Kennen Sie das? Da hören oder lesen Sie etwas und denken: Warum ist darauf eigentlich noch niemand viel früher gekommen? Das so zu machen, ist doch absolut sinnvoll und logisch. Und genau so ein Thema liegt jetzt auf dem Tisch der Leeraner Politik.
Worum geht es? Seit mehr als drei Jahrzehnten geht es in der Ledastadt um die Frage, wie es gelingt, die meist gut belebte Fußgängerzone mit dem attraktiven Hafen zu verbinden. Hafen, Fußgängerzone und dazu die Altstadt sind das Pfund, von dem jeder Gast der Stadt aus nah und fern begeistert ist. Bisher ist den Leeranern bzw. der Stadtverwaltung dazu recht wenig eingefallen. Das wohl umstrittenste Ergebnis der Verbindung zwischen Innenstadt und Hafen ist das Wasserspiel vom Denkmalplatz Richtung Ledastraße, von den Leeranern „Pinkelrinne“ getauft. Für jeden Autofahrer ist dieser kleine Wasserlauf ein Graus und wenn in Leer darüber gesprochen wird, dann wird nur mit dem Kopf geschüttelt.
Nun bekommt die Stadt aus dem Corona-Förderprogramm zur Stärkung der Innenstadt eine dreiviertel Millionen Euro Fördermittel aus Hannover und von der Europäischen Union. Erste Idee: Ertüchtigung des Ernst-Reuter-Platzes, unter anderem mit einer Strandbar. Gut, dass über diesen Ansatz im Rathaus noch einmal nachgedacht wurde. Denn der Bauhof hätte sich sehr gefreut, regelmäßig die Glasscherben einzusammeln. Wer dann im Rathaus auf die Idee gekommen ist, einen anderen Ansatz zu wählen, ist nicht bekannt. Das, was jetzt geplant ist, hat jedenfalls Sinn und Verstand, weil es nicht nur die gewünschte Verbindung schafft, sondern darüber hinaus auch noch neue Potenziale für attraktive Aktivitäten in bester Lage schafft.
Neben einigen Maßnahmen in der Altstadt (z.B. neues Mobiliar) rückt die Ledastraße zwischen Fußgängerzone und Georgstraße in den Fokus. Das Ziel: Die Straße so umbauen, dass sie als verkehrsberuhigter Bereich (neudeutsch heißt das Shared Space) multifunktional als Veranstaltungsmeile genutzt werden kann. Weihnachtsmarkt, Hafenfest (das gab es Mal Ende der 1980er Jahre, bis ein Schausteller in den Hafen gefallen ist), Gewerbeschau und vieles mehr soll dort temporär stattfinden können. Die Straße wird dafür so umgebaut, dass sie für Autos und für Fußgänger gleichberechtigt genutzt werden kann und in den Boden werden alle erforderlichen Ver- und Entsorgungsleitungen eingebaut, dass mit geringem Aufwand fast jede Veranstaltung stattfinden kann. Das Konzept soll als Generalplaner das Büro Lindschulte kurzfristig erstellen. Wenn dann noch die Bebauung am Hafenkopf irgendwann fertig ist, lädt die Ledastraße entlang der Tourismuszentrale (auch über deren Standort hat es damals viele Streitereien gegeben) zum Bummeln ein. Wer weiß, was für Geschäfte oder Gastronomie noch folgen könnten. Kurzum: Die Ledastraße wird zur neuen „Hafenmeile“. Und wer weiß, vielleicht erlebt auf dieser Meile ja auch die Ostfrieslandschau, die ja erst im vergangenen Jahr beerdigt wurde, einen Neustart mit neuem Konzept. Bis März 2023 muss alles fertig sein. Das ist eine Herausforderung für das Rathaus und ausführende Betriebe, sonst sind die Gelder weg.
Die neue Hafenmeile soll der Startschuss für weitere Überlegungen werden, wie noch mehr Leben in die Stadt kommen kann. Umweltausschuss und Stadtrat werden den Plänen – davon dürfte auszugehen sein – mehrheitlich folgen. Die Hafenmeile könnte die unsägliche „Pinkelrille“ vergessen machen. Bürgermeister Claus-Peter Horst hat durchblicken lassen, dass er in den nächsten Monaten einen umfassenden Dialog anschieben will – mit Immobilieneigentümern, Kaufleuten und Bürgern der Stadt. Das Ziel ist es, die nächsten Schritte zu entwickeln. So wird bekanntermaßen die Ertüchtigung der Fußgängerzone der Teil vom Bahnhofsring bis zur Ledastraße aus finanziellen Gründen erst einmal zurückgestellt. Mal sehen, vielleicht kommen dann da auch Ideen, bei denen man sagt: Wieso ist da nicht schon mal eher jemand darauf gekommen…