Aufgeschnappt – 30. Januar 2022

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Von der Kamera auf dem Sportplatz

Vor vielen, vielen Jahren wäre jetzt jeden Tag auf dem Sportplatz des VfL Germania Leer der Bär los. Fußballbegeisterte Kinder würden dem Ball auf dem grünen Rasen hinterherjagen. Nun, diese Zeiten sind lange vorbei. Und dennoch wundert es, dass der Traditionsverein das Zugangstor beim Kreisel am Hoheellernweg ersatzlos entfernt hat. „Tag der offenen Tür“ sozusagen. Der Weg auf das Gelände bringt dann noch eine Erkenntnis: Egal, ob Jung oder Alt, wer beim VfL Sport macht, der wird gefilmt. Am ehemaligen Vereinsheim, das der Verein vor vielen Jahren aus Finanzknappheit verkaufen musste, ist sichtbar eine Kamera angebracht, die auf den Sportplatz ausgerichtet ist. Zeitweise gab es – so ist zu hören – noch eine zweite. Lieber Vereinsvorstand, was das Tor zum Sportgelände betrifft – es ist schade, dass es rausgerissen wurde. Es gehörte zum VfL irgendwie dazu, aber das ist eine Entscheidung des Eigentümers. Aber zu zulassen, dass Kameras auf die Sportler gerichtet werden, das geht gar nicht! Die gehören schnellstmöglich abmontiert – und das muss dem Eigentümer des Ex-Vereinsheimes ja wohl vermittelbar sein…

Von Gerüchten um ein neues Haus mit dem P

Spekuliert wurde in den vergangenen Wochen in den sozialen Medien über den Verkauf einer Immobilie durch die Stadt im Ortsteil Leerort. Es hieß, dass hier eine Immobilie unter der Hand preiswert von Seiten der Stadt an Herrn P. – der Kaufmann, der in Leer viele Häuser saniert hat und dann mit dem Anfangsbuchstaben seines Nachnamens versehen hat – verkauft worden sei. Was stimmt: Herr P. hat das Objekt im Kobusweg gekauft. Was nicht stimmt, ist, dass er keinen passenden Marktpreis gezahlt hat. Denn das Haus, das nun saniert werden wird, hat eine besondere Geschichte. Als Anfang der 1970er Jahre die Gemeinde Leerort in die Stadt integriert wurde, wurde in einem der vielen Verträge geregelt, dass ein Raum in dem Haus „auf Ewigkeit“ für die Allgemeinheit nutzbar sein müsse. Diese Vorgabe gilt bis heute. Das hat zur Folge, dass für das Gebäude eine besondere Lösung gefunden werden musste. Offiziell darf das niemand sagen, aber man hat sich verständigt, dass der Raum weiter der Stadt gehört und bestimmungsgemäß damit weiter genutzt werden kann nach der Sanierung des gesamten Gebäudes. Der übrige Teil des Hauses kommt dem ursprünglichen Ziel, eine Anlaufstelle für junge Menschen zu erhalten, zudem sehr nahe. Vorgesehen ist, Wohngruppen für junge Menschen zu schaffen. Gut so.

Von schutzwürdigen Interessen

Vergangene Woche war hier etwas zum Thema „Veröffentlichung von Namen“ zu lesen. Es ging um einen Familienvater, der die Anti-Corona-Demonstrationen im Zusammenspiel mit Polizei und Ordnungsamt in geregelte Bahnen bringen wollte. Er bat darum, dass sein Name nicht öffentlich genannt wurde. Nachvollziehbar – allerdings nicht für jeden. Mechthild Tammena, Vorsitzende der Grünen Leer, reagierte mit einer Zuschrift. Darin schreibt sie: „Ihre Rücksichtnahme im Fall des Querdenkers verstehe ich nicht. Sie schützen ein Mitglied einer Gruppe der sog. Querdenker, die unsere Demokratie untergraben wollen und die die Öffentlichkeit durchaus suchen. Bei anderen Familienväter haben Sie – wenn ich das richtig sehe –  diese Rücksichtnahme in Ihren Artikeln nicht ausgeübt.“ Gerne hätte ich dann Beispiele bekommen, wo sie diese Rücksichtnahme nicht gegeben sah. Das hilft, keiner ist fehlerfrei. Die Grüne kombiniert ihre Zuschrift mit der Bitte, auf die morgige Veranstaltung der Linken, die Grünen, die SPD, die CDU, die FDP, das Bündnis „ Leer zeigt Haltung“ und FFF gegen die Aktivitäten der Querdenker*innen aufzurufen. Mache ich gerne, zumal – wie hier zu lesen im November zu lesen war – ich Verfechter einer Impflicht bin. Treffpunkt ist am auf dem Denkmalsplatz. Geplant ist, dass sich in der Zeit von 17 bis 17.45 Uhr unter Einhaltung der Abstands- und Hygieneregeln eine „Menschenlinie“ vom Denkmalsplatz in Richtung Rathaus bildet. Und ich bin überzeugt: Solange in diesem Land Meinungen jeglicher Art im öffentlichen Raum ihren Platz finden können, ist das gut. Verbunden mit dem Wunsch, dass mehr Menschen morgen dabei sind als bei den Corona-Gegnern.

