1000, 600, 450? Diese Zahlen kursieren seit Monaten durch die Medien, wenn es um den Arbeitsplatzabbau bei der Meyer Werft geht. Zwischenzeitlich haben sich die Fronten zwischen Geschäftsleitung und Betriebsrat verhärtet, der Weg zum Verhandlungstisch mit der Suche nach einer gemeinsamen Antwort auf die Folgen der Corona-Pandemie scheint unendlich lang.
„Der Sonntagsspaziergang“ hat heute deshalb einen etwas anderen Charakter. Der Betriebsratsvorsitzende der Meyer Werft, Nico Bloem, bezieht beim Rundgang durch den Hafen von Weener eindeutig Stellung. Nachfolgend einige der zentralen Aussagen des 27-jährigen Belegschaftsvertreters, der für die SPD auch stellvertretender Bürgermeister der Stadt Weener ist.
Werftvertragsarbeiter:
„Das ist genau der Punkt, über den sich Betriebsrat und Werftleitung streiten. Als erstes muss man sagen: Das sind genauso Arbeitnehmer wie alle anderen auch. Ich kritisiere, dass die Politik da sehr lange hingeschaut hat, da es unterm Strich Billiglöhner sind. Sie haben keine Tarifverträge (…). Die Menschen sind genauso viel wert und es ist wichtig, dass man da für vernünftige Arbeitsbedingungen sorgt. Was nicht in Ordung ist: Über den Stellenabbau bei der eigenen Stammbelegschaft sprechen, aber Werkvertragsarbeiter, die die gleichen Tätigkeiten durchführen, weiter auf der Werft beschäftigt sind.“
Arbeitsplatzangst:
„Die Sorge ist enorm. Die Belegschaft durchlebt seit einem Jahr eine Krise in einer Blase. Sie nicht wissen, was passiert. Die Belegschaft ist bereit, ist kampfeswillig und steht hinter mir. Sie sagen: Ihr macht das richtig. (…) Es geht um Existenzen, um Menschen und die Region. Wir sind als starke Gemeinschaft stark genug, um zu kämpfen.“
Verhandlungsbereitschaft:
„Wir sind dazu immer bereit (…). Wozu wir nicht bereit sind, ist zu verhandeln, wenn wir von vorneherein Kündigungen und Einschnitte zustimmen sollen. Das ist kein vernünftiger Umgang. (…) Wir sind offen für faire und harte Verhandlungen. (…) Es war die Voraussetzungen von der Geschäftsleitung, dass wir Kündigungen zustimmen. (…) Die Werft hat leider oftmals nur ihren Weg im Kopf. Da wird gesagt: Es gibt einen Plan, und das ist der Plan der Geschäftsleitung. Die Interessen der Arbeitnehmer werden dort nicht wahrgenommen. Das ist kein vernünftiger Umgang in einer Sozialpartnerschaft. Bei allen Dingen geht es immer um Kompromisse und die Bereitschaft, sich entgegen zu kommen statt nur zu verharren. (…) Ich hoffe, dass es eine Lösung gibt. Ich hoffe, dass wir inhaltlich sprechen über die Möglichkeiten (…) ohne betriebsbedingte Kündigungen.“
Subventionen und Förderprogramme:
„Jeder Euro, der für die Werft kommt, ist gut und auch einer für die Belegschaft. Es ist richtig, sich darum zu bemühen (…). Wenn es dann Geld gibt, dann heißt das auch, dass daran Bedingungen geknüpft sind. Egal, ob vom Bund oder Land Geld kommt, dann muss damit auch Sicherheit der Arbeitsplätze gewährleistet sein. (…) Ich frage die Geschäftsleitung: Wenn ich weiß, dass es mir als Unternehmen anscheinend so schlecht geht, wie es dargestellt wird, dass ich „Kurz vor Schluss“ bin, dann würde ich doch alles unternehmen, um finanzielle Möglichkeiten auszuschöpfen. Dies ist nicht beantragt worden. Es stellt sich dann die Frage: Wie sieht es wirklich aus? Wird da mit offenen Karten gespielt? (…) Ich glaube, dass die Corona-Krise von der Werft auch genutzt wird, um die Belegschaft auszutauschen bzw. zu reduzieren. Das ist eine Haltung, die wir nicht mittragen werden. (…) Es war die Belegschaft, die die Werft erfolgreich gemacht hat in den letzten Jahren.“
Standortsicherung:
„Mich macht unser Know-how und unsere Qualität optimistisch. (…). Mit Innovationen war die Werft immer vorne. (…) Das glaube ich schon, dass die Kunden das zu schätzen wissen. (…) Es scheitert daran, dass die Geschäftsleitung leider nur die Zahlen und nicht die Menschen sieht. (…) Wir erleben es tagtäglich, dass die Standortsicherung über den Interessen der eigenen Belegschaft steht. (…) Es ist nicht gerechtfertigt, dass über einen Stellenabbau nachgedacht wird, wenn Tätigkeiten, die wir selber machen könnten, durch tausende Werkvertragsbeschäftigte gemacht werden.“
Gewerkschaft:
„Sie kämpft für bessere Arbeitsbedingungen. Sie ist der Halt, der große Bruder, bei den Auseinandersetzungen, die man täglich erlebt.“
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Lesen Sie weitere Berichte über die Meyer Werft, die auf „Hartwig am Sonntag“ in den vergangenen Monaten erschienen sind:
MEYER-WERFT: HUPKONZERTE, ROMANTIKER UND BILLIGARBEITERN
Hier der Link zu dem Bericht:
https://hartwig-am-sonntag.de/startseite/meyer-werft-hupkonzerte-romantiker-und-billigarbeiter/
MEYER WERFT: WAS VON DEN MILLIARDEN ÜBRIG BLEIBT…
Hier der Link zu dem Bericht:
https://hartwig-am-sonntag.de/startseite/meyer-werft-28-02-2021/
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