„Auf einen Tee mit…“ – Heute: Anja Troff-Schaffarzyk, SPD-Bundestagsabgeordnete aus dem Kreis Leer
BERLIN/UPLENGEN Seit etwas mehr als einem Jahr vertritt sie den Wahlkreis Unterems im Bundestag in Berlin: Anja Troff-Schaffarzyk. Die 53-jährige Diplom-Pädagogin, die auch Kreisvorsitzende ihrer Partei, der SPD ist, spricht in der Rubrik „Auf einen Tee…“ über ihre erste Rede im Bundestag, ihr politisches Vorbild, ihren größten Erfolg und ihre Entscheidung, in die SPD einzutreten. Weitere Themen sind der Ukraine-Krieg, persönliche Ziele in Berlin und warum öfters nur wenig Politiker bei den Debatten im Bundestag im Fernsehen zu sehen sind.
Wenn mir jemand am Ende der Schulzeit gesagt hätte, dass ich einmal Berufspolitikerin werde, dann …
… hätte ich ihn oder sie für verrückt erklärt. Sicherlich war ich bereits während der Schulzeit politisch außerhalb der Parteien aktiv, aber die Berufspolitik hatte ich nie im Hinterkopf. Ich habe dann festgestellt, dass die Arbeit innerhalb einer Partei – wie sagt man aktuell – mehr Wumms hat und ich bin dann erst mit über 30 in die SPD eingetreten.
Mein (politisches) Vorbild ist…
…. Willy Brandt. Er war authentisch und hat sehr viel bewegt. Politik war bei ihm immer handfest und nie Show. Sein Auftreten passte zu der damaligen Zeit, heute ist vieles durch die mediale Präsenz und die sozialen Netzwerke anders.
Meine erste Rede im Bundestag werde ich immer in Erinnerung behalten, weil…
… ich total aufgeregt war. Ich bin in diesem Moment richtig in meiner Funktion als Bundestagsabgeordnete angekommen. Es ging um den zu beschließenden Haushalt für 2022 und ich habe über die Mobilität im ländlichen Raum gesprochen – ein Thema, das mir sehr am Herzen liegt. Gleichzeitig ging mir in diesem Moment aber durch meinen Kopf, wer an diesem Rednerpult schon alles gestanden hat.
Die wichtigste Erkenntnis nach einem Jahr Mitgliedschaft im Bundestag ist für mich, dass …
… hier auch nur mit Wasser gekocht wird – und ich kann mitkochen.
Politik in Berlin und Politik auf kommunaler Ebenen unterscheidet sich durch…
… mehr Bodenständigkeit in der Kommunalpolitik. Dort sind die Auswirkungen der Entscheidungen für die Bürger schneller spürbar. In Berlin hingegen machen wir Gesetze, die für das gesamte Land gelten. Das ist anders, man spürt diese Verantwortung. Kommunal wird umgesetzt, was wir beschließen. Man muss sich bewusst sein, dass man unterschiedliche Hüte aufsetzt.
2025 nach vier Jahren im Bundestag möchte ich sagen können, dass …
… ich viel bewegt habe, für meine Region erfolgreich war und ich dann wiedergewählt werde, damit meine erfolgreiche Zeit in Berlin weitergeht.
Wenn ich mir für die Zukunft eine bedeutsame Position im Bund wünschen könnte, dann würde ich gerne…
Schwierige Frage, ich bin erst einmal froh, dass ich in Berlin mit dem Mandat arbeiten darf. (schmunzelt) – Aber ich bin mir sicher, dass meine Talente bestimmt erkannt werden.
Wenn ich nicht im Plenum sitze, dann…
… bedeutet das nicht, dass ich frei habe. Dann sitze ich an meinem Schreibtisch und bereite mich auf die nächsten Termine vor, führe Gespräche und beantworte Anfragen.
Mein größter bisheriger politischer Erfolg ist…
… das Nachhaken bei der Friesenbrücke, damit der Wiederaufbau finanziell gesichert werden konnte. Bedauerlich ist, dass es so lange dauert, bis die neue Brücke genutzt werden kann.
Meine größte Fehlleistung bisher ist….
… (lacht). Was ist Ihre nächste Frage? Natürlich wird es da etwas geben.
Politiker in Zeiten von Corona und Krieg zu sein, ist…
… sehr herausfordernd und anstrengend, weil man sich seiner Verantwortung noch einmal viel bewusster wird.
Wenn ich mir ein großes Projekt für die Region wünschen könnte, dann…
… wünsche ich mir als Verkehrspolitikerin eine funktionierende öffentliche Mobilität mit vernetzten Ketten.
Als Kreisvorsitzende der SPD wünsche ich mir manchmal, dass…
… es noch mehr Zeit gäbe für den spannenden Austausch mit Menschen innerhalb und außerhalb meiner Partei. Auch wünsche ihr mir, mal wieder miteinander zu feiern, so wie es früher Tradition in der SPD war, was aber wegen der aktuellen politischen Lage zu kurz kommt.
Mit Blick auf die kommunalen Finanzen ist es angesichts der Inflation erforderlich, dass…
… wir auch mal hemdsärmelig und pragmatisch agieren und wir die Förderrichtlinien den neuen Gegebenheiten durch Verlängerung der Investitionszeiträume anpassen.
Mein Lebensmotto ist…
Habe Spaß an dem was Du tust.
Mein Lieblingsplatz im Kreis Leer ist…
… zu Hause bei uns in Hollen.
Wenn ich drei Wünsche frei habe, dann wünsche ich mir…
… friedvollere Zeiten, ein gutes Miteinander der Menschen in unserem Land und eine Stärkung der Demokratie.
Vertritt seit einem Jahr die Interessen der Menschen aus dem Landkreis Leer in Berlin: Anja Troff-Schaffarzyk, die zudem SPD-Kreisvorsitzende ist.
Foto: privat