8. Konzert des Vereins Junger Kaufleute in der Saison 2022/23 – Vokalensemble VOCES8 zu Gast in Leer
Von Barbara Fischer*
LEER Ausverkauft! Das britische Vokalensemble VOCES8 besitzt eine große Strahlkraft, und der Bann der acht Stimmen ist nach wie vor ungebrochen. So(ooo) singen zu können wünschen sich viele; im Ensemble so(ooo) singen zu können, wäre sicher ein Traum eines jeden Laienchor-Mitgliedes. Da konnte man sich des Eindrucks nicht erwehren, dass im Publikum zahlreiche ebensolche „Fans“ von VOCES8 saßen, die sich diese Realität-gewordene Idealvorstellung von chorischer Gesangskultur nicht entgehen lassen wollten.
Sich von den singenden Sympathieträgern begeistern zu lassen, fällt nun auch nicht schwer. Insbesondere die zweite Hälfte des Abends glich in puncto Applaus-Charakter zeitweise einer Pop-Veranstaltung. Wie man allein durch die Programmgestaltung ein Publikum für sich gewinnt, wissen die SängerInnen von VOCES8 sehr gut. Das „von X bis Y“ der Komponisten umfasste tausend Jahre Musikgeschichte, da war wirklich für jeden etwas dabei. Die Mischung aus ernst und heiter, religiös und weltlich, klassisch und traditionell lebte zusätzlich vom Kontrast zwischen von alt und neu.
VOCES8 wandert nicht brav von einer Epoche zur nächsten. Auf Schütz Rheinberger folgen zu lassen, oder Taylor Scott Davis neben Hildegard von Bingen zu stellen, erfordert zum einen vom Ensemble das Wissen um die Sicherheit, sich stilistisch innerhalb von Sekunden umstellen zu können, denn oft gingen die Werke quasi attacca ineinander über. Zum anderen braucht es den Mut und das Vertrauen, durch die eigene Kunstfertigkeit das Publikum erfolgreich auf diesen Parcours mitzunehmen zu können.
Das verbindende Element zwischen allen Beiträgen jedoch war die hohe Klangkultur, die Stimmen von VOCES8 selbst, jede individuell, aber stimmig im Ganzen, nahezu ohne Vibrato, perfekt ausbalanciert, reiner Klang, wunderbare Töne. Die Sprache als Sinn-Transporteur der geistlichen Werke wie als Gestaltungsmittel kam noch hinzu, ein Sinn-entleerter Dib-dib-schabadaba-Bach brachte ebenso gute Unterhaltung wie Pseudo-Drum und Pizz-Bass von Jazz-Arrangements.
Einen besonderen Genuss bescherten lange Vokale, die das „Instrument“ Stimme aufleuchten ließen. Hierin waren Byrd oder Palestrina wahre Meister; und gerade diese alten Werke waren es, die den „VOCES8-Effekt“ am ehesten hervorriefen. So(ooo) singen zu können…
Zu VOCES8 gehören: Andrea Haines und Molly Noon (Sopran), Katie Jeffries-Harris (Alt), Barnaby Smith (Altus, künstlerischer Leiter), Euan Williamson und Blake Morgan (Tenor), Christopher Moore (Bariton) und Dominic Carver (Bass).
Foto: Fabian Engel/VJK
* Hinweis: Diese Konzertkritik wird auf Hartwig am Sonntag veröffentlicht in Kooperation mit dem Verein Junger Kaufleute. Informationen zu dem Verein und zum Programm der Saison 2022/2023 unter www.vjk-leer.de