Von der Prostitution
In der Zeit der Corona-Pandemie gehören Pressemitteilungen aus Ministerien und Behörden ja zum Alltag dazu. Vieles ist dann im „Bürokratendeutsch“ geschrieben und die Kunst der Journalisten ist es dann, daraus eine lesenswerte Geschichte zu machen. Dieser Tage hat auch der Kreis Leer wieder eine Mitteilung zu neuen Regelungen herausgegeben. Soweit alles gut nachvollziehbar – bis auf einen Punkt…
Landrat Matthias Groote ließ dort folgendes im nachfolgenden Wortlaut veröffentlichen: „Körpernahe Dienstleistungen (zum Beispiel Friseur, Kosmetik, Massage, Tattoo) sowie Medizinische Dienstleistungen (zum Beispiel Physiotherapie, Fußpflege und Prostitution) dürfen nur noch mit Geimpften- oder Genesenennachweis oder negativem Testnachweis entgegengenommen werden.“ Prostitution als medizinische Dienstleistung? Da stellt sich doch gleich die Frage, bei welchem Arzt man sich das auf Rezept verschreiben lassen kann. Natürlich war das eine falsche Zuordnung und mittlerweile hat der Kreis die Mittelung angepasst, in dem die Klammer nach Fußpflege steht und Prostitution ein einzelner Punkt der Aufzählung ist. In den sozialen Medien war das Thema gleich „verarbeitet“. Merke: Fehler passieren, aber wenn sie dann dafür sorgen, dass eine Meldung zu 3-G so wahrgenommen wird, dann ist das ein verzeihbarer Fehler. Oder war das etwa bewusst so gemacht? Dann wäre das durch alle Ohren gebrannt…
Von angespannter Stimmung
Der Rat der Stadt Leer hat in seiner konstituierenden Sitzung am Dienstag ein sehr einvernehmliches Bild abgegeben. Hoffentlich geht es so sachlich im Miteinander weiter. Einzig die CDU-Fraktion kann einem etwas Sorgen machen. Denn da stimmt die „Chemie“ wohl nicht mehr. Zwar ist Ursel Nimmrich im Amt der Fraktionsvorsitzenden bestätigt worden (Michael Weber soll des Friedens willen auf eine Kampfabstimmung verzichtet haben), doch gleich in den Tagen danach ist gleich wieder Dampf auf dem Kessel gewesen. Ulf-Fabian Heinrichsdorf zog ja bereits Konsequenzen, wie berichtet. Die Kommunikation zwischen Fraktionschefin und weiten Teilen der Fraktion ist – vorsichtig gesagt- „gestört“. Nimmrich selbst war bei der Fraktionssitzung am Montag und bei der konstituierenden Ratssitzung – ein Höhepunkt in der ehrenamtlichen Ratsarbeit – nicht anwesend. Prognose: Es muss ein kommunikatives und zwischenmenschliches Wunder geben, damit die acht Fraktionsmitglieder wieder vertrauensvoll zusammenarbeiten. Es ist wohl eher die Frage, ob die Fraktionsvorsitzende Nimmrich von sich den fehlenden Rückhalt zum Anlass nimmt, das Amt abzugeben, oder ob die Fraktion ihr mehrheitlich das Vertrauen entzieht. Egal, was da nun passiert, schnell wird wieder der Versuch gemacht werden, die Vorgänge unter dem Blickwinkel „Pro-Ex-Bürgermeisterin Kuhl“-Lager und „Gegen-Ex-Bürgermeisterin-Kuhl“-Lager zu betrachten. Mag sein. Viel wichtiger ist, dass die Fraktion vertrauen- und arbeitsfähig wird. Die Bürgermeisterin ist Geschichte, die Fraktion ist Zukunft. Alle, die für die CDU in den Rat gewählt wurden, werden dieses, weil sie sich für die Stadtentwicklung positiv engagieren sollen. Also: Klarheit im Miteinander schaffen, ganz egal wie – und dann auf das konzentrieren, was erwartet wird: konstruktives Arbeiten und Argumentieren für die Entwicklung der Stadt. Das kann ja wohl nicht so schwer sein. Und wer das nicht kann oder will, sollte Manns/Frau sein, die Sachen packen und anderen Motivierten die Chance zum Gestalten geben.
Von der Weltbühne
Ein Wörtchen mitzureden hat ein Leeraner mit Blick auf die Weltklimakonferenz COP 26 in Glasgow. Reeder Alfred Hartmann, Gründer der gleichnamigen Firmengruppe mit Sitz in der Ledastadt, hat in seiner Funktion als Präsident der Deutschen Reeder (VDR) in diesen Tagen deutlich gemacht, dass die internationale Seeschifffahrt beim Erreichen der Klimaziele klare Vorstellungen hat. Der Repräsentant von Deutschen Reedern ist überzeugt, dass die Schifffahrt eine wichtige, treibende Rolle hat und er unterstützt die Verschärfung der Klimaziele. Bis 2050 müsse die Branche komplett klimaneutral sein – 2018 habe das Ziel noch 50 Prozent gelautet. Derzeit ist die Weltschifffahrt, die global 90 Prozent der Waren transportiert, laut Weltschifffahrtsorganisation IMO für immerhin gut zwei Prozent der weltweiten CO2-Emissionen verantwortlich. Mit der klaren Haltung wolle man der Politik und den forschenden Unternehmen ein starkes Signal senden, damit Investitionen in grüne Kraftstoffe und Technologien beschleunigt und für einen breiten Einsatz tauglich werden könnten. Man darf gespannt sein, welche Taten Hartmann mit seinem Unternehmen setzen wird, um vom Schweröl und Diesel große Schritte hin zum Einsatz alternativer Antriebstechniken zu machen.
Digitaltipp zum Sonntag: Leeranerin als HSV-Sängerin
Sie ist als Jahren als Moderatorin und Coach erfolgreich: Ilka Gronewold. Jetzt macht sie Schlagzeilen, weil sie sich an der neuen Vereinshymne des Hamburger Sportvereins (HSV) versucht hat. „Viva-Ilka“ hat es damit bis in die Bild-Zeitung geschafft. Zitat aus dem Bericht: „Als Moderatorin der „McClip Show“ begeisterte Ilka Groenewold (37) früher im TV-Musiksender „VIVA“ die Teenys. Jetzt ist die süße Winterhuderin unter die Sänger gegangen – mit einem neuen HSV-Song („Das sind wir“).“ Über die musikalische Qualität lässt sich immer gerne streiten (bisher gibt es wenig Zuspruch) – in Sachen Eigen-PR ist die Idee, den HSV-Song zu vertonen aufgegangen. Wer einmal reinhören möchte:
https://www.youtube.com/watch?v=460UFgZrHRo
Schönen Sonntag – vor allem auch allen Fans des Zweitligisten… denn die Hoffnung stirbt bekanntlich zuletzt. Munter holln HH