„Leer muss langfristig als Wohn- und Lebensort attraktiv bleiben – damit sichern wir die Zukunft der Innenstadt“

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„Auf einen Tee mit …“ – Heute mit Jan-Wilhelm Dörries, Vorsitzender der Werbegemeinschaft Leer e.V.

LEER Seit Oktober hat er den Vorsitz der Werbegemeinschaft Leer übernommen: Jan-Wilhelm Dörries. Der 40-Jährige ist Prokurist und Mitglied der Geschäftsführung der Leeraner Kaufhausgruppe Ceka. Der gebürtige Leeraner spricht in der Rubrik „Auf einen Tee mit…“ über die Bedeutung der Adventszeit für die Kaufleute in Leer, die Einzigartigkeit der Weihnachtsverlosung und die größte Herausforderung – die Vermeidung von Leerstand.

Als Vorsitzender der Leeraner Werbegemeinschaft will ich …

… die Stadt Leer für die Zukunft so wappnen, dass sie die Einkaufstadt Nummer 1 in der Region bleibt. Dazu gehört für mich nicht nur die Frage, wie wir im Wettbewerb mit anderen Städten oder dem Online-Geschäft die Kundenfrequenz in der Innenstadt sichern. Ich sehe die Aufgabe insgesamt eine Ebene höher: Leer muss langfristig als Wohn- und Lebensort attraktiv bleiben. Damit sichern wir die Zukunft aller Unternehmen und damit auch die Zukunft des Handels und der Innenstadt.

Die Adventszeit in Leer ist für uns Kaufleute…

… die wichtigste Zeit des Jahres und sehr anstrengend. Die Monate November und Dezember bringen für unsere viele inhabergeführten Läden und deren Mitarbeitenden viele Herausforderungen – von der Planung bis zum Wareneinkauf. Diese Monate sind die wichtigsten Monate eines Jahres.

Die Weihnachtsverlosung ist…

… die größte ihrer Art in Deutschland. Sie ist vielleicht sogar einzigartig. Für mich ist sehr beeindruckend, wie viele Menschen ehrenamtlich beteiligt sind. Wir haben ein riesiges Volumen an Aufgaben, die erledigt werden. Dabei können wir uns unter anderem auf die über 200 Losverkäufer verlassen. Sie sind zuverlässig und motiviert. Ich bin dankbar, dass in Leer so viele Menschen mitmachen und wir jedes Jahr wieder alle Lose verkauft bekommen.

Wenn ich mir für die Innenstadt in Leer etwas wünschen könnte, dann …

… wäre es schön, wenn wir in den nächsten Jahren keinen Leerstand bekommen. Das ist unsere größte Herausforderung. Es ist unsere Aufgabe, alles dafür zu tun, dass weiterhin alle Flächen genutzt bleiben. Andere Städte sind ein warnendes Beispiel: Wenn die Entwicklung mit Leerstand beginnt, kommt diese wie ein Stein bergab immer schneller ins Rollen. Es entsteht dann schnell eine Dynamik, die fast nicht mehr umkehrbar ist.

Immer mehr Online-Geschäfte bedeuten für uns in Leer …

Ich bin kein Freund davon, das Online-Geschäft zu verteufeln. Stationärer Handel und das Angebot über das Internet haben beide ihre Daseinsberechtigung. Das Internet bietet viele Vorteile für Kunden, aber auch für Selbstständige. Ich kenne einige coole und erfolgreiche Start-Ups im Textilbereich. Für uns bedeutet der Wettbewerb: Wir müssen an uns arbeiten, noch besser werden mit Blick auf die Bedürfnisse der Kunden. Für mich ist die Situation Konkurrenz und Inspiration zugleich.

Der Zusammenhalt unter den Unternehmen in Leer ist …

… sehr gut. Eine Werbegemeinschaft, die losgelöst von der Stadtverwaltung agiert, gibt es in dieser Form in Städten nur selten. Ich stelle fest: Bei uns klappt die Zusammenarbeit sehr gut und wir ergänzen uns sehr. Das gilt übrigens auch für den Austausch mit anderen Branchen und Institutionen unserer Stadt.

Über einen hauptamtlichen Stadtmarketing-Manager denke ich …

… bei Gelegenheit nach.

Die Immobilieneigentümer in der Innenstadt sollten …

… flexibler sein.

Ich würde auf dem Weihnachtsmarkt gerne einmal einen Glühwein trinken mit …

… (lacht) da gibt es viele. Aber am liebsten besuche ich die Weihnachtsmärkte mit meiner Familie und Freunden.

Das Kaufhaussterben hat unser Unternehmen nicht erfasst, weil wir…

…seit fast 75 drei wichtige Dinge beherzigen: Ich sehe drei Gründen: Erstens agieren wir mit viel Flexibilität. Wenn sich die Gelegenheit bietet, dann expandieren wir. Wir probieren viele Dinge aus, haben in den vergangenen Jahren mehrere Mode- und Sporthäuser übernommen und dadurch sehr viel gelernt. Zweitens ist es die Auswahl unserer Standorte. Wir wollen ganz bewusst eine Nahversorgerfunktion in Mittelzentren erfüllen. Das hat sich bewährt, die Menschen kommen gerne zu uns. Drittens – und das gilt seit jeher – sind wir sehr kundenfokussiert. Ceka steht für eine ordentliche Leistung zu einem vernünftigen Preis und wir wollen mit unserem Angebot die breite Mittelschicht ansprechen.

Wenn ich mir eine Ansiedlung in Leer wünschen könnte, dann wäre das…

… ein Lebensmittelmarkt.

Ich habe das letzte Mal gelogen, als…

… ich gefragt wurde, wie es mir geht. Da kommt die Antwort oft reflexartig.

Meinen letzten Strafzettel habe ich kassiert für…

… Parken ohne Parkschein – in Cloppenburg, direkt hinter unserem Kaufhaus.

Ich kann mich so richtig aufregen über…

… dumme Menschen, die sich für schlauer halten, aber oft viel zu wenig Wissen in der Sache haben.

Ich kann mich so richtig freuen über …

… Kinder – in erster Linie unsere eigenen.

Das letzte Buch, das ich gelesen habe, handelte von…

… der Weltpolitik mit der Fragestellung der historische Einflüsse auf den Nahen Osten.

Kraft tanke ich, wenn…

… ich im Urlaub bin, beispielsweise in Thailand.

An meiner Kindheit war das Beste, dass…

… ich wohlbehütet in einer tollen Familie aufwachsen durfte – durchaus mit Eltern, die mich streng, aber liebevoll erzogen haben. Mit meinen Geschwistern habe ich aber auch einigen Unfug angestellt (lacht).

Meine größte Schwäche ist, dass …

… (schmunzelt) ich manchmal Mal auch etwas faul bin.

Wenn ich einen Tag lang in meinen Leben ein anderer sein könnte, dann wäre ich gerne…

… Wladimir Putin. Dann hätte ich die Chance, die Welt schlagartig besser zu machen.

Wenn ich drei Wünsche frei habe, dann wünsche ich mir …

… mehr Weitsicht der Menschen miteinander und im Umgang mit der Welt, Gesundheit für meine Familie und mich und die Fähigkeit, fliegen zu können. Ich stelle mir vor, dass das Freiheit pur mit der Chance auf schnelle Ortswechsel ist.

Seit Oktober steht er an der Spitze der Werbegemeinschaft: Jan-Wilhelm Dörries (40).

Foto: privat

Holger Hartwig„Leer muss langfristig als Wohn- und Lebensort attraktiv bleiben – damit sichern wir die Zukunft der Innenstadt“