Aufgeschnappt – 23. Mai 2021

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Von der Unterstützung

Weitermachen oder zurückziehen? Das ist die Frage, die sich derzeit in Leer sicherlich nicht nur der parteilose Einzelbewerber für das Bürgermeisteramt, André Willems, stellt. Der Kämmerer des Landkreises Leer ist vor einigen Wochen von ganz anderen Voraussetzungen ausgegangenen, als er seine Kandidatur und damit für ihn erste Bewerbung um ein politisches Amt öffentlich machte. Der Vorstand des CDU-Stadtverbandes wollte ihn – die Mitglieder der Partei nicht. Sie hielten an Amtsinhaberin Beatrix Kuhl fest.

Die Grünen waren mit Willems in intensiven Gespräche und hatten deutliche Signale gesandt, dass sie Willems unterstützen wollten, um einen Neuanfang in der Leeraner Politik mit einem in keiner Weise vorbelasteten Bürgermeister zu unterstützen.(Hinweis: siehe Reaktion unterstehend auf dieser Seite)  Auch bei der „Ökopartei“ steht Willems nur mit leeren Händen da. Inwieweit die Ablehnung der CDU dazu geführt hat, dass sich die „Ökopartei“ gegen Willems und den ebenfalls parteilosen Stadtwerke-Chef Claus-Peter Horst entschied – alles Spekulation. Willems steckt nun in einem Dilemma. Er bekommt von vielen Seiten Anerkennung, weil er beim Kreis einen guten Job macht und auch als Fußballtrainer unterstrichen hat, dass er einen guter „Typ“ ist – und weil er eben der einzige Bewerber ist, der keinen „Stallgeruch“ aus Leeraner Stadtpolitik und -verwaltung mitbringt. Nun steht er allerdings ohne Partei-Rückendeckung da. Was das bedeutet? Ein Wahlkampf – zumal auch mit deutlich geringeren Erfolgsaussichten – muss komplett selbst finanziert und auch ohne personelle Unterstützung „gewuppt“ werden. Das will gut überlegt sein. Jede Wette: Es steht auf Messers Schneide, ob Willems „durchzieht“ oder aussteigt. Als Fußballer würde ihm ein Verlassen des „Spielfelds“ kurz nach Anpfiff schwer fallen. Sollte er merken, dass außer vielen Worten – sicherlich vor allem von Teilen der CDU, die ihn gerne gehabt hätten – keine praktische Unterstützung aus der Leeraner Bevölkerung oder Wirtschaft für (s)einen Neuanfang kommt, wird der Familienvater wissen, was zu tun ist. Verdenken könnte man es ihm nicht. Mal sehen, ob und wer sich in Leer traut offen zu sagen „Willems find´ ich gut“. Bis zu den Sommerferien werden wir es wissen…


Vom Wahlslogan

Kurz – knapp – knackig: Das ist der Slogan, mit dem der parteilose Claus-Peter Horst seit wenigen Tagen seinen Wahlkampf eingeläutet hat, auf jeden Fall. „Leer kann mehr“ erinnert irgendwie an „Yes we can“. Damit war Barack Obama in den USA vor einem Jahrzehnt erfolgreich. Wer sich allerdings auf der Homepage www.leer-kann-mehr.de umschaut, der stellt schnell fest: So knackig wie der Slogan, kommen die Inhalte des Chef der Stadtwerke Leer nicht „rüber“. Lange Texte, viele Politik-Plattitüden („Es darf keine Denkverbote geben“, „Das Ziel, das mir dabei vor Augen schwebt: eine stete und sehr aktive Stadtentwicklung für die kommenden Jahre, auf die wir Leeraner stolz sein können“, „Wenn jeder weiß, was er zu tun hat, können wir eine verlässliche Umsetzung erreichen“ etc.). Klare Botschaften, wo und wie er vorangehen will, sind sehr wenig zu finden. Und ein aktuelles Thema gibt’s im Moment für Horst nicht – jedenfalls glänzt diese Rubrik durch eine totale Leere. Interessant ist dann auch noch der Blick ins Impressum. Horst sagt ja, „Leer kann mehr“. Offenbar ist sein Zutrauen in die Leistungsfähigkeit der Leeraner dann doch nicht so ausgeprägt. Jedenfalls wundert es, dass die Gestaltung und Umsetzung der neuen Homepage von einer Agentur gemacht wurde, die aus einer ostfriesischen Nachbarstadt kommt. „Leer kann mehr“ gilt da wohl nicht. Schade – Worte sind halt keine Taten. Dabei gibt es in Leer wirklich ausreichend Profis, die ihr Handwerk in dieser Hinsicht absolut verstehen.


