Aufgeschnappt – 7. März 2021

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Wo ist der Deinhard…

… bald bei der Industrie- und Handelskammer für Ostfriesland und Papenburg (IHK)? Wenn bei der morgigen Vollversammlung der Kammer alles klappt, dann ist der Deinhard, Max-Martin W. mit Vornamen (Foto), ab Januar 2022 in Emden. Denn: Morgen soll der Personalvorschlag des Präsidiums – da ist es wohl ungewohnt turbulent zugegangen, es wurde wohl gleich zweimal die Hand gehoben, bis es einstimmig erschien – als neuer Hauptgeschäftsführer durch die Vollversammlung bestätigt werden.

Der 39-Jährige soll von der IHK in Ulm kommen. Dort ist er seit Anfang 2020 in gleicher Funktion im Amt und hat dort in dieser Woche bereits seinen Abschied zum Jahresende verkündet. Seinen Wechsel begründet Deinhard – das W. im Namen steht übrigens für Wilhelm – mit familiären Gründen. Er wolle, so schreibt die Südwestpresse in Ulm – „wieder näher an die Heimat heran. Der Deinhard kommt ursprünglich aus der Nähe von Delmenhorst. Natürlich wird in Ulm und umzu der Abschied bedauert. Der dortige IHK-Präsident Jan Stefan Roell formulierte, dass der Mann mit den drei Vornamen in kürzester Zeit in der Region Fuß gefasst und mit seiner sympathischen und engagierten Art schnell überzeugt habe. Gemeinsam mit dem IHK-Ehrenamt habe Deinhard das Strategiepapier Ulm 2030 mitentwickelt.

Wer ist dieser Mann, der sich im hiesigen IHK-Präsidium gegen Konkurrenz hier aus der Region durchgesetzt hat? Deinhard hat seine berufliche Laufbahn als Fluggerätemechaniker bei der Aircraft Services Lemwerder begonnen, dann an der Hochschule Bremen erfolgreich Politikmanagement studiert und drei weitere Jahre Master-. Politik- und Verwaltungswirtschaften an der Universität in Konstanz. Nach dem Abschluss ging es direkt zur IHK nach Offenbach als Referent für Aus- und Weiterbildung (2008 bis 2010) und von dort zur IHK Würzburg-Schweinfurt. Dort war er fast zehn Jahre als Bereichsleiter und dann als stellvertretender Hauptgeschäftsführer, bevor der Sprung an die Spitze in Ulm gelang. Der Ruf, der Deinhard vorauseilt, ist ein guter. Warum er dennoch nach nur zwei Jahren wechselt? Es sind wohl nicht nur die familiären Gründe, sondern vor allem die „Chemie“ mit seinem Präsidenten Jan Stefan Roell. Dem Unternehmer wird nachgesagt, dass er sich gerne in das Tagesgeschäft einmischt. Das hat für Konflikte gesorgt. Mal sehen, wie es dann mit der „Chemie“ in Ostfriesland und Papenburg bestellt sein wird.

Jedenfalls mutig ist der Deinhard ja. Noch bevor die offizielle Bestätigung der Vollversammlung vollzogen ist – sagt sie morgen Nein, wird es nichts mit der beruflichen Zukunft im Nordwesten – hat er in Ulm „in den Sack gehauen“. Das ist eher unüblich. Und Deinhard wird sich nach einer erfolgten Ernennung im hohen Norden warm anziehen müssen. Denn im Präsidium ist die Zahl der Befürworter eines „exzellenten Bewerbers aus der Emsachse“, so heißt es aus dem Umfeld, in den vergangenen Wochen nicht weniger geworden. Die Verärgerung über die Abläufe in der Präsidiumssitzung hat nicht abgenommen. So oder so: Das wird morgen spannend. Nicht nur für Deinhard.

Fragen an das Präsidium sind erlaubt: Was hat dagegen gesprochen, dass der Vollversammlung nicht zwei vom Präsidium insgesamt als geeignet angesehene Bewerber zur Auswahl präsentiert werden? Nur die Historie der Kammer? Oder sachliche Gründe? Man weiß es nicht.

Auch wenn die Vollversammlung nur digital sein wird – eine Präsenzveranstaltung wurde am Freitag mit der Begründung abgesagt, dass der Ehrengast, Ministerpräsident Stephan Weil, nicht vor Ort sein kann aufgrund einer Quarantäne ! – wird es interessant. Auch für den hiesigen Kammerchef Bernhard Brons, der seinen Favoriten – so wie vor zwei Wochen an dieser Stelle beschrieben – wohl weiterhin „durchdrücken“ will. Die Frage ist: Werden die Mitglieder der Vollversammlung in der digitalen Sitzung das Wort ergreifen? Kritische Fragen stellen? Oder wird am Ende die Abstimmung doch noch verschoben, weil Unruhe, Widerstand und teilweise Frustration bei den Präsidiums- und Vollversammlungsmitgliedern zu groß sind? Montagabend sind wir schlauer.


Von Facebook-Posts & Wildkameras

Seit Monaten ist im Leeraner Schwimmbad „Plytje“ nichts los. Coronabedingt. Sehr schade. Hinter den Kulissen ist es allerdings alles andere als ruhig. Der Grund: Der Geschäftsführer der Leeraner Badbetriebs GmbH (LB), Markus Tippelt. Na ja, dass Tippelt die Firma seiner Lebensgefährtin, die zugleich auch seine Mitarbeiterin ist, bei gemeinsamen Badaktionen mit ins Spiel bringt – schon nicht ganz so toll. Zwei Facebook-Posts über die Schwimmbad-Seite belegen jedenfalls die gute (kostenlose) Werbung für die mobile Saunen, die jeder bei der Partnerin für seinen Garten buchen kann. Damit hat sich der Aufsichtsrat der LB um Hauke Sattler (SPD) bereits vor einigen Wochen beschäftigt und dem Vernehmen nach eine Ermahnung an Tippelt ausgesprochen.

