„Auf einen Tee mit …“ – Heute mit Stefan Kittel, Vorsitzender der DLRG Ortsgruppe Leer e.V.
LEER Von Kindesbeinen an ist die Deutsche Lebensrettungsgesellschaft (DLRG) fester Bestandteil seines Lebens: Mit fünf Jahren hatte er den ersten Kontakt, als er selbst schwimmen lernte, danach folgen bis heute 30 Jahren ehrenamtliche Aufgabe. Heute ist Stefan Kittel Vorsitzender der Leeraner DLRG-Ortsgruppe. In der Rubrik „Auf einen Tee mit…“ spricht der 45-Jährige über die gute Nachwuchsarbeit, die Einsätze im Rettungswesen, die Bedeutung des Leeraner „Plytje“ , seine Leidenschaft SV Werder Bremen und seine Verärgerung und gleichzeitig Angst, dass viele Kinder nicht mehr das Schwimmen erlernen.
Für die DLRG begeistere ich mich, weil…
… ich damit groß geworden bin und mich die Aufgabe begeistert. Ich habe schon als Kind eine große Affinität zu Wasser gehabt und früh erfahren, was Sicherheit, an, in und auf dem Wasser bedeutet. Mich für die DLRG jetzt seit Jahrzehnten zu engagieren, lag da sehr nahe.
Als Vorsitzender der DLRG ist bzw. war meine größte Herausforderung, dass wir …
… durch die zuletzt schweren Phasen – Schwimmbad-Schließung über eine lange Zeit und die Corona-Pandemie – gut durchgekommen sind und die Ortsgruppe am Laufen gehalten werden konnte. Zudem ist der demografische Wandel eine Aufgabe, der wir uns stellen und es gelingen muss, immer wieder Menschen zur Mitarbeit zu begeistern, damit Kinder schwimmen lernen können und wir in Notsituationen helfen können.
„Bronze, Silber, Gold“ – dazu fällt mir ein, dass…
… das die Schwimmabzeichen sind, die von Kindern – meist auch durch deren Eltern als großes Ziel ausgegeben werden. Aus unserer Sicht ist das Wichtigste, dass die Kinder sich sicher im Wasser bewegen können. Ob es dann „Gold“ ist oder nicht – ist zweitrangig. Wichtig ist, dass sich jeder im Wasser sicher und auch wohlfühlt.
Wem ich erklären soll, was unter Rettungssport zu verstehen ist, dem erzähle ich, dass …
… das ein Teilbereich der DLRG ist, in dem man sich in Wettkämpfen mit anderen Ortsgruppen messen kann. Die Sportler sind sehr fit in Disziplinen, die auch im Rettungseinsatz gefragt sind. Sport und Einsätze ergänzen sich hier sehr gut.
Die Ausbildung zum Taucher ist für unsere Ortsgruppe…
… existenziell wichtig. Unsere Taucher sind Teil Katastrophenschutzes im Kreis Leer. Für uns hat dieser Bereich einen großen Stellenwert.
Unsere Jugendgruppe ist…
…im Moment unser ganzer Stolz. Wir haben 40 Kinder, die mit dem Schwimmabzeichen Gold zu uns kommen und langsam an alle Bereiche der DLRG herangeführt werden.
Wer bei uns mitmachen möchte, der sollte …
… vorbeikommen und für alles, was mit Wasser zu tun hat, begeisterungsfähig sein
Wer für die DLRG spendet, der…
… unterstützt den Gedanken des Wasserrettung massiv und hilft uns, unsere Ausrüstung modern und einsatzbereit zu halten.
Der Neubau des Schwimmbades Plytje ist für die DLRG Leer …
… ein Segen – so, wie der Abriss des alten Bades ein Drama war. Für uns ist das neue Bad existenziell. Wir nutzen es immer montags und ich darf auch feststellen: Das Miteinander und die Stimmung rund um das Plytje sind seit einigen Monaten richtig gut.
Über die Erhöhung der Nutzungspreise für das Schwimmbad habe ich…
… auf der einen Seite Verständnis, weil die Energiepreise steigen und damit auch die Kosten. Auf der anderen Seite ist das für uns mit Mehrkosten verbunden – obwohl wir für den Katastrophenschutz und die Sicherheit an Gewässern und im Hafen immer in Einsatz sind. Wir haben eine gesellschaftliche Aufgabe und ich denke, dass die Unterstützung durchaus größer sein könnte. Mitgliedsbeiträge könnten wir auch anders bestens verwenden…
Ein Badesee im Stadtgebiet von Leer wäre…
… immer wünschenswert, obwohl es rund um Leer viele Möglichkeiten gibt. Mir ist allerdings viel wichtiger, dass das neue Bad vor fünf Jahren gebaut wurde. Ich bin mir nicht sicher, ob das heute bei den steigenden Baukosten noch mal so entschieden werden würde.
