Die Leeraner Politik ist mit dem Start der neuen Legislaturperiode dem Motto „Mehr Miteinander“ des neuen Bürgermeisters Claus-Peter Horst gefolgt. Sehr einvernehmlich sind gemeinsam die ersten Weichen für die nächsten fünf Jahre gestellt worden. Doch gilt dieses Motto auch für die jungen Menschen der Stadt? Anders, als in anderen Kommunen der Region, gibt es keinen Jugendvorstand. Und das soll auch so bleiben.
Bürgermeister Horst und die Fraktionen, die zusammen die Mehrheit im Rat stellen, sind sich einig. Ein Jugendvorstand, so wie beispielsweise in Papenburg, mache keinen Sinn. Die Begründung des Verwaltungschefs und der Fraktionsvorsitzenden Heinz-Dieter Schmidt (SPD/Die Linke) und Bruno Schachner (Bündnis 90/Die Grünen) lautet übereinstimmend: Junge Leute sind nicht bereit, sich in einem solchen Vorstand über einen längeren Zeitpunkt einzubringen. Das hätten Erfahrungen in anderen Kommunen gezeigt und zudem seien in Leer Anläufe, so eine Vertretung der Interessen junger Menschen zu realisieren, in den vergangenen Jahren mehrfach ins Leere gelaufen, weil sie nicht entschlossen genug verfolgt wurden, sagt FDP/LWG-Fraktionschef Sven Dirksen.
Gleichwohl sind sich die Herren einig: Mehr Miteinander bedeute auch, die jungen Leute stärker einzubeziehen. „Projektbezogen“ ist das Schlagwort, von dem dann gerne gesprochen wird. Was damit gemeint ist? Auch da sind sich die erfahrenen Politiker einig: Ein klassisches Jugendthema gäbe es – den Klimawandel, bei dem es in der zurückliegenden Wahlperiode einen intensiven Dialog mit Aktiven bei Fridays for future gegeben hat, ausgenommen – nicht mehr. Zudem müsse sich die Politik bewusst sein, dass auch junge Leute den Erfolg ihres Engagements spüren müssen. Nur ab und an am Tisch der Politik in Ausschüssen zu sitzen – wie es oft der Fall ist – bringe nichts.
Themen, bei denen die jungen Leute eingebunden werden können, hat vor allem Bürgermeister Horst bereits auf der Agenda. Vor allem geht es um den öffentlichen Raum. Das reiche von der Frage, wo es WLAN-Angebote geben soll, bis hin zur Frage, wo sich junge Menschen treffen können. In Pandemie-Zeiten seien das oft die Parkplätze von Schnellrestaurants und Tankstellen gewesen. Da sei spannend zu erfahren, was gewünscht wird. Und natürlich sei auch das Thema Klimafreundlichkeit weiter angesagt. Der Erfolg der Einbeziehung der Jugend sei dann auch sehr einfach messbar: Wenn etwas von den Themen und Wünschen durch den Stadtrat beschlossen und dann auch umgesetzt wird. Wohl war.
Man darf gespannt sein, wie der Bürgermeister und die Politik die Themen, die junge Menschen bewegen, erkennen und dann die aktive Einbeziehung vornehmen. Erst dann wird sich zeigen, ob diese projektbezogene Herangehensweise besser ist als ein Jugendvorstand, der in anderen Kommunen – zumindest durch einzelne Engagierte, die über Jahre dabei bleiben und später dann oft auch selbst im Rat sitzen – zu einem etablierten Weg geworden ist. Ziel muss es auch sein junge Bewerberinnen und Bewerber zu gewinnen. Das ist ja bei der zurückliegenden Wahl ab und an gelungen. Vielleicht sind es auch genau diese jungen, unverbrauchten Ratsmitglieder, die nun fraktionsübergreifend gemeinsam mit der Verwaltung im Jugendzentrum und in den Vereinen aktiv werden sollten, damit es nicht, wie in der Politik zu häufig, bei Lippenbekenntnissen bleibt.