Von Baugenehmigungen und Bauunternehmern
Na, da rappelt es ja im Karton. Es geht um das Bauvorhaben des Bauverein Leer eG im Scheltenweg (lesen Sie dazu auch hier den Bericht „Lange Baugenehmigungsverfahren: Einzelfälle oder Systemfehler? und das Schreiben des Bauverein an die Fraktionen im Stadtrat). Im nichtöffentlichen Teil der Sitzung des Stadtentwicklungsausschusses ist es mächtig zwischen den Ratsherren und der Verwaltung – Bürgermeisterin Kuhl war nicht anwesend – zur Sache gegangen. Der Vorwurf: Der ehemalige Stadtbaurat Schoch hat vor langer Zeit dem Bau eines Mehrfamilienhauses bereits zugestimmt, die Verwaltung nun einen „Rückzieher“ gemacht. Was wirklich dahinter steckt – keiner weiß das so genau…
Es geht in letzter Konsequenz um die Größe und Höhe des Baukörpers, Normalerweise gibt es klare gesetzliche (Bau)Regelungen. Die Gerüchteküche kocht nun wieder hoch, denn Immobilien und Neubauten sind in der Ledastadt traditionell ein heißes Thema. Da gibt es viele „verborgene Netzwerke“, aber dazu vielleicht ein anderes Mal mehr. In diesen Fall lohnt es sich, sich das Drumherum anzusehen. Denn: Nach Informationen von HARTWIG am Sonntag hat ein Leeraner Bauunternehmer, der im Stadtrat sitzt, das Nachbargrundstück gekauft. Wenn nun der Bauverein die Genehmigung – wie zunächst zugesagt und dann final geplant – in den gewünschten Ausmaßen bekommt, dann dürfte auch der Unternehmer, der mit seinem Team seit über 20 Jahren Häuser in der Region baut, entsprechend groß bauen wollen. Denn je mehr Volumen auf einem Grundstück gebaut wird, umso wirtschaftlich erfolgreich ist ein Neubau. Aber was würde dann die Nachbarschaft dazu sagen? Diesen „Stress“ mag man sich vielleicht an verantwortlicher Stelle lieber „ersparen“ wollen. Nichts Genaues weiß man. Auf jeden Fall will der Bauverein soziales Wohnen schaffen. Wohnungen, die dringend gebraucht werden. Mal abwarten, wie das wohl weitergeht…
Von AWG-Kandidaten
Vor einigen Wochen habe berichtet, dass der umstrittene Kreistagspolitiker Gerd Koch wieder für den Stadtrat antreten will. Dafür gab es – sagen wir es mal salopp – „viel auf die Nuss“, weil mir unterstellt wurde, ich würde seine Haltungen, Verhaltensweisen etc. befürworten. So ein Quatsch! Es geht um die Veröffentlichung politischer Entwicklungen. Diese sachlich aufzugreifen und zu veröffentlichen, ist eine Kernaufgabe eines Redakteurs. Und wenn ich dann bei diesem Thema bin: Eingereicht hat Koch die Bewerbung für den Stadtrat noch nicht, aber die Gespräche mit weiteren Kandidaten sind wohl abgeschlossen. Das Ergebnis der Recherche: Koch tritt in einem Wahlkreis der Stadt an, Egon Diekmann (er engagiert sich als Vorsitzender des Runden Tisches bei dem Förderprogramm Soziale Stadt Leer-Ost und war später einige Jahre beim Bauverein Leer eG) im zweiten Wahlkreis. Weitere Namen – Fehlanzeige. Zu früheren Zeiten hatte die AWG deutlich mehr Mitstreiter im Stadtrat sitzen, als jetzt Kandidaten antreten. Aber ein Teil der Mitstreiter ist ja nun auch bei der Leeraner Wählergemeinschaft (LWG) um Michael Runden. Hauptsache, die Wähler behalten den Überblick…
Von Parteienlisten und Wahlkampfsprüchen
Eine Gruppierung wird es im Leeraner Stadtrat wohl nicht mehr geben: die des langjährigen CDU-Fraktionsvorsitzenden Walter Düngemann, der vor vielen Jahren die Wählergemeinschaft ChristDemokratischeLeeraner (CDL) aus der CDU (aus)gründete. Sie ist in der noch laufenden Wahlperiode mit Ferhat Özdemir im Stadtrat vertreten. Der hatte sich schon nach der Wahl vor fünf Jahren entschlossen, mit den Grünen gemeinsam eine Gruppe im Rat zu bilden. Nun geht das Miteinander noch einen Schritt weiter: Özdemir wird auf der Liste der Grünen auftauchen, so die Information – die bisher nach Informationen von Hartwig am Sonntag nicht veröffentlicht wurde. (Anmerkung der Redaktion – siehe dazu Zuschrift der Grünen-Chefin Mechthild Tammena, 18. Juli 2021, unten auf der Seite) Als Parteiloser. Ach ja, und wer sich die Mühe macht, einmal den CDL-Internetauftritt aufzurufen, dem wird noch eines auffallen. Dort steht nur noch das Impressum und der Slogan von 2016: Leer kann mehr. Dieser lebt bekanntlich derzeit weiter. Der parteilose Bürgermeisterkandidat, Claus-Peter Horst, der von der SPD und den Grünen unterstützt wird, nutzt diese Aussage als Hauptbotschaft in seinem Wahlkampf. Das zeigt entweder, wie gut dieser Slogan ist. Oder – wie so häufig in der Politik – wie nichtssagend. Wichtiger ist ja eh, was am Ende nach den Worten an Taten durch Gewinner/in der Wahl herauskommt. Die Leeranerinnen und Leeraner werden es im September entscheiden.
