Internet verzichtet wird. Als Grund hat Bürgermeister Heiko Abbas vor allem angeführt, dass es sich um ehrenamtliche Politiker handelt, die es nicht gewohnt seien, vor der Kamera zu stehen und die durch die Aufnahmen verunsichert werden könnten aus Angst, ein falsches Wort für jedermann nachvollziehbar nach außen zu wählen. Kann man haben, diese Haltung. Aber: Transparenz fängt bei der Nutzung der Möglichkeiten an, interessierte Menschen ohne großen Aufwand an Sitzungen teilnehmen zu lassen. Dabei ist es nicht das Problem, dass nicht jedes Ratsmitglied „filmreif“ sprechen kann, sondern vielmehr, dass dann die Erwartungshaltung der Bürger zu hoch ist.

Ein ehrenamtliches Ratsmitglied muss nicht „tv-tauglich“ sein, sondern es kommt auf die Sache an, das Engagement für die Kommune. Mit diesem Mangel, der streng genommen keiner ist, richtig umzugehen, ist die Herausforderung. Denn Teufelswerk ist eine Übertragung nicht. Wer sich völlig im Ton vergreift, der wird auch heute schon zur sachlichen und manchmal auch emotionalen Verantwortung gezogen. Also: Mut zeigen, Offenheit zeigen und nicht nur von Transparenz reden, denn neue Zeiten bringen neue Möglichkeiten, die es zu nutzen gilt.

Von den Polizeimeldungen

Journalistisch sind sie meist nicht geschrieben, sondern eher sprachlich nüchtern. Aber das ist vielleicht auch gut so, denn hinter den Meldungen, die Tag für Tag von der Polizei versandt werden, stecken oft menschliche Schicksale oder Tragödien. So steht bei Unfällen oder Verkehrskontrollen dann nur die nackte Zahl der Promille im Text. So wie am Freitag, als es um einen Unfall auf der A 28 ging. Da war ein 40-Jähriger um 3.45 Uhr mit satten 1,97 Promille im Blut unterwegs, als er beim Überholen eines Lkw die Kontrolle über sein Fahrzeug verlor und von der Fahrbahn flog. Sein Fahrzeug überschlug sich. Glück im Unglück: Schwere Verletzungen erlitt er nicht. Soweit die nackte Nachricht. Doch immer, wenn Alkohol im Spiel ist, stellt sich auch die Frage des Warum. Warum betrinkt sich jemand – das sind oft ganz unauffällige Menschen, wie der Michael, der Thomas oder auch mal der Gerd, die ansonsten im Leben funktionieren – und fährt dann noch durch die Gegend und riskiert nicht nur sein, sondern auch das Leben anderer? Diese Frage bleibt unbeantwortet und schnell wird das Urteil über den grob-fahrlässigen Fahrer gefällt. Man kann dann immer nur hoffen, das das Umfeld des Fahrers des besagten Unfalls auf der A 28  – Familie, Freunde oder Mitstreiter im Ehrenamt – funktioniert und sich kümmert statt zu verurteilen.

 Vom Abschied aus der Berufspolitik

Da geht nächstes Jahr eine politische Berufskarriere zu Ende, die ihr wohl niemand so zugetraut hat. Johanne Modder zieht sich aus der Landespolitik zurück. Die Bunderin hat es aus dem Rheiderland bis an die Fraktionsspitze ihrer SPD im Landtag in Hannover gebracht. Was „Hanne“ für die Region bewirkt, wird erst richtig zu spüren sein, wenn der super-kurze Draht in die Machtzentren an der Leine nicht mehr so gegeben ist. Aber: Chapeau Frau Modder, viele verpassen den richtigen Zeitpunkt für einen Abschied und werden aus dem Amt „katapultiert“. Selbst zu gehen nach vielen erfolgreichen Jahren ist in der Berufspolitik ein Zeichen von Stärke. Und sie hat sich ihren Spitzen-Platz durch harte Arbeit verdient und immer wieder bestätigt. Dabei war das so nie geplant. 2017 antwortete Modder auf die Frage nach ihrer Karriere: „Ich bin nicht irgendwann morgens aufgestanden und habe gedacht, jetzt werde ich mal Politikerin. Aber ich glaube, dass ich mir meinen Platz in der Politik hart erarbeitet habe. Das wird einem nicht geschenkt. Wenn ich eine Aufgabe übernehme, versuche ich, sie zu 100 Prozent zu erfüllen. Als ich 2003 in den niedersächsischen Landtag einzog, war ich froh und glücklich. Wenn meine Mutter das hätte erleben können, hätte sie wahrscheinlich gesagt: Kind, was machst du da? Sie hätte sicher kaum für möglich gehalten, dass eines ihrer Kinder irgendwann als Abgeordnete in einem Parlament sitzt.“ Gut, das die Sozialdemokratin sich bis mindestens 2026 im Gemeinderat Bunde und im Kreistag weiter einbringt.