Vom Aufwachen

Vor knapp einem Jahr wurde erstmals im Detail aufgezeigt, dass es auf dem EWE-Gelände nicht vorwärts geht und der geplante Campus zu den Akten gelegt wurde. Fotos dokumentierten die Häuser, die verrotten. Bisher ist wenig passiert. Die Kreisverwaltung unter der Leitung von Landrat Matthias Groote hat wenig bis gar nichts zur Zukunft des Geländes gesagt. Jetzt scheint etwas Dynamik in die Geschichte zu kommen – auch politisch. Am Freitag hat die CDU-Kreistagsfraktion den Landrat per Medienmitteilung aufgefordert, endlich ins Handeln zu kommen und zügig Perspektiven aufzuzeigen. Na denn, das wurde nach den Jahren der Untätigkeit auch Zeit. Aber es heißt ja bekanntermaßen: Besser spät als nie…

Von Personalentscheidungen

Bei der Industrie- und Handelskammer für Ostfriesland und Papenburg (IHK) sind in der vergangenen Woche wichtige Personalentscheidungen gefallen. Der neue Hauptgeschäftsführer Max-Martin Deinhard kann sich auf die Fortsetzung der Zusammenarbeit mit Präsident Bernhard Brons freuen. Das überrascht nicht, denn Brons hatte bei der Wahl Deinhards im vergangenen Jahr im Präsidium ordentlich Druck gemacht, damit sein Favorit sich durchsetzte. Der Kreis Leer wird übrigens im Präsidium sehr gut vertreten sein. Die Vollversammlung beschloss, dass Folkmar Ukena aus Leer einer der Stellvertreter Brons ist. Weitere Leeraner Mitglieder des Führungsgremiums sind Georg Alder, Elke Frerichs und Cord-Dieter Neemann. Mal sehen, welche Akzente das Quartett in den Strukturen der IHK, die 32.000 Mitgliedsunternehmen vertritt, setzen werden. In der Vergangenheit waren die Vorstandsmitglieder ja eher wenig präsent…

Digital-Tipp: Corona-Lagebericht

Heute einmal kein klassischer Digital-Tipp, sondern ein Wort zum Landrat des Kreises Leer, Matthias Groote, der seit fast zwei Jahren regelmäßig per Video einen Corona-Lagebericht abgibt. Seine Botschaften ähneln sich, sind aber jedes Mal hochaktuell. Grootes Kritiker hatten ja erwartet, dass er dieses Format bis zur Kommunalwahl im September 2021 vor allem für seinen Bekanntheitsgrad „missbraucht“. Mag sein, aber dann wäre es ein leichtes gewesen, sich den damit verbundenen Aufwand nach der Wahl zu sparen. An dieser Stelle deshalb ein Kompliment an Groote und sein Team. Was das Thema Corona in Kreis betrifft, ist hier https://www.landkreis-leer.de/Leben-Lernen/Coronavirus/ immer alles topaktuell zu lesen. Und trotzdem hoffen wir mal, dass diese Unterseite dann irgendwann auch wieder geschlossen werden kann.

Und heute gilt mein Sonntagsgruß vor allem den Geburtstagskindern: Habt einen wunderschönen Tag im Kreise der Menschen, die Euch etwas bedeuten. Munter holln… HH

 

Holger HartwigAufgeschnappt – 30. Januar 2022