Aufgeschnappt – 28. März 2021

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Von Luftfiltern mit Placebo-Effekt

Aufregung im Leeraner Stadtteil Bingum. Dort wollten Großeltern eines Schulkindes der Grundschule ein Luftfiltergerät für einen Klassenraum spenden. Der Förderverein der Schule wollte das für jeden Klassenraum aufstocken. Aber: Die Stadt Leer hat das kurzerhand untersagt. Jetzt hat die Grundschule einen Corona-Fall in einer Familie eines Kindes – und der Schulleiter und die Klassenlehrerin sind in Quarantäne. Viele Eltern schickten ihren Nachwuchs am Freitag nicht in die Schule, jetzt sind Ferien. Wenn man das so liest, dann kann man den Ärger der Bingumer nachvollziehen. Aber was sagt die Stadt Leer dazu?

Sie liefert über Ihren Ersten Stadtrat Detlef Holz (klicken Sie hier für die gesamte Antwort) eine umfassende Erklärung. Sie spricht von einer trügerischen Sicherheit, die von einem solchen Filter ausgegangen wäre und kommt unter Berücksichtigung aller Aspekte und Einbeziehung des Betriebsarztes zum Ergebnis, dass eine solche Anschaffung nicht erforderlich ist. Letztlich handele es sich beim Einsatz von Geräten in dieser Kategorie in Schulräumen um Placebo-Anschaffungen, da der Volumenstrom und der verwendete Filter nicht mit professionellen Anlagen vergleichbar sei. Diesen und weiteren Argumenten sei der Schulausschuss der Stadt auch gefolgt. Schlussfolgerung: Corona macht allen Menschen schwer zu schaffen. Corona macht nervös. Corona produziert Gerüchte. Aber gerade weil das so ist im Moment, ist es um so wichtiger, dass ausreichend Kommunikation erfolgt. Und ob man es will oder nicht: Man wird sich in dieser Zeit auf Experten verlassen müssen. Und eine Stadtverwaltung wird sich bei einem solchen Thema bestimmt fünfmal überlegen, ob sie die Initiative von Eltern und Förderverein ablehnt. Gut, dass jetzt erstmal Ferien sind. Und allen Erkrankten gute Besserung.


Von Fehlern

 Die vergangene Woche war eine besondere Corona-Woche. Wann hat es das gegeben, dass sich ein Politiker in klaren, eindeutigen Worten für seine Entscheidungen und Vorhaben entschuldigt? So, wie Kanzlerin Angela Merkel (CDU) das öffentlich gemacht hat, verdient es bei aller Kritik einfach mal Respekt. Und was ich noch viel bemerkenswerter fand: Danach zogen die 16 Ministerpräsidentinnen und -präsidenten nach. Das hat mich fast noch mehr überrascht. Und bei einem bin ich mir auch sicher: Egal, wie sie heißen, die in der politischen Verantwortung stehen: Sie tun – unabhängig von ihrer politischen Ausrichtung – ihr Bestes. Keiner wird ernsthaft bewusst falsch handeln. Alle wären froh, wenn es ausreichend Impfdosen und Tests gäbe. Ich kann für mich sagen: Ich bin froh, dass ich kein Spitzenpolitiker bin, der Tag für Tag in diesen Corona-Zeiten entscheiden muss und – egal, was er auch macht – dafür von irgendjemanden immer was „auf die Mütze bekommt“. Und ich bin mir auch sicher, dass alle Damen und Herren in Berlin und in den Landeshauptstädten von den Gewerkschaften schon längst „aus dem Verkehr“ gezogen sein würden, weil sie gegen jede Arbeitszeitverordnung verstoßen und das „Überstundenkonto“ nicht mehr zu rechtfertigen wäre. Bei aller Kritik: Danke, an alle – wie auch Ärzte, Pfleger etc. etc. etc. –, die seit einem Jahr unter Dauerstress sind und ihr Bestes geben!


