„Auf einen Tee mit …“ – Heute mit Jan Doosje, Stadtbrandmeister in der Kreisstadt Leer
LEER Mit 21 Jahren ist er in die Feuerwehr eingetreten – und bis heute fasziniert sie ihn. Mittlerweile ist Jan Doosje seit acht Jahren Stadtbrandmeister und damit der Chef von etwa 300 freiwilligen Feuerwehrkameradinnen und -kameraden. In der Rubrik „Auf einen Tee mit…“ spricht der 54-Jährige, der bis 2027 in seiner Funktion gewählt ist, unter anderem über die Herausforderungen, vor denen die fünf Ortsfeuerwehren der Kreisstadt stehen, über eigene Erfahrungen bei Einsätzen und über seine Leidenschaft – das Tauchen.
An der Feuerwehr fasziniert mich…
… die Kameradschaft und die technischen Möglichkeiten. Die Mitgliedschaft in einer Feuerwehr bietet viel Potenzial, um sich als Persönlichkeit, aber auch mit Blick auf technische Kenntnisse zu entwickeln. Ich bin mit 21 in die Feuerwehr eingetreten und sie hat mich nicht mehr losgelassen.
Als Feuerwehrmann finde ich es grausam, wenn…
… Schaulustige es nicht lassen können und gaffen und uns dann auch teilweise an unserer Arbeit hindern.
Wenn an die Angriffe gegen Rettungskräfte in der Silvesternacht in Berlin denke, dann…
… bin ich einfach nur fassungslos, dass es Menschen gibt, die so etwas machen. Aber In der leeraner Feuerwehr erleben wir so etwas nur sehr selten. Als Interessent braucht hier in Leer also keiner Angst haben. Wir stehen als starke gemeinsame Gruppe zusammen. Wenn es zu Vorfällen kommen sollte, deeskalieren wir und werden hierbei auch von der Politik unterstützt.
Wenn ich Leeraner Politiker wäre, dann würde ich als erstes für Feuerwehren…
… zwei Sachen auf den Weg bringen: die Modernisierung der Feuerwehrhäuser, denn das ist teilweise dringend notwendig, und mehr Möglichkeiten, die ehrenamtliche Arbeit durch Kameradinnen und Kameraden durch kleine Vorteile im Alltag anzuerkennen. Nebenbei bemerkt: Mit dem Fitness-Abo, was diskutiert wurde und was die Engagierten kostenlos erhalten sollten, hat es übrigens nicht geklappt. Das wird es so nicht geben.
Die größte Herausforderung der Feuerwehren in der Stadt Leer sind…
… die Großschadenslagen, die alle paar Jahre auf uns zukommen. Dann gilt es mit allen Kräften die Auswirkungen beispielsweise eines Sturms zu meistern. Das funktioniert – auch im guten Zusammenspiel mit unseren Kolleginnen und Kollegen vom Technischen Hilfswerk in Leer.
Der Einsatz, der mich am meisten bewegt hat, war…
Das ist schon etwas her. In jungen Jahren war ich bei einem Verkehrsunfall im Einsatz, bei dem von überall Mitglieder einer Familie mit Migrationshintergrund herankamen, um sich von ihrem verstorbenen Familienangehörigen zu verabschieden.
Wenn ich einen jungen Menschen für die Leeraner Feuerwehr begeistern will, dann …
… erzähle ich von der Kameradschaft und den vielfältigen gemeinsamen Aktivitäten und natürlich auch über den Umgang mit der Technik. Und: Wer sich bei der Feuerwehr einbringt, der bekommt eine gute Ausbildung, die auch in anderen Bereichen des Lebens hilfreich ist.
Als Stadtbrandmeister ist die größte Herausforderung…
… das Miteinander der Ortsfeuerwehren zu erhalten. Wir sind etwa 300 – davon 220 in der Einsatzabteilung – Kameradinnen und Kameraden über alle Wehren hinweg mit unterschiedlichen Interessen und Wünschen.
