Die KOLUMNE – Viele Krisen, ein Lichtblick: Bei der Digitalisierung läuft´s bestens

Artikel teilen

 Bekanntermaßen „kriselt“ es beim Kreis Leer in einigen Bereichen. Die Seniorenwohnanlage Heisfelde kommt nicht aus den roten Zahlen. Beim Personal häufen sich die Abgänge aus verantwortlichen Positionen. Interne Strukturanalysen zur Qualität der Organisation lassen nichts Gutes erwarten. Der Konflikt um die Kreisumlage schwelt weiter. Zudem „schmieren“ nun die jahrelang guten Finanzen ab. Für 2024 wird ein Minus von bis zu 25 Mio. Euro durch die Kämmerei vorhergesagt. Wie wohltuend ist da die Erkenntnis: Bei einer der zentralen Zukunftsaufgaben, der Digitalisierung, läuft‘s bestens.

Als erstes der Blick auf den Netzausbau. Laut Kreisverwaltung haben bis Ende 2025 alle Gewerbetriebe und fast 95 Prozent aller etwa 72.500 Adressen die Möglichkeit, das Internet durch geförderten oder unternehmensfinanzierten Ausbau der Netze per Glasfaser oder über Koaxialfaserkabel mit Gigabit-Geschwindigkeit zu nutzen. Nur 0,6 Prozent aller Immobilien werden auch 2026 mit einer Leistung unter 30 Mbit pro Sekunde auskommen müssen. Von dem Ausbau muss jeder gewusst haben, die EWE TEL als Partner des Kreises hat jeden Haushalt mindestens dreimal angeschrieben. Einziger Wehrmutstropfen: Wie viele Eigentümer vom kostenfreien Anschluss mit Hochgeschwindigkeit Gebrauch machen, wird nicht erfasst. Zitat aus dem Kreishaus: „Die Quoten sind nicht Grundlage der Erfolgsmessung (…). Eine Auswertung zur Anschlussquote ist nicht gegenständlich für die Förderung.“ Schade, so bleiben die Zahlen blanke mathematische Theorie.

Ebenfalls positiv ist: Die Verträge im geförderten Bereich regeln, dass der Kreis keine Nachschusspflicht bei steigenden Kosten hat – was angesichts der Baupreise und Inflation wahrscheinlich ist. Nach zwölf Jahren können der Kreis und die Kommunen sogar prüfen lassen, ob die Zuschüsse – es sind aus kommunaler Hand 15,5 Mio. Euro – notwendig waren. Vielleicht gibt´s dann sogar Geld zurück?

Neben dem Ausbau der Netze entwickelt sich auch ein zweites Digitalprojekt, der Digital Hub Ostfriesland (DHO) ,immer mehr zu einem Erfolgsmodell. Denn schnelle Netze bringen nur etwas, wenn die Menschen und Firmen sie auch nutzen. Der DHO ist das bisher einzige laufende Projekt auf dem ehemaligen EWE-Gelände – immerhin. Mit über 80 Partnern, u.a. aus Wirtschaft und Wissenschaft, ist er mit seinen Fachgruppen und Initiativen zum Knotenpunkt für digitale Innovationen in Ostfriesland geworden. Der „Maker Space“ – dahinter verbirgt sich ein Raum mit modernster Technik, wird intensiv vor allem durch Schulen genutzt. Jetzt soll ein „Maker Monday“ Interessierte zum Schnuppern einladen. Die „Digitalen Wochen“ mit an die 1000 Teilnehmern in diesem Jahr „boomen“.

Fazit: Im digitalen Bereich scheint der Kreis Leer top aufgestellt. Der schnellen digitalen Zukunft steht nichts mehr im Wege. Politik und Verwaltungen können stolz auf die gemeinschaftliche Leistung sein. Es liegt nun an den Lehrern an den Schulen und an den Firmenchefs, ob die Kombination aus schnellem Netz und DHO als Bildungs- und Innovationsort, zur Entfaltung kommt. Die Hoffnung, dass weitere IT-Erfolgsgeschichten – wie in den letzten Jahrzehnten am Standort Leer – geschrieben werden, ist durchaus berechtigt.

Holger HartwigDie KOLUMNE – Viele Krisen, ein Lichtblick: Bei der Digitalisierung läuft´s bestens