Den Worten folgen weitere Taten: Das Wegsehen bei Wohnungen, die in Leer über die Stadt auf dem so genannten „Grauen Wohnungsmarkt“ angemietet werden oder baurechtlich bedenklich sind, findet ein Ende. Nachdem bereits erste Bauordnungsverfahren gegen Immobilieneigentümer eingeleitet wurden, müssen sich die Eigentümer von „Schrottimmobilien“ nun noch wärmer anziehen. In der bevorstehenden Woche finden Bewerbungsgespräche im Rathaus statt. Das Ziel: Eine geeignete Kraft finden, die ihren Fokus vollständig auf diesen Wohnungsmarkt richtet und die teilweise unwürdigen Wohnbedingungen auf ihre baurechtliche und sonstige Zulässigkeit prüft und Maßnahmen veranlasst.
Die Stadt geht damit – nach politischem Beschluss des alten Rates – ein Thema konsequent an, was auch in vielen anderen Kommunen ähnlich zu finden ist. Und sie tut gut daran. Viele Leeraner Bürger können seit Jahren ein Lied davon singen, was sich in ihren Nachbarschaften abspielt. Sie werden dankbar sein, nun bald eine feste Anlaufstelle im Rathaus zu haben, wenn es um kritische Themen bei der Frage der Unterbringung von Sozialschwachen bzw. Menschen mit Migrationshintergrund geht.
Bei der effizienten Beobachtung des grauen Wohnungsmarktes, die der neue Bürgermeister Claus-Peter Horst ebenso wie seine Vorgängerin Kuhl befürwortet und der sich, wie er auf Anfrage erklärte, über gute Bewerber für diese neue Aufgabe freut, sollte der Fokus auch auf ein weiteres Thema gerichtet werden: die Entwicklung von Teilen des Immobilienmarktes in der Ledastadt. Viele Jahre wohnen Leeraner in einer ruhigen Nachbarschaft – bis ein erstes Haus verkauft wird. Das ist im Normalfall nichts besonders. In Leer häufen sich zuletzt jedoch die Fälle, in denen vor allem ein stadtbekanntes Immobilienbüro gerne mal etwas mehr – in der Regel kleine fünfstellige Beträge für das Objekt bereit ist zu zahlen – und dann den Zuschlag bekommt. Marktwirtschaft nennt man sowas.
Geworben wird durch das Büro offensiv mit „Wir verfügen über einen Kundenstamm an ausländischen Investoren, die ihre Liegenschaften durch unser Haus verwalten lassen und immer auf der Suche nach neuen Objekten sind.“ Die erworbenen, dann meist unrenovierten Objekte werden vor allem an Menschen aus Zuwanderungsgebieten vermietet. Auffällig ist, so beschreiben in mehreren Fällen Anwohner in Gesprächen vor Ort, dass die Mieter nach einer gewissen Zeit „durchgetauscht“ werden. Mehrere Briefkästen an einem Einfamilienhaus oder mehrere Namen auf einem Briefkasten deuten zudem auf eine „gemischte“ Bewohnerschaft hin, so dass sich das „Geschäft“ wohl rechnet.
Abgesehen davon, dass sich die Nachbarschaft verändert und oft nach kurzer Zeit auch andere Eigentümer ihre Immobilie lieber verkaufen, statt dort wohnen zu bleiben, wird in der Bevölkerung viel spekuliert: Woher kommen die neuen Mieterinnen und Mieter? Sind diese Wohnungen die letzte Station einer Schleuserkette? Diese Gedanken bekamen im Juli Aufwind, als eine Razzia mit 260 Beamten der Bundespolizei in neun Objekten der Stadt vorgenommen wurde.
Die Stadt sollte nach Hinweisen aus der Bevölkerung derartige Objekte gleich mal mit „unter die Lupe“ nehmen. Eine Kontrolle, ob und wer wo gemeldet ist, und wo die Stadt etwas bezahlt, ist problemlos möglich. Immer verbunden mit der Hoffnung, dass alles seine Ordnung hat und die Storys, die über diese Immobilien in der Stadt kursieren, nur „üble Gerüchte“ sind.