Quartett sorgt für hoch spannenden, abwechslungsreichen Abend

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2. Konzert des Vereins Junger Kaufleute in der Saison 2022/23 

Von Barbara Fischer*

Wenn zu Beginn eines Konzertes einer der Künstler eine Ansage machen muss, schwant dem erfahrenen Publikum nichts Gutes. So war es auch im Konzert des Vereins junger Kaufleute Mitte November. Pianist Daniel Heide kündigte an, dass der Sänger des Abends, Christoph Prégardien, am Nachmittag einen allergischen Schock erlitten habe und deshalb wohlmöglich beim Singen etwas eingeschränkt sei. Eine solche Ankündigung löst neben der Sorge um den Betroffenen auch das Bedauern aus, einen Meister des Liedgesangs nicht auf der Höhe seines Könnens zu erleben. Glücklicherweise stellte sich im Laufe des Abends heraus, dass alle Bedenken unbegründet waren.

 

Aber der Reihe nach: An die von Franziska Hölscher (Violine) und Daniel Heide (Klavier) sehr fein, vielleicht ein bisschen harmlos musizierte Sonate a-Moll von Franz Schubert schlossen sich Beethovens Volksliedbearbeitungen über Melodien von den britischen Inseln an, selten zu hörende, aber dafür umso spannendere Werke. Da war durchaus kunstvoll durchgearbeiteter Beethoven zu hören, aber in ungewohnt folkloristischem Gewand, heiter und mit musikantischem Schwung. Den Ausführenden war die Freude an diesen Liedern merklich anzuhören, allen voran Christoph Prégardien mit pointierter Diktion der englischen Texte.

Auch der bekannte Beethoven kam mit dem berühmten „Gassenhauer“-Trio und der großartigen Cellosonate C-Dur zum Zuge. Vor allem im zweiten Stück haben es Jens Peter Maintz (Violoncello) und Daniel Heide (Klavier) mit sicherem Gespür verstanden, die hohe Komplexität des Werkes deutlich und klanglich fein abgestuft hörbar werden zu lassen.

Zum Abschluss begeisterte der zwar äußerlich leicht beeinträchtigte, stimmlich aber vollkommen intakte Christoph Prégardien mit ausgewählten, sehr bekannten Schubert-Liedern. „Der Musensohn“, „Der Frühling“ (spontane Bravo-Rufe aus dem Publikum), „Erlkönig“, „Wanderers Nachtlied“ – hier war der große Lied-Tenor zu hören, der mit natürlicher Phrasierung, feinen Farbwechseln und klarer, sehr bewusst eingesetzter Artikulation meisterhaft gestaltet, ohne je übertreiben zu müssen. Ein hoch spannender, sehr abwechslungsreicher Abend.

* Hinweis: Diese Konzertkritik wird auf Hartwig am Sonntag veröffentlicht in Kooperation mit dem Verein Junger Kaufleute. Informationen zu dem Verein und zum Programm der Saison 2022/2023 unter www.vjk-leer.de

Holger HartwigQuartett sorgt für hoch spannenden, abwechslungsreichen Abend