Von Nominierungen

Das war ja zu erwarten. Die Kreis SPD stellt sich hinter ihren Landrat Matthias Groote und schlägt den Mitgliedern vor, diesen am 4. Juni für die Wiederwahl im September zu nominieren. Spannend ist dann eher die Begründung der SPD-Kreisvorsitzenden Anja Troff-Schaffarzyk, warum Groote es verdient hat, weiter der Chef der Kreisverwaltung zu sein. Da ist von „sehr erfolgreicher Arbeit“ und „dem hohen Ansehen, das er sich in den vergangenen Jahren in der Bevölkerung erworben habe“, die Rede. Sichtbare Beweise seien der millionenschwere Ausbau des Glasfasernetzes und die Fortschritte in der Digitalisierung, das Vorantreiben des Schulsanierungsprogrammes. Auch im öffentlichen Gesundheitswesen zeichne sich der Landkreis aus, sei Vorreiter in der Telemedizin und anerkannt als niedersächsische Gesundheitsregion. Alles korrekt. Aber sind das nicht genau die derzeit wichtigsten Aufgaben eines Landrates? Muss man nicht genau das erwarten können? Und um die Leistungsfähigkeit zu beurteilen, empfiehlt sich ein Vergleich mit anderen Landkreisen bei den genannten Themen beim Glasfaserausbau oder dem Zustand der Schulen, z.B. in Richtung Emsland. Aber bevor irgendetwas unterstellt wird: Erfolge zu betonen, ist normal und auch gut so. Schöner ist es jedoch, wenn aufgezeigt wird, wo die Reise hingehen soll, wie es weitergeht, wenn die SPD geschrieben hätte „Groote hat dem Vorstand ein Zukunftskonzept für die nächsten Jahre präsentiert. Er wird…“. Aber das kommt bestimmt auch alles noch… ebenso, wie nach einem Jahrzehnt dann auch über die Friesenbrücke ein Zug aus Richtung Niederlande (endlich) wieder kommen wird oder für das EWE-Areal in Leer ein funktionierendes Konzept als moderne Start-Up-Area umgesetzt wird. Wie sagte doch Albert Einstein: „Mehr als die Vergangenheit interessiert mich die Zukunft, denn in ihr gedenke ich zu leben.“


Von Fördergeldern

Hat er sich wieder beruhigt, der Chef der Fraktion der Leeraner Wählergemeinschaft im Stadtrat Leer? Sicherlich. Aber was hat Michael Runden auf die Palme gebracht? Ganz einfach: Eine aus seiner Sicht schlechte Expertise, die die Frage betrachtet hat, was in den kommenden Jahren in das Leeraner Rathaus, das bis heute seit fast 40 Jahren den Zusatz Neubau trägt, in den nächsten Jahren zwingend in die energetische Sanierung investiert werden muss. Wieviel das kosten wird – billig wird’s nicht -, ließ die Studie offen wie auch aus seiner Sicht viel andere Details. Runden wollte dann wissen, was das „Werk“ gekostet hat. Antwort der Verwaltung: 9.300 Euro. Das sorgte bei ihm für Kopfschütteln. Aber noch mehr regte er sich auf, dass dann der Nachsatz kam: „Die Stadt muss davon aber nur 20 Prozent bezahlen, der Rest sind Fördermittel.“ Unabhängig von der politischen Haltung Rundens und seiner LWG (bevor hier Wahlkampf unterstellt werden könnte): Da rege ich mich auch auf, wenn ich so etwas höre. Steuergelder sind Steuergelder, egal aus welchem Topf sie kommen. Aber wie oft habe ich in den letzten 20 Jahren gehört „Wir bekommen ja eine Förderung.“ Ganz ehrlich: Das ist und darf nie Argument im Denken und gar Handeln sein.


