Kreishandwerksmeister Heijen: Schlechtestes Styling? Meine Atze-Schröder-Dauerwelle zur Konfirmation

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„Auf einen Tee mit …“ – Heute Heiner Heijen, Kreishandwerksmeister Leer-Wittmund

WEENER Handwerk hat goldenen Boden heißt es. Ob das auch heute noch gilt, welche Herausforderungen sich aktuell stellen und wie er über einen jungen Menschen vom Handwerk überzeugt – darauf geht Heiner Heijen, seit Juni Kreishandwerksmeister der Kreishandwerkerschaft Leer-Wittmund, in der Rubrik „Auf einen Tee mit…“ ein. Außerdem spricht der 55-jährige Friseurmeister aus Weener, der auch stellvertretender Landesinnungsmeister Niedersachsen ist und im Präsidium der Handwerkskammer für Ostfriesland aktiv ist, über seine schreckliche Konfirmationsfrisur, seine Leidenschaft Fahrradfahren und was er nie mit seinen Haaren machen wird.

Das erste Mal eine Schere zum Haareschneiden hatte ich in der Hand, als…

… Achtjähriger. Es war ein Übungskopf im Salon meines Vaters, an dem ich mich versucht habe.

Die Aufgabe als Kreishandwerksmeister habe ich übernommen, weil…

… sie mir Spaß macht und ich es für wichtig halte, dass wir gemeinsam immer wieder darauf hinweisen, dass das Handwerk in der Gesellschaft einen höheren Stellenwert braucht.

Die  größte Aufgabe in diesem Amt ist es …

… allen gerecht zu werden. Ich bin in vielen Innungsbetrieben unterwegs. Das ist sehr spannend und ich lerne viel dazu, weil das Handwerk sehr vielseitig ist und jedes Gewerk andere Strukturen und Herausforderungen hat. Eines haben aber alle Gewerke gemeinsam: Handwerker sind tolle Menschen und wissen, was sie aus Leidenschaft machen.

Die Krise unserer Kreishandwerkerschaft mit den finanziellen Problemen und personellem Wechsel …

… haben wir gut in den Griff bekommen. Wir sind auf einem sehr guten Weg, alles wieder in eine ruhiges Fahrwasser zu bringen. Das ist gut so und wichig.

Handwerk hat goldenen Boden – diese Aussage ist …

… richtig und derzeit an der insgesamt guten Auftragslage sehr gut zu erkennen.

Wenn ich einem jungen Menschen erklären soll, warum es sinnvoll ist, einen Handwerksberuf zu erlernen, dann …

…  kann ich ihm viele gute Gründe nennen: Es macht sehr viel Freude und es ist sehr befriedigend, mit den Händen etwas herzustellen. Jede Planung beginnt im Kopf, wird dann u Papier gebracht, bevor sie mit den Händen umgesetzt wird. Die Berufe sind vielseitig. Man arbeitet im Büro, vor Ort und vor allem viel mit Menschen. Zudem gilt: Wer sein Handwerk versteht, der kann davon auch gut leben.

Die steigenden Energiepreise sind für das Handwerk…

derzeit wirklich beängstigend. Keiner weiß, was auf uns zukommt. Es ist unkalkulierbar. Ich hoffe auf eine schnelle Beruhigung auf dem Energiemarkt. Ich glaube, dass wir in Deutschland insgesamt gut aufgestellt sind und ich vertraue darauf, dass die Politik vernünftige Beschlüsse fasst, die uns gemeinsam durch diese Zeit bringen.

Der erhöhte Mindestlohn ist …

… der richtige Weg. Es muss dann aber auch von der Gesellschaft akzeptiert werden, dass dann auch die Kosten für Dienstleistungen angepasst werden.

Schwarzarbeit ist …

… tödlich für Deutschland. Sie ist kein Kavaliersdelikt.

 Die größte Herausforderung für einen Inhaber eines Friseursalons ist es …

… jeden Tag gut gelaunt in den Salon zu gehen – was für mich selbstverständlich ist. Vor allem muss es gelingen, gute Mitarbeitende zu bekommen und junge, motivierte Nachwuchskräfte zu finden.

Die Qualität der Ausbildung der jungen Leute …

… ist in unseren handwerklichen Betrieben sehr hochwertig, aber die Herausforderung ist, die Generation Z zu begeistern und so leistungsfähig zu machen, wie wir sie für die Zukunft des Handwerks brauchen.

Wenn ich an meinen Titel als Niedersachsenmeister in den 1980er Jahren denke, dann…

… bin ich heute noch stolz und freue ich. Das war eine harte und intensive Zeit, die viel Spaß gemacht hat.

 Frisurenmode ist wie…

… wie die Kleidermode – ständig im Wandel. Sie ist  immer wieder mit neuen Ideen gespickt, auf die wir uns einstellen.

Meine schlimmste Frisur war …

… mein Styling  zur Konfirmation. Ich hatte eine Dauerwelle und sah aus wie Atze Schröder.

 Wenn ich mich an das außergewöhnlichste Haarstyling erinnere, dann…

…fällt mir die Punkerzeit ein. Ich war damals in der Ausbildung. Sie haben selbst die Haare mit Cola „bearbeitet“, um die gewünschte Festigkeit zu bekommen.

Ich würde nie …

…   meine Haar und meinen Kopf kahl rasieren.

Mein Fahrrad ist für mich…

… mein zweites Zuhause. Ich bin fast jeden Tag damit unterwegs und freue mich auch immer auf die Touren quer durch Deutschland. Vor vier Wochen war ich im Süden unterwegs. Es macht mir Spaß, ganz egal ob im Rheiderland oder in den Bergen.

Das Rheiderland ist für mich…

… meine Heimat, es ist traumhaft schön.

Ich habe das letzte Mal gelogen, als…

… (überlegt) ich unsere Grundsteuer-Erklärung gemacht habe. Ich habe sie dann doch korrigiert, weil ich ein schlechte Gefühl dabei hatte (lacht).

 Meinen letzten Strafzettel habe ich kassiert für…

… zu schnelles Fahren vor vier Wochen im Emsland.

Mein Lieblingsplatz ist…

… das Rheiderland, aber ich bin auch sehr gerne in den Alpen in Österreich.

  Ich kann mich so richtig aufregen über…

… unzuverlässige Menschen.

Ich kann mich so richtig freuen über …

 … glückliche zufrieden Menschen.

 Mein größter Fehler ist, dass …

… ich manchmal – wie man so schön sagt – auch kleinbürgerlich-spießig sein kann. Aber ich bin mir dessen bewusst.

Wenn ich drei Wünsche frei habe, dann…

… wünsche ich mir ein langes gemeinsames Leben mit meiner Familie, die Möglichkeit, mindestens bis ich 70 bin als Frisör arbeiten zu können und wieder Frieden einkehrt.

 

Er führt seit Juni die Kreishandwerkerschaft Leer-Wittmund an: Friseurmeister Heiner Heijen (55) aus Weener. Foto: privat

Holger HartwigKreishandwerksmeister Heijen: Schlechtestes Styling? Meine Atze-Schröder-Dauerwelle zur Konfirmation