Wenn ich an das neue Feuerwehrhaus in Nüttermoor denke, dann…
… finde ich traurig, dass noch nicht mit dem Neubau angefangen wurde. Ich kann es aber verstehen, denn die finanzielle Lage, die auf die Stadt eingeprasselt ist, behindert die Umsetzung vieler Vorhaben. Ich persönlich würde bei aller Leidenschaft für die Feuerwehr beispielsweise niemals den Bau eines Feuerwehrhauses vor die Erneuerung einer Schule stellen.
Die Zukunft der Feuerwehr Leer auf der Nesse sehe ich…
… an gleicher Stelle. Ich hoffe, dass es mit den Bauplanungen bald weitergeht. Das derzeitige Gebäude hat das Zeitliche gesegnet. Ich befürchte, dass wir aber Geduld brauchen, denn der Kreis wird wohl seinen neuen Standort nicht vor 2027 fertig haben.
Die Fortschreibung des Leeraner Feuerwehrentwicklungsplanes….
… ist jetzt fällig. Wir sind derzeit etwas in Verzug, was die eine oder andere Beschaffung an Geräten betrifft. Aber dafür sich wir bei der Kameradschaft, der Mitgliederzahl und der Nachwuchsarbeit sehr gut ufgestellt. Ich bin guter Dinge, dass wir uns weiter gut entwickeln.
Leer wird auch in 10 Jahre weiterhin fünf Ortsfeuerwehren haben, weil…
… wir mit weniger Feuerwehren in der Stadt nicht auskommen. Die jetzige Struktur ist die Garantie dafür, dass wir bei Schadenslagen rechtzeitig und so wie es das Gesetz vorsieht zur Stelle sind.
Mein Lebensmotto ist…
Genießen und erleben.
Unter Wasser zu gehen und zu tauchen, bedeutet für mich…
… vor allem, loslassen und alles abzuschalten und die Welt unter Wasser so zu erleben, wie sie ist, alles abschalten. Tauchen ist seit einigen Jahren mein großes Hobby, das mich begeistert.
Ich habe das letzte Mal gelogen, als…
Vielleicht jetzt bei diesem Gespräch (lacht). Ich habe bestimmt zuletzt gelogen, weil die komplette Wahrheit nicht so passend gewesen wäre in dem betreffenden Moment oder die Wahrheit die Menschen nur verunsichern würde (lacht).
Meinen letzten Strafzettel habe ich kassiert für…
… zu schnelles Autofahren. Es ist aber nicht teuer geworden.
Ich kann mich so richtig aufregen über…
Das ist sehr selten. Aber: Wenn Menschen nicht zuhören können und stattdessen persönlich werden, dann stört mich das sehr.
Ich kann mich so richtig freuen über, …
… über jede Unternehmung, bei der sich für mich neue Horizonte eröffnen. Es ist schön, diese Welt aktiv erleben zu dürfen.,
Mein größter Fehler ist, dass …
Ich habe bestimmt viele Fehler. Ich erkenne sie vielleicht nur nicht. Das ist dann mein größter Fehler.
Mein Lieblingsplatz in Leer ist…
… am Hafen bei der Fußgängerbrücke zur Nesse.
Wenn ich einen Tag lang in meinen Leben ein anderer sein könnte, dann wäre ich gerne…
Ich bin zufrieden und möchte kein anderer sein. Aber wenn es sein muss – dann Chuck Norris. Ich könnte mir auch im Moment gut vorstellen, einen Tag Vladimir Putin zu sein, dann könnte ich diesen sinnlosen Krieg beenden.
Wenn ich drei Wünsche frei habe, dann wünsche ich mir, dass …
… endlich mal wieder alles in der Welt normal und ruhig wird mit Frieden und Sicherheiten, ich lange gesund bleibe und einiges sehen und erleben darf und als drittes, dass ich noch drei weitere Wünsche haben darf.
Jan Doosje (54) ist seit vielen Jahren Stadtbrandmeister in Leer.
Foto: privat/Feuerwehr