Das Zusammenspiel mit den anderen Rettungsdiensten im Kreis Leer ist…
… wunderbar. Das klappt hervorragend. Es gibt kein Kirchturmdenken und wir ergänzen uns prima.
Der Einsatz, der mir am meisten in Erinnerung geblieben ist, ist …
… sicherlich das Elbe-Hochwasser vor zehn Jahren. Die Erinnerungen prägen schon. Ansonsten sind es auch viele kleine Einsätze – von der Schools-Out-Party am Hafen bis hin an der Nordsee auf Norderney.
Wenn ich an die Stellung des Sports in der Stadt Leer denke, dann …
… würde ich mir mehr Wahrnehmung und Wertschätzung durch die Politik wünschen. .
Wenn ich an daran denke, dass viele Kinder nicht mehr die Chance haben, frühzeitig schwimmen zu lernen, dann…
… wird mir ganz flau im Magen. 20 Prozent der Kinder im Grundschulalter können nicht schwimmen, d.h. sie haben kein Bronze-Abzeichen. Ein Lehrer eines Gymnasiums sprach jetzt davon, dass 50 Prozent der neuen Schüler der Schule nicht schwimmen können. Das ist ein Skandal. Wo soll das hinführen? Ich verstehe auch die Eltern teilweise nicht. Wenn mein Kind nicht schwimmen könnte, würde mir das Angst machen. Das ist ein Sicherheitsrisiko. So kann ich aber beispielsweise auch nicht verstehen, wie einige Eltern mit Kindern am Badesee sein können und dann die gesamte Zeit mit ihrem Handy zugange sind. Schwimmen ist für mich wie Radfahren eine Grundeigenschaft für jeden Menschen.
Der größte Fehler, den Eltern machen können im Umgang ihrer Kinder mit Wasser ist…
… sich nicht zu kümmern. Ich beobachte das jeden Montag, wenn einige Eltern ihre Kinder auf dem Parkplatz zum Schwimmen abliefern. Meine Eltern sind damals bei mir mitgekommen und schon bald haben sie aktiv mitgeholten. Darüber würden wir uns auch freuen, aber es geht auch vor allem darum, Interesse zu zeigen.
Meinen letzten Strafzettel habe ich kassiert für…
… (lacht) im November, als ich nicht aufgepasst habe und bei Rot über die Ampel gefahren bin. Ich hatte keinen Zeitdruck und weiß bis heute nicht, wie das passieren konnte. Ich musste dann vier Wochen laufen bzw. auf das Rad steigen.
Ich habe das letzte Mal gelogen, als…
Ich lüge nicht.
Ich kann mich so richtig aufregen über…
… Kleinigkeiten, wenn sie dafür sorgen, dass eine große Aufgabe scheitert.
Ich kann mich so richtig freuen über, wenn…
… jede Woche über das Funktionieren meiner Ortsgruppe und wenn es anderen Menschen so wie mir gut geht
Als Fan des SV Werder Bremen…
… wünsche ich mir Stabilität in der ersten Bundesliga und dass die Mannschaft weiterhin vom starken Rückhalt der Fans getragen wird.
Als Bundeskanzler würde ich als erstes…
… bei einigen Themen der Bevölkerung auch die unangenehmen Wahrheiten sehr deutlich sagen. Ich habe Respekt vor Politkern, die Ansichten vertreten, die nicht populär, aber notwendig sind. Aus meinem Berufsleben der Rentenversicherung weiß ich, dass die Rente mit 67 kommen muss. Das ist nicht schön, aber notwendig. Es macht wenig Sinn, das nicht klar zu benennen.
Mein Lieblingsplatz im Kreis Leer ist…
… die Altstadt und natürlich auch mein Zuhause.
Wenn ich drei Wünsche frei habe, dann wünsche ich mir…
… Gesundheit für mich und andere, Frieden im Miteinander und dass die wichtigen Themen unserer Zeit mit Besonnenheit weiterentwickelt werden.
Seit 40 Jahren ist die DLRG ein fester Bestandteil seines Lebens: Stefan Kittel (45), Vorsitzender der Ortsgruppe Leer.
Foto: Privat
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