Von SV, TuS, VfL … und FTC
Besondere Ehre für den kleinen Sportverein FTC Hollen. Der Club hat es in die jüngste Ausgabe des „kicker“ gebracht, dem „Zentralorgan“ aller Fußballfans. Nicht, weil dort sportlich besondere Leistungen erbracht werden. Nein, vielmehr wegen seines Namens und der Entstehungsgeschichte. Zitat des Vereinsvorsitzenden Nils Schmidt im „kicker“: „Dem FTC Hollen ging der 1951 gegründete Tischtennisclub (TTC) Hollen voraus. Anfangs spielte man notgedrungen nur auf einer selbstgebastelten Platte im Saal eines heutigen Gasthofes. Mit den Jahren gesellten sich nach und nach junge und bewegungsfreudige Anhänger anderer Sportarten hinzu, und so wurde dann am 6. Mai 1961 aus dem reinen Tischtennisclub der Fußball- und Tischtennisclub Hollen.“ Warum das von der „Fußballer-Bibel“ aufgegriffen wurde? Es ist ein Bericht über die deutschlandweit 16819 Vereinsnamen. SV, TuS sind und VfL sind deutschlandweit die Spitzenreiter. Nicht in dem Bericht findet sich ein Vereinsname, der mir als ungewöhnlich in Erinnerung geblieben ist: SV Sturmvogel Lubmin. „Sturmvogel“ steht für die Betriebssportgemeinschaften in der Ex-DDR, die mit Kraftwerken in Verbindung standen. Während das nicht wirklich nahelag, ist es ansonsten im Osten relativ einfach, die Ursprünge zu erkennen: Hinter Motor verbirgt sich eine Werft, hinter Dynamo die Polizei, hinter Lokomotive die Eisenbahn, hinter Traktor eine Landwirtschaftliche Produktionsgenossenschaft. Viele haben den Namen heute nicht mehr. Aber das hat es auch im Westen gegeben. So beim Sport-Club Leer 1904 (SC04). Der Verein hieß bis in die 1970er Jahre „Vorwärts“ Leer. Da die Fußballer des ältesten Fußballclubs Ostfriesland aber immer wieder mit „Da kommen die Kommunisten“ begrüßt wurde, entschied man sich, einen neuen Namen zu suchen. Mit SC 04 hat man es vor fast 50 Jahren gut getroffen, denn der Verein ist heute ein Mehrspartenverein für die gesamte Familie. Nur die lilafarbenen Trikots – meist mit weißen Streifen – aus den 1970er Jahren gibt es nicht mehr…
Von beschmierten Plakaten
Jetzt beginnt sie – die Zeit der Wahlplakate in den Straßen der Region. Dieses Mal gleich doppelt – für die Kommunal- und die Bundestagswahl. Und es beginnt auch wieder die Zeit der „Schmierfinken“, die an den Gesichtern der Kandidaten ihr Unwesen treiben. Die erste hat es bereits „erwischt“: Vanessa Gattung, Bürgermeisterkandidatin der SPD in Papenburg. Sie wurde als Piratin mit Augenklappe etc. verunstaltet. Die Reaktion der Sozialdemokratin? In einem Wort: Spitze! Zum einen hat sie sich ein Teil des Outfit-Vorschlags (einen kleinen Bart) ins Gesicht und dann daruntergeschrieben: „Vielen Dank für die Styling-Tipps an den oder die Künstler:in in der Barenbergstraße. Ich habe es ausprobiert, muss euch aber leider sagen, dass ich doch lieber meinem alten Stil treu bleiben werde. Streetart finde ich wirklich super und ich würde sie auch jederzeit unterstützen! Bitte denkt aber daran, dass das Bemalen von Wahlplakaten nicht erlaubt ist. Setzen wir uns daher lieber gemeinsam für eine legale Fläche für kreative Künstlerinnen und Künstler in unserer Stadt ein.“ Souveräner geht es nicht. Ganz abgesehen davon, dass die noch recht junge Kandidatin seit Monaten in der Kanalstadt mit einem Wahlkampf im tendenziell christdemoratischen Emsland Akzente setzt, die kreativer und digitaler kaum sein könnte. Respekt. Wenn es mit der Bürgermeisterwahl nicht klappt – den Namen Gattung sollte man sich für die nächsten Jahre schon mal merken…