Doch der Herr Betriebsleiter, der bei den Leeraner Vereinen, die das Bad nutzen – vorsichtig ausgedrückt – „ als besonders kooperativ gilt“, setzt dieser Tage noch einen drauf. Er hat eine Wildkamera rund um das Schwimmbad installiert, die auch die Zuwegung auf das benachbarte Grundstück – in diesem Fall das der DLRG – miterfasst. Grundsätzlich mag das ja keine schlechte Idee sein, um Vandalismus etc. zu verhindern. Aber auch ein Geschäftsführer sollte soviel Taktgefühl und Wissen haben, dass er vor der Installation einer solchen Kamera die Nachbarn informiert bzw. die Zustimmung einholt. Sonst findet das nicht jeder so toll. Zumal Kamera und Schwimmbad sowieso keine wirklich gute Kombination sind. Wenn der Badgeschäftsführer Taktgefühl beweisen will, dann sucht er umgehend das Gespräch mit seinen Nachbarn und entschuldigt sich. Könnte jedenfalls nicht schaden, da es einige Ärgernisse und Verärgerungen über das teils arrogant wirkende Verhalten des Badgeschäftsführers – auch gegenüber Ehrenamtlichen aus den Leeraner Vereinen – gegeben hat. Ärgernisse, über die bisher öffentlich geschwiegen wird. Aus Angst der Vereinsvertreter, dass da jemand am längeren Hebel sitzt und ggf. zwingend erforderliche Schwimmbadzeiten mit fadenscheinigen Begründungen reduziert. Aber genug der schlechten Gedanken: Freuen wir uns gemeinsam auf den Tag, an dem das Bad wieder aufmacht für alle, die sich dort Erholen, Spaß haben wollen, Lebensrettungen üben oder ihren Sport treiben.


Nachfragen kostet nichts

Viel drüber geredet und auch viel geschrieben wird seit Wochen über das DRK in Leer. Vor allem der Geschäftsführer Hary Feldmann steht unter Dauer-Beschuss wegen seines Vordrängelns, fehlender Test und einigem mehr. Was an den zu einem großen Teil auch anonym geäußerten Vorwürfen dran ist, lässt sich nicht abschließend beurteilen. Eines ist jedoch feststellbar: Vor allem die Politik aus der Region zeigt bei dem Thema großes Vertrauen in die Berichterstattungen in den Medien. Das freut mich als langjähriger Zeitungsmann sehr. So manche Politiker und Funktionäre aus der Region – beispielsweise Markus Paschke, Anja Troff-Schaffarczyk, Ernst-Ingo Lind, Silke Helbrich (alle SPD), Jens Völker, Carl-Friedrich Brüggemann (beide FDP), Dieter Baumann (CDU), Meta Janssen-Kucz (Grüne) oder Thomas Gelder (Bevollmächtigter der IG Metall) – äußern sich und fordern zum Teil eindringlich und nachhaltig, salopp formuliert, „dass der Kopf von Feldmann rollen muss“. Solche klaren Forderungen greifen immer mehr um sich. Also einmal nachgefragt, auf welchem Wissen diese Forderungen beruhen. Also den heftig kritisierten Feldmann angerufen: „Haben diejenigen, die Sie nun nach den Medienberichten in der Öffentlichkeit so heftig kritisieren, eine Mailanfrage geschickt, einmal mit Ihnen telefoniert oder trotz Corona das persönliche Gespräch gesucht?“ Eindeutige Antwort des Rettungsdienstchefs: „Nein“.

Was das im Klartext bedeutet? Die Damen und Herren positionieren sich (teilweise arg populistisch) in der Öffentlichkeit, ohne ein einziges Mal selbst nachgefragt zu haben. Was ich diesen Menschen wünsche? Sie mögen niemals selbst zu einer (viel beworfenen) Zielscheibe in der Öffentlichkeit werden.

Und was ich dem DRK und seinem Rettungsdienst-Chef wünsche (unabhängig von der Beurteilung der Sache, da ich eben nicht alle Zusammenhänge kenne)? Möge man sich intern gegenseitig vor allem menschlich stärken. Denn wer einmal selbst in der Öffentlichkeit „zerpflückt“ wurde, weiß, dass es um einen sehr einsam wird. Und dann wird sicherlich auch in den nächsten Wochen beim DRK sinnvoll beraten und entschieden, wie der Rettungsdienst langfristig – so erfolgreich wie in den vergangenen Jahren – mit dem nötigen Vertrauen der Bevölkerung aufgestellt bleiben kann.


Digitaltipp zum Sonntag: Hafen Leer

Sie wollen einmal über den Leeraner Hafen „fliegen“? Das ist jetzt digital ganz unkompliziert möglich. Die Stadtwerke Leer haben eine virtuelle 360-Grad-Tour durch den Industrie- und Handelshafen im Rahmen eines Kooperationsprojektes zwischen Seaports Niedersachsen und neun niedersächsischen Häfen erstellen lassen. Bei dem virtuellen Rundgang ist es möglich, sich in jede Ecke zu bewegen, an den Firmensitzen Informationen abzurufen und sich an einigen Standorten kurze 360-Grad-Videos anzuschauen.

Klicken Sie sich rein unter www.360seaports.de.

Munter holln und schönen Sonntag

HH


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    Holger HartwigAufgeschnappt – 7. März 2021