Von der Rechtanwalts-Corona-Expertin

Na nu, was ist denn beim DRK Kreisverband Leer wieder los? Nun ist Grietje Oldigs-Nannen, die Rechtsanwältin aus Leer, in der Gesellschafterversammlung als Nachfolgerin für den „Ärztlicher Leiter Rettungsdienst“, Dr. Hans-Jürgen Wietoska, benannt worden. Die Aufgabe der Kontrolle als ärztliche Leiterin wird sie sicherlich nicht wahrnehmen. Aber zumindest wird durch diese Personalveränderung deutlich, dass die gesamte Thematik beim DRK mehr Ebenen hat, als das Fehlerverhalten des Rettungsdienstchef Hary Feldmann. Es ist einfach nur zu hoffen, dass das DRK mit Mitarbeitern und Vorstand raus aus den Indiskretionen voller persönlicher Attacken kommt und sich wieder einfach nur auf gute Arbeit konzentrieren kann. So wäre es gut, wenn die schon lange gewünschte neue Rettungswache am Nüttermoorer Sieltief realisiert wird und alle – vor allem auch die ehrenamtlichen Vorstandsmitglieder – wieder Freude und Stolz an ihrer Aufgabe haben, statt zuletzt eher schlafloser Nächte. Und gute Schlagzeilen gibt es auch wieder – so aktuell mit der sehr guten Idee, am neuen Rettungswachen-Standort eine Corona-Testzentrum zu schaffen. Der nächste Schritt in eine wieder gute und ruhige Zukunft, denn die Bürger brauchen einen funktionierenden Rettungsdienst und ein engagiertes DRK.


Von fehlenden Gewerbegrundstücken

Vor einigen Wochen habe ich darüber berichtet, dass in Leer freie Gewerbegrundstücke fehlen und von Seiten der Stadtverwaltung hieß es, dass es regelmäßig Interessenten gibt. Aktuell ist es ein Tankstellenbetreiber aus dem benachbarten Emden, der gerne in Zapfsäulen und einiges mehr an der Autobahn auf einem bis zu 15.000 Quadratmeter großen Grundstück investieren möchte. Seinen Wunsch hat er bei der Verwaltung und sinnvollerweise auch gleich bei den Fraktionen im Rat hinterlegt. Bisher wird das bekanntlich nichts, weil die Stadtverwaltung die 1,2 Millionen Euro, die notwendig wären, aufgrund von Ratsbeschlüssen nicht in die Hand nehmen darf (siehe Bericht hier). Im Mai wird es nun im Wirtschaftsausschuss der Stadt zum „Showdown“ kommen. Dann nimmt die Verwaltung einen neuen Anlauf mit neuem Konzept. Das wird eine spannende Sitzung. Mal sehen, wer welche guten Ideen für die Zukunft der Gewerbeentwicklung in Leer hat.


Von Werft-Schließungen

Die Meyer Werft sollte für zwei Wochen angesichts der sehr hohen Corona-Zahlen mit Inzidenzen bis über 500 in Papenburg geschlossen werden. Dann wieder nicht. Kurz und knapp: Dazu fällt mir nichts mehr ein!


Digitaltipp zum Sonntag: www.sport-mitnanner.de

Auch wenn es noch etwas dauern wird, bis der Sport in den Vereinen nach Corona wieder in vollem Umfang möglich ist: Es macht für den einen oder anderen Sinn, sich bereits jetzt Gedanken zu machen, wie er oder sie nach der Corona-Pause wieder fitter und dynamischer wird. Gute Anregungen liefert www.sport-mitnanner.de, das Vereinssport-Portal im Landkreis Leer. Dort werden alle Vereinsangebote der Sport- und Bewegungsförderung in den einzelnen Kommunen aufgeführt. Reinschauen lohnt sich, eine beeindruckende Vielfalt jenseits der Fitness-Studios.

Munter holln und schönen ersten Sommerzeit-Sonntag

HH

Ideen, Hinweise, Kritik an hh@hartwig-am-sonntag.de

Kommentar von Karl-August Wietzorek, Lütetsburg (28. März 2021), zu „Von Fehlern“:

Zufrieden, dass ich in diesem Land leben darf

„Ich bin so froh über diesen Text, dass  sich endlich mal jemand positiv und anerkennend über unsere  Politiker und deren Tun und Handeln  in dieser, von der Pandemie  bestimmten Zeit, äußert .  Mich nerven die teilweise unqualifizierten  Äußerungen der vielen „Klugscheißer “ und „Besserwisser“  auch sehr.  Ich bin froh,  dass ich in diesem Land leben darf.“

Kommentar von Uke Meyer, Leer (28. März 2021):

Nicht in der Masse der Miesmacher mitschwimmen

„Die knappe Äußerung von Karl-August Wietzorek (Lütetsburg) bringt es auf den Punkt. Und Holger Hartwig sei Dank, dass er nicht in der Masse der journalistischen Miesmacher mitschwimmen mag. Zu viele Ex-Kolleginnen und Ex-Kollegen hieven sich in den Expertenstand, ohne auch nur einen blassen Schimmer von Ahnung zu haben.“


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    Holger HartwigAufgeschnappt – 28. März 2021