Aufgeschnappt – 9. Mai 2021

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Von mutigen SPD-Kandidaturen

Mutig ist sie ja, die gescheiterte SPD-Bundestagsnominierungskandidatin Silke Helbich. Kaum unterlegen bei der parteiinternen Abstimmung um das Berlin-Mandat, hat sie sich für die nächste Kandidatur entschieden. Nun will sie Bürgermeisterin in der Stadt Weener werden? Helbich und Weener? Wie bitte? Ja, das kann man wohl sagen.

Denn wie hat die Dörpenerin vor einer Woche dazu auf Facebook selbst geschrieben: „In Weener (ist ja nicht weit weg von meinem emsländischen Wohnort ) war ich schon einige Male: beispielsweise zum Bummeln, Spazieren gehen am Alten Hafen, Video drehen, zu Arztbesuchen und Besichtigungen des Organeums und der St. Georg Kirche.“ Immerhin war sie also schon einige Male da und die Kontakte zu den Genossen in Weener seien bei der Bundestagskandidatenkür entstanden. Helbich schreibt: „Vor kurzem sind nun einige SPD-Mitglieder aus Weener auf mich zugekommen mit der Frage, ob ich für das Amt der Bürgermeisterin kandidieren möchte. Da mir die Stadt und das Rheiderland sehr gut gefallen und ich große Lust habe, gemeinsam mit den Weeneraner:innen das Leben und die Zukunft hier zu gestalten, habe ich meine Bewerbung eingereicht.“ Na, dann wünschen wir Frau Helbich, die im Beruf bei der EWE Tel GmbH ist und Journalistik in Leipzig studiert hat, doch gutes Gelingen beim Kennenlernen und im Wahlkampf. Die SPD ist ja traditionell mit guten Ergebnissen beschenkt worden und war eine Hochburg im „roten Rheiderland“. Eines würde mich dennoch interessieren: Wenn Altvordere der Sozialdemokraten, beispielsweise der langjährige und verstorbene ehrenamtliche Bürgermeister Hako Haken, von diesen Umständen der Nominierung hören würde, was würden sie sagen? Wahrscheinlich in Anlehnung an Theo Lingen: „Traurig, traurig, traurig. Was ist bloß aus unserer Partei geworden, dass wir niemanden mehr aus Weener und der Region haben, der für uns Weener voranbringen will?“ Seien wir gespannt, wie die Bürger Weeners diese Kandidatur im September bewerten.


Von regionalen Unterschieden

Apropos EWE. Erinnern Sie sich an den umfassenden Bericht vor einigen Wochen zu dem Ausbau des Glasfasernetzes im Kreis Leer und in Ostfriesland? (zum Nachlesen klicken Sie hier). Darin wurde deutlich, dass das Unternehmen aktuell ostfrieslandweit nur ein Projekt durch das EWE-Tochterunternehmer Glasfaser Nordwest (gehört EWE und der Telekom) realisiert und auch noch nicht über weitere sprechen möchte. Wer in den vergangenen Wochen die Veröffentlichungen im Emsland zu dem Thema verfolgt, der kann sich nur fragen: Was machen die Rathauschefs und Politiker im Kreis Leer falsch? Genannt seien zwei Projekte aus dem nördlichen Emsland: In Papenburg werden zwei Gebiete mit rund 6.000 Glasfaseranschlüsse ausgebaut. Doppelt so viel wie im gesamten Kreis Leer. Und in der Nachbargemeinde Rhede sind es noch einmal 750. Man weiß es nicht, warum das im Emsland offenbar besser läuft. Bleibt nur der Trost, dass ja auch im Kreis Leer bald 7.000 neue Anschlüsse folgen – allerdings mit über 50 Mio. Euro aus Steuergeldern finanziert…


