Aufgeschnappt – 28. Februar 2021

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AWG, LWG und das liebe Geld

Was schon lange vermutet wurde, ist jetzt amtlich: Das Tischtuch zwischen Michael Runden und Gerd Koch, die beide viele Jahre gemeinsam für die AWG Leer im Stadtrat Politik gemacht haben, ist endgültig zerschnitten. Schon der Schritt von Runden und seinen Mitstreitern, die AWG in Leer zur Leeraner Wählergemeinschaft (LWG) umzubenennen, sorgt für „Zoff“. Und nun hat die LWG auch angekündigt, in Leer für die Kreistagswahl Kandidaten aufzustellen – und das nicht zusammen mit der AWG, für die Koch als prominentester Vertreter im Kreistag sitzt.

Derzeit sollen Gespräche laufen, wie kreisweit eine Wahlteilnahme erfolgen kann. Ziel ist es, kreisweit mit neuen Partnern anzutreten, heißt es. Mal sehen, was die Wähler dazu sagen und ob und wie erfrischend das „Moin“ dieser neuen Kreistagskandidatur dann wird. Ach ja, hinter den Kulissen soll es übrigens auch ums liebe Geld gehen. Einstmals hatte man wohl im Stadtrat Leer eine AWG-Fraktions- und Parteikasse, die von den gewählte Vertretern kontinuierlich aus Teilbeträgen der Sitzungsgelder (ist in allen politischen Parteien und Gruppierungen durchaus üblich) gefüllt wurde. Nun stellt die AWG Ansprüche an die LWG, die die Kasse übernommen hatte. Wie immer gilt dann auch wohl hier der Satz: Spätestens beim Geld hört die Freundschaft auf… Mal sehen, wie das ausgeht.


Die Bürgermeisterin und ihre CDU

So schnell gibt sich Beatrix Kuhl, Bürgermeisterin der Stadt Leer, nicht geschlagen. Nach dem Votum des Vorstands des CDU-Stadtverbands, mit André Willems einen parteilosen Bewerber aufstellen zu wollen, kämpft Kuhl um die Zuneigung der Parteibasis. Schließlich sind es die Mitglieder des Stadtverbandes, die am Ende entscheiden, wen die CDU in der Kreisstadt ideell, personell und finanziell unterstützt. Kuhl hat nun einen Brief an alle Mitglieder des Stadtverbandes geschrieben (hier klicken, um Original-Brief anzusehen). Darin heißt es u.a. „Der Stadtverbandsvorsitzende und die meisten anderen Vorstandsmitglieder wollen nicht etwa mich als amtierende Bürgermeisterin und CDU-Mitglied unterstützen. Im Gegenteil: Sie knicken vor der SPD ein und möchten mit einem unabhängigen Personalvorschlag einen Neuanfang für die Stadt ermöglichen (…) Ein schöneres Angebot für eine politische Kapitulation haben SPD und Grüne noch nie erhalten. Die Folge wird eine andere sein: Wenn die Wählerinnen und Wähler jemanden wählen sollen, der der SPD genehm ist, warum dann nicht gleich den von ihr unterstützten Kandidaten?“

Dann streitet sich die Bürgermeisterin mit dem Stadtverbandschef Ulf-Fabian Heinrichsdorff über die Auslegung eines Adenauer-Zitates und gibt sich kämpferisch und wechselt zum Ende des Briefes in die WIR-Form: „Wir werden als Leeraner CDU unsere politischen Ziele nie als Anhängsel der SPD durchsetzen können, sondern nur durch eine überzeugende Politik und möglichst klare Mehrheiten. Dafür will ich engagiert kämpfen – als Christdemokratin und Bürgermeisterkandidatin.“

Fazit: Bei der CDU bleibt es spannend, interne Querelen können sie also doch (wieder) nach Jahren, in denen es wenig Stress gab – und die SPD lacht sich ins Fäustchen. Tut den Genossen sicher gut, denn ihre Bilanz in den letzten Jahrzehnten ist auch kein Grund zum bedingungslosen Jubeln. Politik in Leer – langweilig wird´s nie. Aber eines kann man auch sagen: Die Bürgerinnen und Bürger der Stadt wollen kein Politiktheater. Weder von den einen, noch den anderen. Das kennen sie zu genüge aus dem Bundestag. Völlig egal, aus welcher farbigen oder politischen Ecke. Sie wollen, dass sich alle Ratsmitglieder für die Stadt einsetzen, Ideen haben, Perspektiven entwickeln – zusammen mit einer Verwaltung. Ohne persönliche Eitelkeiten und Machtspiele. Die Hoffnung stirbt bekanntlich zuletzt…


