„Auf einen Tee mit …“ – Heute Jörg Furch, Vorstandsvorsitzender der Volkshochschule für die Stadt und den Kreis Leer e.V.
LEER/RHAUDERFEHN Seit mehr als einem Vierteljahrhundert engagiert er sich für die Volkshochschule für die Stadt und den Kreis Leer e.V. (VHS): Jörg Furch. In der Rubrik „Auf einen Tee mit…“ spricht der langjährige Gemeindedirektor von Rhauderfehn, der den Vorstand der VHS anführt, über seinen ersten VHS-Kursus, die große Herausforderung, immer wieder ausreichend Dozenten zu finden, über die Fehler der großen Politik in Berlin und über fehlende Veranstaltungsräume in Rhauderfehn. Zudem kündigt der 80-Jährige an, dass er seine VHS-Aufgabe gerne bald in andere Hände abgeben möchte.
Wer sagt, dass Volkshochschulen in Zeiten der Digitalisierung mit den Lernmöglichkeiten überholt sind, dem antworte ich, dass …
… sie das keineswegs sind. Sie sind erforderlicher denn je, weil wir Angebote liefern, die in der Regel woanders nicht zu finden sind, beispielsweise objektive und neutrale Angebote in Sachen Politik und Wirtschaft. Dazu kommen vor allem noch die vielfältigen Sprachangebot, die es ohne uns so nicht geben würde.
Mein erster VHS-Kursus war…
… zu lernen, wie man Schreibmaschine schreibt. Das war 1952, als ich zehn Jahre alt war. Meine Mutter mich dahingeschickt. Der Kursus fand nicht in Jever statt, so dass ich bei Wind und Wetter mit dem Fahrrad nach Heidmühle fahren musste. Das hat sich aber rückblickend bis heute gelohnt.
Vorsitzender der VHS zu sein, ist…
… eine Auszeichnung, aber ich würde die Verantwortung gerne bald in andere Hände geben.
Die Arbeit in den Außenstellen…
… ist hervorragend, aber schwierig, weil es Probleme bereitet, ausreichend Dozentinnen und Dozenten zu finden. Wir sind dankbar, dass wir seit vielen Jahren in allen Kommunen des Kreises Außenstellen haben. Das ist in anderen Regionen nicht selbstverständlich und war bei uns auch nicht immer so.
Die Bezahlung von nebenamtlichen Dozenten könnte aus meiner Sicht…
… besser sein. Aber dann könnten wir einige Kurse nicht mehr zu akzeptablen Bedingungen anbieten. Entgelte für Dozentinnen und Dozenten und Gebühren für unsere „Kunden“ sind immer eine Gratwanderung. In der Zeit der Corona-Pandemie hatten wir Gebührenanpassungen ausgesetzt.
Das Programm „Digital vor Ort“ mit kostenfreien Schulungen für ehrenamtlich Aktive ist/war…
…eine gute Sache, die als „Dauerbrenner“ fortgesetzt werden sollte.
Die größte Herausforderung der VHS in den kommenden Jahren ist…
… weiterhin Dozentinnen und Dozenten für ein vielfältiges Angebot zu finden und Programmthemen zu entwickeln, die von unseren Nutzern mit Freude akzeptiert werden.
Wenn ich ein Angebot aus dem Programm streichen dürfte, dann…
… fällt mir spontan keines ein. Wir versuchen immer wieder Neues, müssen es dann aber manchmal nach einer gewissen Zeit wegen mangelnder Inanspruchnahme aus dem Programm nehmen.
Über gezielte Angebote für werdende Eltern denke ich, dass …
… das es tolle Idee ist, in diese Richtung einmal über unterstützende Kurse nachzudenken.
Das berufliche Weiterbildungsangebot in den Strukturen der VHS ist…
…sehr wichtig. Die berufliche Bildung nimmt mit fast 40 Prozent einen großen Raum ein.
Für das gern zitierte „Lebenslange Lernen“ ist die wichtigste Voraussetzung, dass …
… Anbieter mit ansprechenden Angeboten vorhanden sind. Ich glaube, wir als VHS Leer sind das. Wie wir die Zielgruppen erreichen, darüber denken wir ständig nach. Das Umfeld verändert sich laufend.
Für die Gemeinde Rhauderfehn, die ich viele Jahre mitgestaltet habe und in der ich mich als Ortsbürgermeister weiter engagiere, wünsche ich mir derzeit am meisten…
… größere Veranstaltungsräume. Unsere Nachbargemeinde Ostrhauderfehn ist für mich mit seinem Vereinszentrum ein gutes Vorbild. Turn- und Sporthallen können für bestimmte Veranstaltungen leider nicht genutzt werden.
Mein Lebensmotto ist…
…gesund und aktiv zu bleiben.
Ich habe das letzte Mal gelogen, als…
… mich jemand fragte, wie es mir geht.
Mein Lieblingsplatz im Kreis Leer ist…
… ein Angelplatz am Hahnentanger See.
Ich kann mich so richtig aufregen über…
… die jetzige „große“ Politik, weil sie aus meiner Sicht oft am Menschen vorbei entscheidet. Die schwindenden Wahlbeteiligungen bestätigen das. Und das ist eine Gefahr für unsere Demokratie.
Ich kann mich so richtig freuen über, wenn …
… ich in einer Gruppe positiv gestimmter Menschen dabei sein darf. Ich genieße solch ein Miteinander. Diese Kontakte haben mir während Corona gefehlt.
Mein größter Fehler ist, dass …
… ich schlecht Nein sagen kann.
Wenn ich einen Tag lang in meinem Leben ein anderer sein könnte, dann wäre ich gerne…
Darüber habe ich noch nie nachgedacht.
Wenn ich drei Wünsche frei habe, dann…
… möchte ich noch eine Weile auf und mit dieser Welt leben sowie lange körperlich und geistig aktiv bleiben- und ich möchte diese Welt trotz allem, was derzeit geschieht, weiterhin genießen.
Seit über einem Vierteljahrhundert engagiert sich Jörg Furch (80) als Vorstandsvorsitzender ehrenamtlich für die Volkshochschule für die Stadt und den Kreis Leer.
Foto: privat