Von Zuständigkeitsgerangel

Wie gut muss es doch der Stadt Leer gehen! Zig Zukunftsprojekte am Laufen, ausreichend Gewerbeflächen im Angebot, die Fußgängerzone durchsaniert etc. etc. Ach, das ist nur eine Wunschvorstellung? Stimmt. Um so verwunderlicher ist es, dass sich die Verantwortlichen der Stadt an der Rathausspitze, bei den Stadtwerken und in den politischen Gremien in den vergangenen Tagen den Luxus leisten, darüber zu diskutieren, wer wie wann wo und überhaupt ein Entwicklungskonzept (hier der Link für die, die wissen wollen, wie die Zukunft gesehen wird) für den Hafen erarbeiten, diskutieren und beschließen darf. Die Bürgermeisterin Beatrix Kuhl (kandidiert wieder) und der Chef der Stadtwerke, Claus-Peter Horst (kandidiert erstmals und will den Kuhl-Posten, wird seit der Woche offiziell von den Leeraner Grünen unterstützt), sorgen schon vor der Sitzung für öffentlichen Streit. Horst wirft Kuhl einen tendenziösen und negativen Beschlussvorschlag vor und bittet in einem Schreiben an die Ratsfraktionen (hier der Link, für die, die wissen wollen, was Claus-Peter Horst bemängelt) darum, das Konzept zu überdenken und bei allen Überlegungen das qualifizierte Personal der Stadtwerke einzubinden. Die Politik tagt, nimmt die Bälle auf, will die Entscheidungen in den Verwaltungsausschuss der Stadtwerke delegieren, die Bürgermeisterin kündigt ihr Veto an und will die Zuständigkeit der Verwaltung für das Thema untermauen. Unabhängig, wer was wann wo wie gemacht oder unterlassen hat und das ein Thema immer zwei Seiten hat: Das sind tolle Aussichten bis zur Kommunalwahl im September. Vielleicht sei deshalb an alle Beteiligten der Hinweis erlaubt: Es geht bei Ämtern, Funktionen und Mandaten nicht als erstes um Macht, Wahlkampf oder Eitelkeiten. Es geht darum, verantwortungsvoll im Interesse der Menschen, die einem die Aufgabe auf Zeit übertragen haben, zu handeln. Nicht mehr, nicht weniger. Wenn die Beteiligten – und nochmal: es ist da egal, wer was wie usw. – nicht schleunigst die Kurve kriegen, dann werden sich viele Leeraner die Frage stellen müssen: Wer ist denn überhaupt noch wählbar? Wahlkampf muss und soll sein – aber bitte nicht zu Lasten der Menschen und der Wirtschaft in einer Stadt, die, wie alle anderen Kommunen nach der Pandemie, Herausforderungen ausreichend haben wird. Verdammte hacke, reißt Euch, alle wie ihr da seid, zusammen. Die Leeranerinnen und Leeraner erwarten – mit Recht – Konzepte und Lösungen, bei denen ALLE aus der Stadt ihr Wissen, Können und Fähigkeiten uneingeschränkt einbringen sollen, die das wollen.


Von gewerkschaftlichen Idealen

Na, da hat der Bezirksleiter Küste der IG Metall, Daniel Friedrich, im Zusammenhang mit der Maritimen Konferenz unter Schirmherrschaft der Bundeskanzlerin Angela Merkel Anfang der kommenden Woche ja mal richtig einen über die Medien „rausgehauen“. Der Gewerkschafter meint, dass der deutsche Schiffbau auch mit den Tarifverträgen der IG Metall konkurrenzfähig ist. Eine Senkung der Lohnkosten bringe kein Heil. Ich will es mal so formulieren: Da hat ein Gewerkschafter eine sehr einsame Meinung, zumal er dann auch gleich betont, dass man mit allen Beteiligten gemeinsam durch die Krise will, dazu aber eine Verlängerung der Kurzarbeit brauche. Warum hat es denn in den vergangenen Jahrzehnten ein Werftensterben in Deutschland gegeben? Weil die hiesigen Schiffbauexperten keine Ahnung mehr hatten, wie sie gute und funktionsfähige Schiffe bauen? Warum setzt die Meyer Werft in Papenburg auf so viele preiswerte Werkvertragsarbeiter? Weil die Familie Meyer gierig ist? Wohl kaum (lesen Sie dazu mehr über die Unternehmensergebnisse der Werft). Betriebswirte und Unternehmen wissen: Wenn Du auf Dauer erfolgreich sein willst, musst Du ehrlich zu Dir und den Zahlen, Daten, Fakten sein. Das sollte auch für die IG-Metall und die Politik gelten. Wer den verbliebenen Schiffbau erhalten will, der muss Steuergeld in die Hand nehmen. Für den Erhalt der Arbeitsplätze in den nächsten Jahren und vor allem für Forschung, damit auf deutschen Werften gebaute Schiffe durch ressourcenschonende Technik konkurrenzlos günstig sind, wenn es um immer bedeutsamer werdende die „Klimakosten“ geht.


Digitaltipp: Heute zum Muttertag

Heute ist ein besonderer Sonntag: Muttertag. Die Blumenpreise gehen vorab nach oben, es gibt von Kindern den einen oder anderen Gutschein für die Mutter (die dann oft nicht einmal eingelöst werden) usw. Und so manchen schönen Kartenspruch gibt es auch dazu. Wer noch eine schöne Idee sucht, der findet sie hier:

www.gartentraum.de/magazin/muttertagssprueche/

Ach ja, und zum Thema Blumen: Ich bin da durch meine Mutter geprägt. Sie hat als ich Jugendlicher war einmal zu mir gesagt: „Mein Sohn, wenn Du mir eine Freude machen willst, dann schenke mir einen Strauß Blumen.“ Und dann kam der Nachsatz, den ich bis heute nicht vergessen habe: „Solange ich lebe, kann ich mich darüber freuen, denn auf dem Friedhof habe ich nichts mehr davon.“ Nicht nur wegen des Nachsatzes bin ich bis heute beim Blumenverkäufer ein guter Kunde – nicht nur zu Muttertag.

Munter holln und eine schönen Muttertags-Sonntag bei passendem Sonnenwetter wünscht

HH


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    adminAufgeschnappt – 9. Mai 2021