Kolumne: Rauf auf’s Rad für Fitness, Umwelt und Bürgermeisterkandidat

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Kennen Sie´s und können es singen? „Ich fahr` so gerne Rad“ – das Lied von Peter Petrel aus dem Jahr 1978. Der Song trifft derzeit auf die Stadt und den Kreis Leer bestens zu. Über 300 Radfahrer in 221 Teams aus Leer, Moormerland, Rhauderfehn, Westrhauderfehn und Westoverledingen beteiligen sich am bundesweiten Stadtradel-Wettbewerb. Bis zum Ende der Aktion werden weitere hinzukommen, in der Stadt Leer waren es 2020 über 2000 Radler. Sogar bis in den aktuellen Wahlkampf hat es der Wettstreit geschafft. Leers Bürgermeister-Kandidat Claus-Peter Horst tritt mit einem eigenen Team an.

Wer vor einer Dekade gesagt hätte, dass das Thema Fahrrad im lokalen Wahlkampf stattfindet, der wäre schief angeschaut worden. Doch die Zeiten haben sich geändert. Nach den ersten Anfängen mit Fahrradstraßen kommt diese umweltbewusste Mobilität immer mehr in den Städten an. In Leer am deutlichsten am Ostersteg. In den 1980er Jahre waren in dieser Einbahnstraße für den Autoverkehr weitgehend zwei Streifen eingerichtet, später folgten Veränderungen. Nun ist seit einigen Tagen ein großer Bereich mit einer unübersehbaren roten Markierung zu sehen: der neue zwei Meter breite Fahrradstreifen auf der Straße, neben dem alten gepflasterten. Die neue „Rote“ ist ein Bestandteil der fahrradfreundlichen (Innen-)Stadt. Über das Projekt „FaCit – Mit dem Fahrrad Inder City“ werden in einer Stadt, die ansonsten wenig Geld hat, hier aber von massiver Förderung profitiert, etwa 4,5 Millionen Euro vor allem in moderne Fahrradstrecken, modernisierte Kreuzungen, Servicepunkte, Fahrrad-Abstellanlagen und in eine große zweistöckige Fahrradstation mit etwa 400 überwachten Stellplätzen sowie Serviceangeboten wie Fahrradverleih, Reparaturservice und Lademöglichkeit investiert. Und das ist erst der Anfang. Wenn die finanziellen Mittel vorhanden sind und die politischen Mehrheiten sich dafür finden, wofür am kommenden Wochenende die Wahlen eine Richtung vorgeben, dann wird die Bevorzugung und Förderung der Radfahrer an weiteren Stellen der Stadt Einzug halten. Hier ein Auszug der Überlegungen, die im Leeraner Rathaus angestellt werden: Neubau einer barrierefreien Stadtringbrücke, Ausbau der Radialroute Nord vom Bahnhof über bis zum Mooräcker als Teil der regionalen Radverbindung Emden-Leer-Papenburg, Ausbau der Radialroute Nordost (in weiten Bereichen des Ostfrieslandwanderweg) sowie der fahrradgerechte Umbau zahlreicher Straßen (z.B. Hajo-Unken-Straße, Ubbo-Emmius-Straße, Blinke, Augustenstraße. Wie der Verkehrsmix der künftigen Innenstadt von Leer dann aussehen wird – ein spannendes Thema für die nächsten Jahre der Rats- und Ausschussarbeit.

Mit dem, was in Leer jetzt Fahrt aufnimmt, bewegt sich die Stadt im Trend. In allen Kommunen steht das Rad hoch im Kurs. Auch an den Land- und Bundesstraßen wird kontinuierlich in das Fernradwegenetz investiert. Wohl zurecht, denn die Händler berichten von weiterhin hohen Absatzzahlen mit einem Trend zu hochpreisigen E-Bikes und Lastenrädern. Und auch der Radtourismus – im Kreis Leer aktuell fast 100.000 Radfahrer pro Jahr – boomt, denn Radfahren ist in der Gesellschaft wieder das Synonym für ökologische und gesunde Mobilität.

Ach ja, nach der Teilsperrung des Stadtrings und der Vollsperrung der zentralen Kreuzung „Bummert“ (sie wird für Fahrradfahrer mit den 14 Ampeln so sicher wie wohl keine andere Kreuzung der Stadt) wird ab Montag mit der Straße über die Seeschleuse eine weitere Verkehrsader in Leer gesperrt. Die Sanierung der Schleuse macht es nötig. Da kann das Motto für pünktliches Ankommen in Leer dann nur noch das Volkslied sein „Ja wir san mit´m Radl da“.

Mehr zum Thema:

Was in der Stadt Leer bisher für das Fahrradfahren umgesetzt wurde und was noch kommt für die Pedalritter – das lesen Sie hier.

Bis wann der Kreis Leer ein neues Radwegekonzept fertig haben willl, lesen Sie hier.

Welche Bedeutung das Thema Rad für den Tourismus in der Region hat, lesen Sie  hier.

Wie sich die Unfall- und Diebstahlzahlen rund um das Fahrrad entwickelt haben  – das lesen Sie hier.

Holger HartwigKolumne: Rauf auf’s Rad für Fitness, Umwelt und Bürgermeisterkandidat