Von Wohnungs-Gerüchten
Wahlkampfzeiten sind auch „Gerüchteküche“-Zeiten. Jüngstes Beispiel: Das Gerede um SPD-Ratsherr Hauke Sattler und seine – zugegeben von außen – attraktive Wohnung im Neubau des Bauverein Leer in der Löwenstraße. Nun geht das ja eigentlich niemanden etwas an, wo ein Kommunalpolitiker wohnt. Stimmt. Allerdings ist Sattler auch stellvertretender Aufsichtsratsvorsitzender bei der Genossenschaft. Und das sorgt für Spekulationen, zumal er nicht der erste (führende) Leeraner Genosse ist, der beim Bauverein ein schönes Zuhause gefunden hat. Ist das verwerflich? Kommt auf die Umstände an.
Sattler sagt klar und eindeutig, dass er seit sehr vielen Jahren Mitglied der Genossenschaft ist, sich ohne Insiderwissen frühzeitig auf die Wohnung in der Löwenstraße beworben hat und diese dann durch einen Beschluss des Vorstands bekommen hat. Er widerspricht energisch Vermutungen, dass er auch noch eine vergünstigte Miete obendrauf erhalten habe. Ihm sei von Beginn an klar gewesen, dass das zu Gerede führen könne. Um so mehr sei es ihm wichtig gewesen, nicht bevorzugt behandelt zu werden. Dem Autor dieser Zeilen fällt dazu ein leicht veränderter Spruch eines seiner früheren Chefs ein: Wer sich ehrenamtlich für die Gesellschaft engagiere, der müsse stets aufpassen, dass er sich keine unrechtmäßigen oder unmoralischen Vorteile durch seine Ämter verschaffe. Aber eben auch keine Nachteile. Und wer Mitglied einer Genossenschaft ist, der kann auch bei ihr wohnen…
Vom Ende einer Ärä
Noch einmal Bauverein Leer: Da ist am 31. August eine Ära (endgültig) zu Ende gegangen. Nach über 40 Jahren hat „Mister Bauverein“, Fritz Zitterich (74), seine letzte verbliebende Aufgabe bei der Genossenschaft – so wie es auf der Homepage des Wohnungsvermieters heißt – „auf eigenen Wunsch“ beendet. Zitterich, der bis 2016 auch Vorstand der Genossenschaft war, hat die Geschäftsführung der BVI Bauverein Immobilien Verwaltungs- und Vertriebs GmbH, die für die Genossenschaft seit vielen Jahren als Verwalter von Immobilien Dritter tätig ist, abgegeben. Die Führung dieses Tochterunternehmens, das über 1.100 Wohneinheiten in der Region verwaltet, haben in Personalunion die Bauverein-Vorstände Thomas Exner und Torsten Tooren übernommen. Zuvor hatte Zitterich auch den Vorsitz des Nachbarschaftshilfevereins des Bauvereins an Exner übergeben. Damit ist der Generationenwechsel bei der Genossenschaft abgeschlossen. Zitterich hinterlässt viele Spuren, weil er mit seinen Ideen und Innovationen den Bauverein zu einem Unternehmen entwickelt hat, dass bezahlbares und gutes Wohnen mit vielen Serviceleistungen umgesetzt hat, wie es sich viele andere Städte nur wünschen können. Sein Slogan „1a Wohnen“ kann man insofern nur umwandeln in: Nun ein „1a Ruhestand“ mit stets bester Gesundheit…
Vom Sperrungsdesaster
Na dann mal alle Leeranerinnen und Leeraner fix rauf aufs Rad in den nächsten Wochen, um nicht im Stau zu stehen. Schließlich soll die Stadt bei Stadtradeln ja bestens abschneiden (lesen Sie zum Thema Rad die heutige Kolumne und mehr). Die beste Promotion-Maßnahme dafür ist das Sperrungsdesaster, dass ich ab morgen in der Kreisstadt abspielt. Bummert dicht. Ok.Muss ja gemacht werden, weil es sonst richtig Ärger durch den Kreis Leer gibt. Stadtring dicht. Muss wohl sein. Bundessstraße, kann man froh sein, dass da investiert wird. Und ab morgen dann noch die Straße über die Seeschleuse. Geht ja wohl nicht anders, weil die Reparatur der Schleuse nicht in die Länge gezogen werden darf. Aber mal ehrlich: Alles wird in Deutschland und auf der kommunalen Ebene bis ins Detail geplant und dann fällt nicht auf, dass das ein absolut unglückliches Sperrungstrio ist? Hilft nun nichts mehr. Müssen alle durch. Freuen dürfen sich wohl nur die Schülerinnen und Schüler. Da hat der Kreis Leer schon veröffentlicht, dass sie zu spät zum Unterricht kommen könnten. Diese Ehrlichkeit finde ich klasse, denn dann wissen auch alle anderen, was die Uhr geschlagen hat. Aber: Hat es das schon mal so gegeben, dass Zu-Spät-Kommen behördlich geduldet wird? Kann mich nicht erinnern. Ab Montag sollte dann das Peter-Petrel-Motto seines Gassenhauers aus den 1970er Jahren (https://www.youtube.com/watch?v=m1mPeQ-IYKA) gelten: Ich fahr‘ so gerne Rad. Am besten gefällt mir da übrigens aktuell dann die Zeile „Wenn die Anderen dumm an der Ampel stehn, dann tret ich ins Pedal, und sage: ihr könnt mich mal. Alle überholen, ich genieß den Tag, ich fahr so gerne Rad“….