Digital-Tipp zum Sonntag: www.ostfriesische-landschaft.de
Die Institution kennt wohl fast jeder: die Ostfriesische Landschaft in Aurich. Wer sich lange nicht damit beschäftigt hat, was dort so alles mit Blick auf hiesige Traditionen, Geschichte, Kultur etc. „auf die Beine gestellt“ wird, für den lohnt sich ein Klick auf die Homepage des Kulturverbandes für Kultur, Wissenschaft und Bildung. Schade nur, das aktuell die Suchfunktion offenbar nicht funktioniert…
Vööl Pläseer, munter holln un moi sönndag HH
PS: HARTWIG am SONNTAG ist auch bei Facebook. Die Seite like oder abonnieren und immer „up to date“ sein… – so wie mittlerweile 1000 Fans es bereits sind. DANKE.
Zuschrift von Mechthild Tammena, Vorsitzende der Grünen in Leer von Sonntag, 18. Juli, 9.40 Uhr:
Guten Morgen Herr Hartwig,
unsere Listenaufstellung für den Stadtrat Leer haben wir am 28.Mai auf dem Germania Sportplatz durchgeführt. Wir haben dazu auch eine Mitteilung an die Presse gegeben. (siehe dazu auch Grüne Seiten Leer). Anbei die Namen derjenigen, die für den Stadtrat kandieren. Sie werden feststellen, dass wir einen hohen Frauenanteil bei den BewerberInnen ( von 16 BewerberInnen sind es 10 Frauen ) haben und einen guten Altersmix. Die jüngste Bewerberin ist noch kein 18 Jahre , die Ältesten sind über 70 Jahre. Mit freundlichem Gruß
Mechthild Tammena
OV- Vorsitzende der Grünen in der Stadt Leer
Die Listen für die Wahl zum Stadtrat Leer:
Wahlbereich A
1 Kramer, Engeline; 2 Özdemir, Ferhat; 3 Kühmann, Christiane; 4 Katharina Birch; 5 Tramm, Sabrina; 6 Sommer, Kurt; 7 Halfwassen, Micha.
Wahlbereich B
1 Bonow, Gudrun; 2 Schachner, Bruno; 3 Wagenseil, Sonja; 4 Müller, Lüder; 5 Schäfer, Freya; 6 Bloem, Wilhelm; 7 Marks, Gabi; 8 Borchers, Ingrid Raumausstatterin, 9 Schwarz, Gabriele.
Zuschrift von Bärbel Bieder, langjährige ehemalige Ortsvorsteherin von Bingum, zum Beitrag „Von Baugenehmigungen und Bauunternehmern“, 18. Juli 2021
Das ist nicht das erste Mal, dass dem Bauverein Steine in den Weg gelegt werden. Auf dem Gelände der ehemaligen Gaststätte Schröder in Bingum wollte der Bauverein ein Gebäude mit mehreren behindertengerechten Wohnungen bauen. Die Pläne wurden der Bingumer Bevölkerung vorgestellt und viele, vor allem Ältere, fragten auch schon, wo man sich für diese Wohnungen anmelden kann. Ein Rieseninteresse. Was war? Inzwischen sind einige Jahre (!!!!!) vergangen. Uns ist nur zu Ohren gekommen, dass Ferhat Özdemir, der sich das Gelände schon gesichert hatte, nicht mehr bereit gewesen sein soll, dem Bauverein das Grundstück zu überlassen. Seitdem wird von Jahr zu Jahr behauptet, dass die Firma Team Hausbau ähnlich den Planungen des Bauvereins das Vorhaben realisieren will. Passiert ist nichts. Außer einer patzigen Antwort von Herrn Özdemir auf meine Frage als Ortsvorsteherin habe ich nichts mehr gehört oder gesehen von der Firma Team Hausbau.“
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