Seit Jahrzehnten wird dieses Modell gelebt: Wenn ein (Sport-)Verein in seine Anlage investieren will, dann wird die Baumaßnahe je zu einem Drittel durch den Verein, den Fach- bzw. Dachverband und die Kommune finanziert. Seit einigen Jahren wird dieses Finanzierungskonstrukt schwieriger, weil den Städten und Gemeinden aufgrund schlechter Haushaltslagen harte Bandagen auferlegt wurden. Denn: Bei der Förderung der Vereinslebens handelt es sich um freiwillige Ausgaben – und die müssen, wie es das Gesetz vorsieht, in Zeiten knapper Kassen auf ein Minimum reduziert werden. Nun könnte mit einem Taschenspielertrick alles besser werden…
Der Blick richtet sich dabei auf die Stadt Leer. Finanzielle Zwängen haben dazu geführt, dass Vereine zuletzt lange auf die Zuschüsse warteten und Investitionen zurückgestellt werden mussten. Auch 2022 stehen für den Sportbereich lediglich 10.000 Euro zur Verfügung. Bei einem Gesamthaushalt für Verbrauchkosten von über 75 Millionen Euro und über 20 Millionen Euro im Investitionshaushalt eine unvorstellbar kleine Summe. Die Vereine hingegen hatten ein Vielfaches an Fördergeld-Bedarf gemeldet. Für sie – wie auch die Verantwortlichen aller anderen Vereine in den verschiedensten Bereichen – ist das Geld existenziell, um das Vereinsleben am Laufen zu halten.
Vereinsförderung – da sind sich alle Politiker einig – ist alternativlos. Müssten der Staat die Leistungen – beispielsweise in der Kinder- und Jugendbetreuung – selbst erbringen, wäre das unbezahlbar. Allerdings wurden viele Vereine im Regen stehen gelassen oder mussten sehr lange warten, bis die Gelder ausreichend flossen. In Leer können einige Vorsitzende dazu lange Geschichten erzählen…
In der kommenden Woche wird nun der Sportausschuss der Ledastadt für die Vereine erstmals mit einem neuen Ansatz Mittel auf den Weg bringen. Es wird unterschieden nach investivem und konsumtivem Charakter der Fördermittel. Diese Betrachtung ist konsequent, denn mit der Einführung der kaufmännischen Buchführung, die in den Verwaltungen DOPPIK heißt, wird seit einigen Jahren auch bei städtischen Ausgaben unterschieden, ob es sich um Instandhaltungsmaßnahmen, die als konsumtiv bezeichnet werden, oder neue Investitionen handelt.
Auch wenn im Prinzip jedem klar ist, dass das eine neue Herangehensweise nach dem Motto „Nehme ich es aus der rechten oder der linken Tasche“: Sie sorgt dafür, dass wieder mehr Spielraum bei der Unterstützung der ehrenamtlichen Arbeit möglich wird. Sie stellt sicher, dass Vereine künftig mehr Möglichkeiten für die Instandhaltung ihrer Anlagen, die sowieso am Ende den Bürgern der Stadt zur Verfügung gestellt werden, haben werden. Sozialverträgliche Mitgliedsbeiträge vor allem für Kinder und Jugendliche können so weiter realisiert werden.
Am Beispiel der Stadt Leer lässt es sich an Zahlen konkret belegen, wie stark die Auswirkung sein werden. Als Sportfördermittel für Investitionen stehen besagte 10.000 Euro in 2022 bereit. Hinzu kommen nun 30.900 Euro als kosumtive Unterstützung. Das ist immer noch verhältnismäßig wenig bezogen auf die Gesamtausgaben der Stadt, hilft aber dem TC Grün-Weiß Leer, dem Postportverein Leer und dem BSV Bingum weiter. Insgesamt wollen die drei Vereine in den nächsten Monaten knapp 300.000 Euro ausgeben – zum größten Teil eben für Sanierungsmaßnahmen an ihren Sportstätten.
Die von der Leeraner Stadtverwaltung praktizierte Herangehensweise muss jetzt noch eine Hürde nehmen: die Aufsichtsbehörde beim Kreis Leer. Dort muss der Haushalt 2022 genehmigt werden. Für die ehrenamtlichen Vereinsvertreter wäre es ein Segen, wenn mit dem „kosumtiven“ Argumentationsansatz landauf landab es endlich möglich wäre, in Zeiten klammer Kassen wieder mehr Geld bereit zu stellen. Denn: So sinnvoll es ist, dass die kommunalen Haushalte strikten Regelungen unterliegen und nicht zwingend erforderliche Ausgaben zu reduzieren sind – bei den „Einsparungen“ im Vereinsbereich ist zu viel an falscher Stelle gespart worden. Es sind ja zumeist auch sehr kleine Summen, die dennoch große Wirkung haben. Sie sind für die ehrenamtlichen Vorstände – sie machen das ja vollverantwortlich für andere – ein starkes Signal der Anerkennung.