„Schulen? Sehr viele sind veraltet und Unterrichtsversorgung ist total schlecht“

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 „Auf einen Tee mit …“ – Heute mit Britta de Buhr-Hollatz, Vorsitzende des Kreiselternrates Lee

OSTRHAUERFEHN Als Mutter von sechs Kindern hat sie mit Lehrern und Schulen viele Erfahrungen gemacht. Erfahrungen, die Britta de Buhr-Hollatz in ihrer Funktion als Vorsitzendes des Kreiselternrates Leer zugutekommen. In der Rubrik „Auf einen Tee mit…“ spricht die 53-Jährige, die sich auch als parteiloses Mitglied der SPD-Fraktion im Gemeinderat engagiert, deutliche Worte, wenn es um den Zustand der Schulen, die Unterrichtsversorgung, die Digitalisierung und die Zusammenarbeit mit Schulträgern und Politikern geht.

Im Kreiselternrat engagiere ich mich, weil …

…  es mir wichtig ist, etwas für die Kinder zu bewirken. Es muss ihnen schulisch gut gehen. Ich engagiere mich schon immer, wenn es um Fragen im Kindergarten oder in den Schulen ging. Irgendwann meinte jemand: Beim Kreiselternrat mitzumachen, das wäre etwas für mich, weil ich gerne etwas bewegen würde und gerne eine klare Meinung vertrete. Dann bin ich gewählt worden und nun seit eineinhalb Jahren die Vorsitzende und ich stelle fest, wie wichtig es ist, die Interessen der Kinder zu vertreten und beispielweise dem Kreis Leer auf die Finger zu schauen.

Die größte Herausforderung als Vorsitzende dieses Gremium ist, …

… die Eltern in die Arbeit mit einzubeziehen und an einen Tisch zu holen. Es gibt leider zu wenig Eltern, die auf Einladung eingehen. Zu viele nehmen sich zu wenig Zeit für die Belange ihrer Kinder. Während der Grundschulzeit klappt das noch gut, bei weiterführenden Schulen wird es immer weniger.

Mit den Schulträgern zusammen zu arbeiten, bedeutet …

… gerne Forderungen zu stellen, was gemacht werden sollte oder besser nicht. So haben wir zuletzt ein Jahr dafür gekämpft, dass wir die Pestalozzi-Schule, unsere einzige Förderschule, erhalten. Leider hat das nicht geklappt. Das Einsatzgebiet ist extrem vielfältig und reich von Fragen des Inventars über Turnhallenbau bis hin zum Busverkehr. Wir sind da am Ball und verfolgen genau, was wer wie macht oder vorhat.

Für die Politiker im Schulausschuss ist der Kreiselternrat…

… mit einer Person vertreten. Ehrlich gesagt: Manchmal kommt es mit vor, als wenn sie die Empfehlungen der Eltern gerne überspielen und ich gewinne den Eindruck, dass mir nicht zugehört wird. Ich stehe zu Allem Rede und Antwort – und manchmal denke ich, dass es sich dann auch lohnt.

Wenn ich an den Zustand der Schulen im Kreis Leer denke, dann …

… sehe ich weiterhin viel Aufholbedarf für Renovierung. Sie sind in Summe veraltet. Wir sind auf einem guten Weg, aber es fehlt noch sehr, sehr viel, bis alles zeitgemäß ist und wirklich gut für ein angenehmes und erfolgreiches Lernen ist.

Wenn ich mir für die Schulen etwas wünschen könnte, dann…

… wären das zuallererst ausreichend qualifizierte Lehrer, die immer da sind. Wir haben im Kreis Leer eine total schlechte Unterrichtsversorgung. Das betrifft nicht nur eine einzige Schule. Leider wird sich das wohl in den nächsten zehn Jahren nicht ändern. Die meisten ausgebildeten Lehrer wandern in andere Bundesländer ab, weil dort die Bezahlung und die Perspektive besser sind als in Niedersachsen.

Zur Digitalisierung des Unterrichts an den Schulen im Kreis Leer fällt mir ein, dass …

… es gut wäre, wenn es dann überall klappt. Ich gebe die Hoffnung nicht auf, dass alle Schulen ausreichend moderne Technik und vor allem auch in dieser Hinsicht motivierte Lehrer haben.

Wenn in Leer über Monate die größte Turnhalle nicht zur Verfügung steht, dann …

… tut es mir leid für die Schüler, weil ihnen der Ausgleich fehlt. Ich bin traurig, dass der Landkreis keine andere Möglichkeit für die Unterbringung von Flüchtlingen gefunden hat.

Corona und die Folgen – das ist für mich…

…  fatal. Viele Kinder sind in dieser Zeit auf der Strecke geblieben – schulisch und privat. Da ist vieles nicht mehr aufzuholen. Das sehe ich auch bei meinen Kindern. Da ist viel kaputt gegangen.

Mein Lieblingsplatz im Kreis Leer ist…

… das Moor in Ostrhauderfehn.

Mein größter Fehler ist, dass …

…  ich nicht Nein sagen kann. Das fällt mir schwer.

Wenn ich drei Wünsche frei habe, dann wünsche ich mir, dass…

…  meine Kinder immer glücklich, gesund sind und mit Freude durch die Welt gehen, kein Krieg mehr geführt wird und Menschen im Alltag besser miteinander zurechtkommen.

 

Steht an der Spitze des Kreiselternrates: Britta de Buhr-Hollatz.

Foto: privat

Holger Hartwig„Schulen? Sehr viele sind veraltet und Unterrichtsversorgung ist total schlecht“