Baustart bis auf weiteres trotz aller Genehmigungen verschoben – Investor ist weiterhin von Realisierung überzeugt
LEER Was Sonnenblumenöl, Mehl und Toilettenpapier für viele Bürger, sind für die Bauwirtschaft derzeit Stahl, Holz und andere Materialien: ein knappes Gut mit „Hamsterkäufen“ in der Branche und unkalkulierbar steigenden Preise. Erstes „Opfer“ dieser Entwicklung ist eines der prominentesten Projekte der Stadt Leer: die Hafenkopfbebauung vor dem Polizeigebäude im Handelshafen.
Seit sechs Jahren wird an dem millionenschweren Projekt gearbeitet. Lange hat es gedauert, bis alle Genehmigungen vorlagen – und trotzdem geht es nun bis auf ungewisse Zeit nicht voran. Johannes Kirchner, Geschäftsführer der Terfehr Projektentwicklung GmbH (Rhede), bestätigte auf Anfrage: „Wir müssen bis auf weiteres alles auf Eis legen und beginnen erst einmal nicht mit dem Bau der Spundwände.“
Kirchner macht deutlich, dass die Baupreise insgesamt seit Monaten deutlich steigen und nun vor allem – auch durch den Ukraine-Krieg befördert – der Kosten für Stahl unkalkulierbar macht. „Wir sind im stetigen Kontakt mit potenziellen Lieferanten. Wir hoffen, dass sich die Lage in absehbarer Zeit wieder entspannt.“
Aktuell sei der Bau der Spundwände am Hafenkopf und damit das gesamte Vorhaben nicht umsetzbar, da eine Unwirtschaftlichkeit nicht auszuschließen sei. Alle Baufirmen hätten im Moment damit zu kämpfen, dass die Lieferanten in den Lieferbedingungen so genannte Preisgleitklauseln unterbringen, d.h. dass der Preis sich täglich an die Marktsituation anpasst. Im Bausektor sei es in den vergangenen Jahren durchaus zu Schwankungen bei Preisen und Auslastung gekommen, aber „mit der Situation, in der wir im Moment sind, hat niemand Erfahrung.“
Baustart in Groninger Straße steht kurz bevor
Bei dem zweiten größere Projekt, dem Baugebiet in der Groninger Straße, gehe es hingegen voran. Die ersten Baugenehmigungen für Häuser liegen vor. Kirchner: „Wir bereiten den Baustart derzeit vor und sind mit der Baustelleneinrichtung beschäftigt.“ Aber auch bei Ein- oder Zweifamilienhäusern gebe es derzeit drei ungewisse Parameter: die Entwicklung der Bauzinsen, die seit einiger Zeit steigen, die veränderten Förderbedingungen der KfW für Energieeffizienzhäuser und eben auch die deutlich gestiegenen Rohstoffpreise. Kirchner: „Wir bleiben am Ball und gehen davon aus, dass sich die Lage wieder stabilisieren wird.“
Auf unbestimmte Zeit verschoben ist der Baustart des Millionenprojektes am Hafenkopf in Leer (Animation). Die Genehmigungen liegen zwar vor, doch schrecken die derzeitigen Preisentwicklungen der Rohstoffe die Investoren ab. Vor allem die Stahlpreise für die erforderlichen Spundwände seien im Moment unkalkulierbar. Grafik: Terfehr