Von Leben in der Innenstadt

Wer freut sich nicht, dass so nach und nach die Geschäfte, die Gastronomie etc. wieder öffnen. Vor allem Leer lebt mit seiner Fußgängerzone von dieser Lebendigkeit und vielen Besuchern aus nah und fern. Damit die „Einkaufsstadt Nr. 1“ wieder so richtig in Gang kommt, wäre es an der Zeit, sich Gedanken zu machen, wie das durch wen oder was unterstützt werden kann. Kabelverlegungsarbeiten in der Altstadt in diesen Tagen sind es jedenfalls nicht – auch wenn das wirklich eine zufällige Kombination blöder Umstände ist und kein Vorsatz. Wie wäre es denn, wenn zum Beispiel drei Monate auf Parkgebühren verzichtet wird? Wie wäre es denn, wenn … Wer Ideen hat, der schicke sie gerne an hh@hartwig-am-sonntag.de. Vielleicht wird das ja eine lange Liste und Politik, Verwaltung, Wirtschaft und auch die Vereine, kommen – sobald Corona es dann zulässt – an einen Tisch und legen los. Man darf ja Träume haben… denn Abwarten und Tee trinken hilft nicht. Wer packt es an und holt die Mutmacher, Engagierten, Gestalter etc. an einen Tisch?


Digitaltipp: www.city-leer.de

Der Digitaltipp für das Pfingst-Wochenende ist konsequentewerweise die Homepage der leistungsstarken und vielfältigen Kaufmannschaft in der Stadt Leer. Für das, was die schönste Einkaufsmeile der Region zu bieten hat, gilt „Leer kann mehr“ auf jeden Fall. Das soll so bleiben. Also: Reinklicken, einen Gutschein verschenken und ab in die „Fuzo“.

Munter holln. HH

Kritik, Fragen, Ideen: Mail an hh@hartwig-am-sonntag.de

 

Reaktion von Mechthild Tammena, Vorsitzende des Ortsverbandes Leer der Grünen, zum Beitrag „Von der Unterstützung“

Guten Tag Herr Hartwig, sie schreiben in „ Von der Unterstützung“ : Die Grünen waren mit Willems in intensiven Gesprächen und hatten deutliche Signale gesandt, dass sie Willems unterstützen wollten….. Das sind Behauptungen, die mir – als OV-Vorsitzende – nicht bekannt sind. Wir haben alle drei Bürgermeisterkandidaten zu Mitgliederversammlungen eingeladen. Keinem von ihnen haben wir im Vorfeld irgendeine Unterstützung signalisiert. Das konnten wir auch gar nicht , da die Entscheidung die Mitglieder auf der Mitgliederversammlung am 6. Mai treffen sollen bzw. dann getroffen haben. Sie haben da eine Behauptung auf den Weg gebracht, die falsch ist und korrigiert werden müsste.
Gute Pfingsten „ Feste der Erleuchtung“
Mechthild Tammena, Vorsitzende des OV Leer der Grünen
Anmerkung des Autors: Der Autor war nicht bei den Gesprächen, die in den Monaten zuvor geführt wurden, persönlich beteiligt. Wie oft im Leben, scheinen Wahrnehmung und Wirklichkeit bei den Beteiligten innerhalb und außerhalb der Partei unterschiedlich zu sein. Fakt bleibt somit, dass die Grünen sich – demokratisch – für eine Unterstützung des Kandidaten Claus-Peter Horst und gegen den Kandidaten Andre Willems entschieden haben.

Reaktion von Frank Köster-Düpree (Leer), 23. Mai 2021

Auch Werbemeinschaft setzt auf Auswärtige

Grundsätzlich gebe ich dem Autor recht mit der Anmerkung, dass die Homepage von Claus Peter Horst nicht in Leer gebaut wurde. Der Digital-Tipp lässt mich aber dann ratlos zurück. Die Werbegemeinschaft Leer setzt nämlich auf eine Lösung aus Ahaus/NRW… auch da könnten tolle Leeraner Agenturen – und wir haben inzwischen einige – tolle Arbeit leisten.

Reaktion von Roswitha Casimir (bald Leer), 23. Mai 2021

Möglichst wenig Berührungspunkte?

Hm, vielleicht muss ich nach meinem bevorstehenden Umzug nach Leer (worüber ich mich wie ein kleines Kind freue), erst lernen, dass eine gerade einmal 25 km entfernte Stadt im selben (Bundes-)land anscheinend als so fremd und weit entfernt verstanden wird, dass man untereinander möglichst wenig Berührungspunkte hat, schon gar keine „Geschäfte“ macht. Es interessiert mich aber doch, ob die Leeraner Digitalagenturen alle nur für Firmen und Personen aus Leer arbeiten und Aufträge von „ anderswo her“ ablehnen …?


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    Holger HartwigAufgeschnappt – 23. Mai 2021