„Beim Haus des Sports das Schild abnehmen“

Artikel teilen

Es fehlt am Konzept in Leer“ – Vorsitzender des Ostfriesischen Turn- und Sportfördervereins e.V. reagiert auf Kolumnen zur Situation des Sports und der Innenstadt in Leer

LEER „Der Sport als fünftes Rad am Wagen“ – das war das Thema der Kolumne am vergangen Sonntag (hier klicken Kolumne: Der Sport als fünftes Rad am Wagen ). Mit deutlichen Worten hat Tom Bohmfalk, Vorsitzender des Ostfriesischen Turn- und Sportfördervereins e.V., auf die Bestandsaufnahme des Leeraner Sports reagiert. „Vor zweieinhalb Jahren habe ich dem Sportausschuss den kostenlosen Fachvortrag von dem anerkannten Experten Jürgen Koch angeboten. Dies wurde mit der Begründung abgelehnt, dass dies die Stadt Leer selber könne und keinen Bedarf dafür hätte. Bis heute gibt es kein Konzept und die Frage ist auch, wer im Sportausschuss überhaupt für dieses Thema kompetent ist“, so Bohmfalk.

Bohmfalk stellt in seiner Analyse der Situation fest, dass „grundsätzlich die Mitgliederzahlen in den Sportvereinen in Leer im Vergleich zu anderen Städten und Gemeinden rückläufig sind.“  Der Leeraner, der sich seit mehr als 30 Jahren für den Sport in der Region in unterschiedlichen Vereins- und Verbandsfunktionen engagiert, hat die Gründe dafür zusammengestellt. Aus seiner Sicht sind entscheidende Faktoren:

  • „In den zurückliegenden 30 Jahren ist der Fokus in der Vereinsförderung hauptsächlich bei den Fußballangeboten. So hat schon eine Expertise von Prof. Dr. Dieckert 2001 im Auftrag der Stadt Leer ergeben, dass in der Stadt Leer überproportional ein Angebot an Fußballplätzen und eine Unterversorgung an Turn- und Sporthallen ist. Dies hat Auswirkungen auf das Sport – und Bewegungsangebot der Vereine und damit auf die Attraktivität des Vereinsangebot. Der mitgliederstärkste Verein TV Leer hat zum Beispiel eine abgängige Turnhalle für seine Angebote – hier gibt es im Rahmen der Stadtentwicklung kein Konzept zur Verbesserung.“
  • Keiner der Leeraner Sportvereine hat eine Geschäftsstelle als regelmäßigen Anlaufpunkt für interessierte Mitglieder und der KreisSportbund Leer (KSB) hat seine Geschäftsstelle in Hesel, was für die Ehrenamtlichen der Vereine ein zu weiter Weg ist und auch für an ehrenamtlicher Tätigkeit in Sportvereinen Interessierte kein Anlaufpunkt ist. In Hesel werden 400.000 für die Geschäftsstelle des KSB ausgegeben und in Leer ist das „Haus des Sports“ ein Schandfleck in der Innenstadt. Es gibt zwar das Haus, doch es wird Zeit, dass das Schild abgehängt wird.“
  • „Es gibt keine konzeptionelle Ehrenamtsförderung der Stadt Leer. Stattdessen werden eigenständige hauptamtliche Angebote der Kinder- und Jugendförderung ohne Unterstützung der Vereine angeboten. Ein Kooperationsangebot des Vereins SC 04 Leer mit dem Jugendzentrum wurde abgelehnt.

Bohmfalk bezieht auch Stellung zu einem weiteren Bericht (Das Sonntagsthema: Abwarten und Tee trinken hilft nicht. ). Zur Entwicklung der Leeraner Innenstadt bzw. der Fußgängerzone schreibt er: „Bereits vor längerer Zeit habe ich der Werbegemeinschaft den Vorschlag gemacht, mit Sportvereinen eine Kinderbetreuung am Samstag einzurichten. Bei IKEA ist dieses Modell seit über 40 Jahren erfolgreich.“ Bisher habe es darauf keine Rückmeldung von Seiten der Werbegemeinschaft gegeben.

Darüber hinaus sei es aus seiner Sicht sinnvoll, aus dem heutigen Jugendzentrum an der Friesenstraße ein Familienzentrum zu machen. „In Bunde ist das so umgesetzt worden. Auch das würde die Innenstadt attraktiver machen.“

Bohmfalk kündigt an, dass er mit Blick auf die Sportentwicklung weiter das Gespräch mit der Politik und vor allem mit dem neuen Bürgermeister Claus-Peter Horst suchen will.

Das ist der Ostfriesischen Turn- und Sportförderverein e.V.

Der Ostfriesische Turn- und Sportförderverein wurde im April 2008 durch die Vorstände der ostfriesischen Turnkreise Aurich – Emden – Leer – Wittmund und des StadtSportBundes Emden in der Ostfriesischen Landschaft mit Unterstützung des Präsidenten Helmut Collmann gegründet. Die Idee entstand durch die Benefiz-Veranstaltung „Ostfriesische Turnshow“, die 2005 und 2007 in Emden vor jeweils 2000 Zuschauern durchgeführt wurde. Der Überschuss dieser Veranstaltung soll für soziale Zwecke im Sport und Turnen durch den Förderverein an ostfriesische Turn- und Sportvereine verteilt werden. Ziele des Vereins sind die Förderung der Ostfriesischen Turnshow als Darstellung der ehrenamtlichen Arbeit in den Vereinen, die finanzielle Unterstützung von Bewegungsprojekten für sozial benachteiligte Kinder und Jugendliche sowie die Förderung von Vorträgen, Tagungen und Veranstaltungen zu allen Themen des Sports. Mehr Infos: www.ots-ev.de

Holger Hartwig„Beim Haus des Sports das Schild abnehmen“