Kennen Sie das System, mit dem durch Agenturen die Kreditwürdigkeit von Unternehmen, Banken, Staaten und Papieren bewertet wird? Die weltweit einflussreichsten Ratingagenturen (z.B. Standard & Poor’s sowie Moody’s und Fitch) verwenden bei den Einstufungen Buchstabencodes. Die Skala beginnt in der Regel mit der Bestnote „AAA“ („Triple-A“), die beispielsweise Deutschland regelmäßig erhält. Es folgen „AA“, „A“, „BBB“, „BB“, „B“, „CCC“, „CC“, „C“ – und schließlich „D“. Was das „Triple AAA“ mit Ihrem Leben zu tun hat? Nein, Sie sollen keineswegs ihren Alltag oder das, was Sie in ihrem Leben bisher geleistet haben, mit einem Rating versehen. Das AAA-Prinzip des Lebens ist viel einfacher.
Das erste A
Das erste der drei A steht für das Wort „Annehmen“. Es gibt im Leben die unterschiedlichsten Situationen, die für einen Menschen zu einer Aufgabe bzw. zu einer Herausforderung werden. Dabei gilt als erster Grundsatz, die Situation mit allen ihren Aspekten und Folgen anzunehmen, die Wirklichkeit – und ist es noch so schwierig oder gar schrecklich – nicht Beiseite schieben, sondern diese anzunehmen. Wer – gerne auch durch die Unterstützung eines Freundes, eines Coaches oder Therapeuten – seine aktuelle Situation annimmt, geht den ersten Schritt zur Lösung.
Das zweite A
Das zweite der drei A steht für das Wort „Anpacken“. Denn eines ist auch klar: Wer eine Situation verändern will, der kann das nur dann erreichen, wenn er selbst bereit ist, dafür etwas zu tun. Ein Freund, Coach oder Therapeut kann Hinweise Werkzeuge an die Hand geben – „buddeln“ muss der Betroffene schon selbst. Die beste Schaufel nützt nichts, wenn sie nur rumliegt und nicht benutzt wird. Mit dem Werkzeug gelingt es, der angenommenen Herausforderung anders zu begegnen. Es gelingt, aus alten Mustern bewusst auszubrechen und neue Wege des Lebens zu gehen.
Das dritte A
Wer für sein Leben das erste und das zweite A bei Aufgaben und Situationen, die es zu verändern gilt, erfolgreich anwendet, für den ist es wichtig, auch das dritte A im Blick zu haben. Das dritte A steht für Achtsam sein. Denn nur, wer erkannt hat, dass er etwas ändern möchte, dann selbst anpackt und dann die Achtsamkeit mitbringt, nicht in alte Muster zurück zu fallen, für den ist das AAA-Prinzip von Erfolg gekrönt. Wer das dritte A nicht im Blick hat, wird immer wieder in ähnliche Situationen kommen und regelmäßig wieder bei Null anfangen müssen.
Heute eine persönliche Anmerkung zum Schluss: Mir hat das AAA-Prinzip nicht nur in vielen Momenten des Lebens sehr geholfen, sondern vor allem auch in einer besonderen Situation: der mündlichen Prüfung zum Heilpraktiker für Psychotherapie. Die Prüferin hat mir 2018 schon so manche schwierige Frage gestellt und dabei keine Miene verzogen, so dass ich innerlich schon davon ausgehe, durchzufallen. Dann fragt die Prüferin ziemlich zum Ende, warum ein Mensch denn ausgerechnet meine Hilfe in Anspruch nehmen solle, wenn er in einer schwierigen Lebenssituation ist. Meine Antwort ist das von mir erdachte AAA-Prinzip. Ich erkläre ihr jedes der A sehr ausführlich. Und zum Ende stelle ich eine Gegenfrage: Ob Sie denn wisse, was das „AAA-Plus-Prinzip“ ist. Sie schaute mich an und meine Nein. Ich weiß nicht mehr warum, aber im Anflug einer Arroganz sage ich: Das Plus kann ich als guter Therapeut sein, wenn sie mich nicht durchfallen lassen. Da hat die Prüferin das erste Mal freundlich geschaut und geschmunzelt. Es folgen noch einige weitere Fragen die bis Prüfung, die fast eine Stunde dauerte, zu Ende ist. Die Stimmung ist gefühlt eine andere – und seit diesem Tag habe ich die behördliche Genehmigung, berufsmäßig als Heilpraktiker für Psychotherapie tätig zu sein.
* Der Autor ist Systemischer Coach, Kommunikationspsychologe (FH) und Heilpraktiker für Psychotherapie. Er coacht Menschen bei Herausforderungen, die das Leben privat oder beruflich mit sich bringt.