Von überflüssigen Ausschüssen
Nun fällt also am kommenden Mittwoch im Verwaltungsausschuss der Stadt Leer die Entscheidung, ob der Gallimarkt oder eine abgespeckte Variante in diesem Herbst trotz Corona stattfinden kann. Klares Signal aus der Stadtverwaltung im Vorfeld: das wird wohl nix! Aber halt, warum der Verwaltungsausschuss der Stadt, dem nur eine (elitäre – pardon!) Auswahl von zehn Ratsmitgliedern angehören? Und was beim Verwaltungsausschuss diskutiert wird, ist zudem noch nichtöffentlich. Muss oder soll wohl so sein. Frage: Gibt es nicht einen Feuerwehr- und Marktausschuss, der genau die Fragen rund um die Volksfeste als eine Kernaufgabe hat? Vorschlag: Wenn also bei der zentralen Frage des Gallimarktes dieser Ausschuss außen vor ist – und nun komme mir keiner mit Terminzwang etc. –, dann kann man in der neuen Ratsperiode gleich auf diesen Ausschuss verzichten. Kostet nur unnötiges (Sitzungs)Geld. Und das Thema Feuerwehr kann man bestimmt auch in einem anderen Ausschuss unterbringen. Was solls. Schade ist es, dass das Fest der Feste wieder dieser besch… Pandemie zum Opfer fallen wird. Und ganz ehrlich: Für mich ist das eh kein Thema, was politisch durch die Freizeitpolitiker des Stadtrates (nicht böse sein, Kommunalpolitik ist und bleibt ein Ehrenamt) diskutiert werden sollte. Da sollten die Fachleute in den Verwaltungen sauber die Sachlage aufarbeiten und dann vorgeben, was passiert (muss). Und leider wird es wohl das Fest der Feste nicht geben. Schade, sehr schade.
Von Terminen
Ach ja, bisherige und neue Ratsmitglieder und auch die aktuellen Bewerber, die nicht ausreichend Stimmen am kommenden Sonntag erhalten, engagieren sich in ihrer Freizeit. Dafür sollte jeder gehörigen Respekt erhalten. Respekt, der auch dann angebracht sein sollte, wenn in der Stadt Leer Ergebnisse der Ratspolitik, die die Verwaltung erfolgreich umgesetzt hat, der Bestimmung übergeben werden. Doch was passiert? Zuletzt gab es gleich zwei Termine, die für Freizeitpolitiker, die einem Beruf nachgehen, wirklich nicht gut terminiert waren. Die Freigabe der Hundewiese im Julianenpark und die Präsentation des Kindergartens Hummelnest in der Breslauer Straße. Sicherlich mag es viele Gründe geben, warum das mittags stattfindet – schade bleibt es, denn so treten als Repräsentanten der Stadt vor allem Vertreter der Verwaltung auf. Dabei wollen doch vor allem in Wahlkampfzeiten alle immer gerne auf diese positiven, repräsentativen Fotos… Aber es ist halt so eine Sache, wer wie was plant.
Von abgesagten Veranstaltungen
Als Sportler blutet einem das Herz, wenn die Pandemie dafür sorgt, dass ehrenamtliches Engagement um den verdienten Lohn gebracht wird. So in der zurückliegenden Woche, als die Organisatoren des City-Laufes schweren Herzens die diesjährige Auflage dann doch noch absagen mussten. Gehofft, gezittert, weitergemacht – und am Ende geht dann doch nichts. Schade. Dem Organisatorenteam des BSV Bingum um Rüdiger Barten ist zu wünschen, dass sie die gleiche Kondition haben, die die Läufer mitbringen – und durchhalten und für 2022 mit neuer Power dann wieder den Lauf durchführen können. Und allen Sponsoren – ohne die gäbe es solche Veranstaltungen nicht – sei nicht nur diesen City-Lauf zugerufen: Gerade in solchen Momenten, wie die vielen Ehrenamtlichen sie aktuell haben, ist es wichtig, sich auf die Unterstützung verlassen zu können. Also: Auf ein erfolgreiches Neues in 2022.
Digitaltipp: www.leer-erleben.de
Kennen Sie in Ihrem Umfeld noch jemanden, der noch nie etwas online gekauft hat? Das wird schwierig, denke ich. Um so wichtiger ist, dass die Kaufleute in Leer neben den vielen Aktivitäten in der Innenstadt und attraktiven Angeboten „in Echt“ sich auch digital immer besser aufstellen. Der Slogan „Leer erleben“, der als Motto über der Modenacht am kommenden Samstag, 11. September (die Geschäfte haben bis 22 Uhr geöffnet), ist auch im Netz der Netze das Motto. Schaut doch mal vorbei….
Und wer noch nicht hat: Bei Facebook #hartwigamsonntag liken. Denn dann verpasst Ihr nichts mehr, was zwischen den Sonntagen durch Reaktionen auf die Berichte auf HARTWIG am SONNTAG veröffentlich wird.
Munter holln HH