„Auf einen Tee mit …“ – Heute mit Jens Flink, Chef der Baseball-Abteilung des SV Ems Jemgum
JEMGUM Was bewegt jemanden dazu, im Rheiderland beim SV Ems Jemgum mit den „Dykereeves“ eine Baseball-Mannschaft ins Leben zur rufen? Darüber, über die Faszination dieser US-Sportart, seine Arbeit als Lehrer am Gymnasium, worüber er sich aufregen kann und mehr spricht Jens Flink (41) in der Rubrik „Auf einen Tee mit…“.
Baseball ist für mich…
… eine faszinierende Sportart, weil sie von Respekt geprägt ist und – anders als in anderen Sportarten – der Umgang mit eigenen Fehlern eine große Rolle spielt, wenn man erfolgreich sein möchte. Wenn dann alles klappt, man den Ball weghaut, dann ist das schon ein cooles Gefühl.
Wenn ich Baseball in wenigen Sätzen erklären soll, dann …
… (schmunzelt) sage ich: Das ist Brennball in komplizierter Form. Baseball wird gerne als Metapher auf das Leben bezeichnet – man muss mit Rückschlägen und mit Fehlern klarkommen, aber dann „performen“, wenn es darauf ankommt. Das gibt dem Sport seinen Reiz. Es ist eine Individualsportart in einer Mannschaft. Man steht teilweise drei Stunden auf dem Platz und muss immer hoch konzentriert sein. Es ist komplexer als es auf den ersten Blick aussieht.
Die Idee, in Jemgum eine Abteilung für den amerikanischen Sport ins Leben zu rufen, ist entstanden, weil …
… ich in Braunschweig Baseball gespielt und trainiert habe und ich bei der Rückkehr in den Kreis Leer als Lehrer am Ubbo-Emmius-Gymnasium diesen Sport gern weiter betreiben wollte und zudem Menschen hier die Möglichkeit bieten wollte, diesen Sport kennen zu lernen. Der SV Ems Jemgum war sehr offen für neue Ideen. Ich habe ein Konzept für mehrere Jahre vorgelegt, das wurde angenommen. Heute – drei Jahre später – haben wir guten Zulauf und können sehr zufrieden sein.
Der Name Deichgrafen ist eine Anspielung auf…
… unseren Spielort und die Historie der Region. Der Sportplatz, das Aunt-Emma-Field, liegt direkt am Deich.
Wenn jemand sagt „Spielt doch lieber Fußball…“, dann antworte ich, dass …
… beides sehr schöne Sportarten sind und man sie nicht gegeneinander aufwerten sollte. Es geht beim Sport im Amateurbereich um Spaß und Bewegung – ganz gleich, in welcher Sportart. Je mehr Angebote es gibt, umso besser.
Mit unserem Team wollen wir …
… langfristig Menschen die Möglichkeit geben, Baseball in Jemgum zu spielen. Es soll kein Intermezzo werden.
Nachwuchs für unseren Sport zu finden, ist …
… schwierig, weil wir die passenden Strukturen in der Abteilung noch schaffen müssen. Ich bin überzeugt, dass wir das in den nächsten zwei Jahren angehen, um auch für Kinder und Jugendliche ein Angebot zu haben. Vor allem benötigen wir dazu mehr ehrenamtliche Mitstreiter. Zunächst müssen die Voraussetzungen stimmen, damit es dann auch gut werden kann. Aktuell haben wir aber auch so einen guten Zulauf von Frauen und Männern, die den Sport mal ausprobieren wollen.
Mein Traum für die Baseball-Abteilung bzw. die Mannschaft wäre es, einmal …
… eine Meisterschaft zu feiern. Da ist aktuell hochgegriffen, aber träumen darf man ja. Wir arbeiten auf jeden Fall an diesem Traum.
An Jemgum gefällt mir…
… die Abgeschiedenheit, die Nähe zur Natur und die Möglichkeit eines eigenen Hauses mit Garten.
An Jemgum stört mich, dass…
… gute Sachen, die es hier im Ort gibt oder die geleistet werden, zu wenig gesehen oder zu kritisch beäugt werden.
Meinen letzten Strafzettel habe ich kassiert …
… an meinem ersten Tag als Lehrer am UEG wegen falschen Parkens.
Ich kann mich so richtig aufregen über…
… Populismus – generell rege ich mich aber selten auf.
Ich kann mich so richtig freuen, wenn …
… ich nach Hause komme. Dort fühle ich mich sehr wohl. Zudem freue ich mich, wenn ich auf USA-Reisen bin, Sport, insbesondere Baseball, live im Stadion sehen kann.
Kraft tanke ich, wenn ich…
… am Wasser bin.
Mein schönster Urlaub war…
… New York 2022. An meinem Geburtstag war ich bei den Mets im Derby gegen die Yankee und habe dort einen Ball bei Warm-up fangen können. Meine Freundin sagte, ich war an dem Tag wie ein glückliches Kind.
Mein Lieblingsplatz im Rheiderland ist…
… der Grenzübergang bei Statenzijl.
Plattdeutsch ist für mich…
… meine Erstsprache.
Mein Traineramt und meine Arbeit als Lehrer haben gemeinsam, dass…
… ich mit Menschen zusammen bin und versuche, diesen die Freude an etwas zu vermitteln.
Lehrer in Ostfriesland zu sein, ist …
… wunderschön, weil wir am UEG ein tolles Kollegium, sehr nette Schülerinnen und Schüler und sehr viele respektvolle Eltern haben.
Wenn jemand sagt, Lehrer haben ja zu viel Ferien, dann antworte ich…
… meist ironisch, bisweilen sarkastisch. Es gibt Stereotype, die so fest verankert sind, dass eine vernünftige Argumentation selten zielführend wäre. Unser Berufsfeld besteht nicht nur aus Unterrichten und Korrigieren, da sind mittlerweile viele Aufgabenbereiche zugekommen, die wir auch mit in die Ferien nehmen. Aber generell weiß ich den Luxus, den ich als Lehrer durch die Ferien habe, sehr zu schätzen.
Wenn ich einen Tag lang ein anderer sein könnte, dann wäre ich gerne einmal…
Ich bin absolut zufrieden, Jens Flink zu sein.
Wenn ich drei Wünsche frei habe, dann…
… wünsche ich mir Gesundheit, einen respektvolleren Umgang miteinander in der gesamten Gesellschaft und mal einen Superbowl live zu erleben. Generell versuche ich aber, mir die Wünsche, die ich habe und deren Umsetzung ich beeinflussen kann, zu erfüllen.
Jens Flink (41) – hier bei einem Besuch eines Spiels der New York Yankees – hat vor drei Jahren die bisher einzige Baseball-Abteilung im Kreis Leer ins Leben gerufen. Beim SV Ems Jemgum spielen nun die „Dykereeves“(Deichgrafen) regelmäßig die US-Sportart.
Foto: privat