Von den letzten Glückslosen

 Die nächsten Gewinnerlose sind gezogen. Bei der Aktion der Werbegemeinschaft Leer können sich die Eigentümer der Lose mit den Zahlenkombination G 277352 über einen Citroen 1 und H 319102 über ein VW up freuen. Mit dem E-Bike in der Region sind bald die Losinhaber mit der Kombination G 259327 und H 281042.  Wer bisher noch nicht zu den glücklichen Gewinnern gehört, der hat noch bis Mittwoch die Chance, ein Los zu kaufen und damit auch die Lebenshilfe und den Kinderschutzbund zu unterstützen. Wie in den Vorjahren bekommen diese beiden Einrichtungen den Überschuss aus dem Verlosung. Also: Ran an die Verkaufsstände in den beiden Multi-Märkten, im Ems-Park und in der Fußgängerzone auf dem Denkmalsplatz und auf dem Mühlenplatz.

Von den Herolden

Das ging zügig. Die Stadt Leer hat mit Hinrich Behrens (30 Jahre) einen neuen Ausrufer für den Gallimarkt gefunden, Michael Alsdorf (39) wird als Trommler unterwegs sein und Reemt Reemtsema (59) vollentet das Trio als Hellebardenträger. Gemeinsam haben die drei übrigens auch eines: Sie arbeiten bei den Stadtwerken Leer. Da verwundert es nicht wirklich, dass die Herolde in Leer in Männerhand bleiben. Es ist von Vorteil, wenn der Arbeitgeber als Tochterunternehmen der Stadt großes Interesse am Herold-Dasein haben dürfte. Zudem kennt sich das neue Trio. Kann in den anstrengenden Tagen rund um den Markt nicht schaden, denn das Herold-Dasein in vielerlei Hinsicht anstrengender ist, als die meisten meinen. So berichten jedenfalls die Alt-Herolde. Bürgermeister Claus-Peter Horst formulierte mit Blick auf das neue Männer-Trio in der Medienmitteilung geschickt. Der Versuch, erstmals in der Geschichte der Herolde eine Frau ins Team zu holen, sei nicht geglückt. „Es sind mehrere Kandidatinnen angesprochen worden, leider ohne Erfolg“, so hieß es. Bei den Stadtwerke sind halt nicht so viele Frauen beschäftigt. So nimmt man Kritikern, die gerne erstmals Heroldinnen gesehen hätten, den Wind aus den Segeln.

 Digitaltipp: Einblick in eine Orgel

Kantor Joachim Gehrold stellt die Ahrend-Orgel der Lutherkirche klanglich mit einem Stück von Joh. Seb. Bach vor und führt mit bezeichneten Bildern durch das Innere der Orgel. Dazu erklingt Musik, die Kantor Gehrold auf der Ahrend-Orgel eingespielt hat.

https://www.youtube.com/watch?v=zzaEZZrFszg

Und nun allen eine schöne Weihnachtszeit im Kreise der Menschen, die Ihnen etwas bedeuten, und einen angenehmen Übergang in das Jahr 2022.

Neues von HARTWIG am SONNTAG gibt es nach einer kleinen Winterpause hier wieder am Sonntag, 9. Januar 2022. Munter holln … HH

Holger HartwigAufgeschnappt – 19. Dezember 2021