DRK, Corona und die Impffolgen

Das DRK im Kreis Leer und vor allem der Rettungsdienst kommen nicht zur Ruhe. Die Diskussionen um den Geschäftsführer Hary Feldmann um sein Vordrängeln beim Impfen, fehlende Corona-Tests und weitere Schlagzeilen haben die Rettungsdienstler und den DRK-Kreisverband arg gebeutelt. Dabei sind es vor allem auch Politiker, die mit dem Blick von außen Entlassung und Rücktritt fordern. Man kann nur hoffen, dass sich diese die Zeit nehmen, sich selbst ein Bild von der Situation zu verschaffen und das persönliche Gespräch mit den Betroffenen suchen, bevor sie (ver)urteilen. Meistens schadet das nicht.

Und nun sind die Rettungssanitäter endlich geimpft worden – und dann fallen einige von ihnen aufgrund der Wirkungen der Impfung mit Astra-Zeneca-Dosen aus. Dennoch gelang es dem Team – wie immer seit Jahren – den Rettungsdienst aufrecht zu erhalten. Übrigens auch mit dem geimpften „Vordrängler“ Feldmann, der auch nachts mit im Einsatz war.

Was immer auch beim DRK-Rettungsdienst nicht so gut gelaufen ist und wer welche Fehler gemacht hat in den vergangenen Wochen: Alle Rettungsdienstler machen ihren Job – zum Teil seit mehreren Jahrzehnten – zuverlässig. Es hat Entschuldigungen und Einsichten gegeben. Es wird einfach Zeit, dass das DRK mit seinen vielen Mitgliedern und Ehrenamtlichen wieder zur Ruhe kommt. Die Fehler dürften erkannt sein, die Gefahren hoffentlich gebannt. Mein Appell an der Kreisvorstand um Bernhard Bramlage: Beendet die auch internen Querelen und Indiskretionen, ggf. mit personellen Veränderungen. Oder gebt als Vorstand das eindeutige Signal, dass es mit der jetzigen Struktur in eine bessere Zukunft geht.

Mit Blick auf die vielen Ehrenamtlichen in den Ortsvereinen sind bei alle kritischen Auseinandersetzung, wenn etwas schief läuft, wieder gute Nachrichten über funktionierende Blutspendetermine, gute Betreuung von Wohnungslosen usw. usw. usw. Denn das sind nach wie vor neben einem funktionierenden Rettungsdienst (seit Jahren meines Wissens vor Corona ohne Vorfälle und Negativschlagzeilen) auch wesentliche Funktionen, die das DRK seit Jahrzehnten für die Gesellschaft – mit großem Erfolg und viel persönlichem Engagement – leistet.


Digitaltipp zum Sonntag: Heimatmuseum Leer

Wann waren Sie zuletzt in einem Museum in Ihrem Heimatort? Schon lange her? Dann befinden Sie sich in bester Gesellschaft. Auch außerhalb der Corona-Zeit sind die meisten Menschen auf der gesamten Welt unterwegs und schauen sich um, aber in der eigenen Region wird vieles nicht wahrgenommen, z.B. die heimatkundlichen Museen in Leer oder Weener. Wer die Zeit der „geschlossenen Kultur“ nutzen möchte, der kann sich einmal unter www.heimatmuseum-leer.de reinklicken. Dort lädt ein virtueller Rundgang ein. Viel Spaß dabei.

Heute an dieser Stelle noch der Lesetipp für den Beitrag über die Meyer Werft auf dieser Seite. Zugegeben, der Text ist wirklich sehr, sehr lang geworden. Die Zahlen zeigen, vor welcher Herkulesaufgabe der Werftkonzern nicht erst seit der Corona-Pandemie steht.

Einen schönen sonnigen Sonntag … und wie immer zum Schluss: Schön fröhlich und gesund bleiben.

HH

Kritik, Anregungen, Kommentare – jederzeit gerne an hh@hartwig-am-sonntag.de.


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